15.02.2010
Die Entwicklung der Medizintechnik in Berlin 2009/2010
Interview mit Dr. Helmut Kunze,
Kompetenzfeldmanager Medizintechnik und Leiter TSB medici
Wie hat sich die Medizintechnik in unserer Region entwickelt?
In den letzten Jahren sind wir gut vorangekommen. Man darf heute mit Fug und
Recht sagen, dass Berlin mehr denn je ist eine der führenden Regionen in
der Medizintechnik ist. Das Wachstum der Unternehmen der Region hinsichtlich
Anzahl, Umsatz und Mitarbeiter, das große wissenschaftliche Potenzial mit
hohen Drittmitteleinwerbungen der wissenschaftlichen Einrichtungen und
Kliniken, die vielfältigen Aktivitäten in Netzwerken und Verbundprojekten sowie
der erfolgreiche Technologiertransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind
Garanten für eine dynamische Entwicklung dieses Technologiefeldes in
Berlin-Brandenburg.
Die TSB hat untersuchen lassen, wie sich die von ihr betreuten
Technologiefelder über einen Zeitraum von mehreren Jahren entwickelt
haben. Danach arbeiteten im Jahre 2003 rund 5.700 Menschen in der
Berliner Medizintechnik, 2007 waren es bereits 8.500. Auch die
Umsatzentwicklung der Unternehmen in diesem Zeitraum zeigt, dass der Trend zu
überdurchschnittlich hohen Zuwachsraten anhält. Wurden im Jahre 2003 in Berlin
Produkte und produktionsnahe Dienstleistungen in Höhe von rund 910 Millionen €
umgesetzt, so waren es 2007 rund 1.340 Millionen €. Die Medizintechnikbranche
hebt sich damit seit Jahren mit positiven Wachstumszahlen gegenüber der
sonstigen Wirtschaft ab. Auch im Krisenjahr 2009 erwarte ich für die Branche
nicht die teils gravierende Einbrüche wie in anderen Branchen. Die deutete sich
zum Jahresende auch auf der Medizin-Messe Medica an.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte bestimmen die Arbeit von TSB medici?
Die Tätigkeit von TSB Medici umfasst das Kompetenzfeldmanagement für die
Medizintechnik und erfolgt im Rahmen des Masterplans Medizintechnik. Die
Umsetzungsinstrumente dafür sind Projekte, Netzwerke, Zentren und
infrastrukturelle Maßnahmen. Für den Masterplan wurden vier Schwerpunkte
benannt, die aufgrund der bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden
Bedeutung in Wissenschaft und Wirtschaft und ihrer volkswirtschaftlichen
Relevanz verstärkt entwickelt werden. Dies sind die Themen Bildgebung,
Onkologie, Herz/Kreislauf sowie Telemedizin einschließlich medizinischer
Informatik. Unser Masterplan Medizintechnik Berlin-Brandenburg ist
gleichzeitig eines der Handlungsfelder im länderübergreifenden Masterplan
Gesundheitswirtschaft.
Ganz wichtig ist die Netzwerk-Arbeit. TSB Medici initiierte die Netzwerke
Imaging Netzwerk Berlin (INB) und Medizintechniknetzwerk Berlin-Brandenburg
"medtecnet -BB" und managt sie heute. In beiden Netzwerken wurden
zahlreiche Projekte und Kooperationen in Forschung und Entwicklung angebahnt
und umfangreiche Finanzierungen eingeworben. Das Netzwerk INB umfasst 13
Netzwerkpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Das medtecnet-BB intensivierte
seine Arbeit nachhaltig und ist inzwischen auf zehn Netzwerkpartner
angewachsen.
Außerdem begleitet TSB Medici die medizintechnischen Projekte des Zukunftsfonds
Berlin fachlich von der Konzipierung der Projektidee über die Antragstellung
bis zum Projektabschluss.
Was waren für die Medizintechniker die Highlights des Jahres 2009?
Neben dem "Treffpunkt Medizintechnik" war der nationale Kongress
"Molekulare
Bildgebung 09" eines der Highlights der diesjährigen Veranstaltungsserie
zur Medizintechnik in der Region. Die gute Zusammenarbeit im "Imaging
Netzwerk Berlin" hat es ermöglicht, diesen Kongress in Berlin
durchzuführen.
Der Erfolg des Projektes FONTANE der Region Nordbrandenburg und der Charité -
Universitätsmedizin Berlin am Wettbewerb "Gesundheitsregionen der
Zukunft" des BMBF zeigt, dass mit der Telemedizin in der Region ein
richtiger Schwerpunkt gesetzt wurde, der insbesondere für eine länderübergreifende
Zusammenarbeit zwischen Brandenburg und Berlin bei der telemedizinischen
Betreuung medizinisch unterversorgter Regionen in Brandenburg hohe Relevanz
hat.
Es wäre wünschenswert, wenn die Politik beider Länder diesen Erfolg in der
inhaltlichen Zusammenarbeit in Medizintechnik und Telemedizin in Berlin und
Brandenburg zum Anlass nehmen würde, nunmehr auch eine länderübergreifende
Finanzierung von FuE-Projekten und infrastrukturellen Maßnahmen auf den Weg zu
bringen. In Netzwerken wie dem medtecnet-BB ist diese Zusammenarbeit schon
lange selbstverständliche Praxis.
Nach der erfolgreichen Teilnahme der Region im BMBF-Wettbewerb der
Gesundheitsregionen wird das Verbundprojekt "SmartSenior" durch
dieses Ministerium mit insgesamt 25 Mio. € unter maßgeblicher Beteiligung von
Partnern aus Berlin und Brandenburg gefördert.
Was sind die Trends für die kommenden Jahre?
TSB Medici als Kompetenzfeldmanager beobachtet auch die Gesamtentwicklung und
spürt neue Trends und die damit verbundenen Chancen für die Region auf. So
arbeitete TSB medici aktiv an einer Potenzialanalyse zur Telemedizin der ZAB
mit, die die besonderen Perspektiven untersuchte, die sich einem Flächenland
wie Brandenburg mit der Telemedizin bieten.
Weiterhin wirkte TSB Medici aktiv an der Zusammenführung der Berliner und
Brandenburger Aktivitäten, Initiativen und Netzwerke zur Telemedizin mit. Die
Telemedizin soll insbesondere durch die Unterstützung bei der Einführung von
IT-Anwendungen in Kliniken und Praxen (elektronische Patientenakte,
Krankenhausinformationssysteme, Bilddatenarchivierung, Home Care-Anwendungen)
sowie die gezielte Akquisition von Verbund- und Technologieprojekten zur
Telemedizin, zu eHealth und zur integrierten Versorgung erfolgen.
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