Berliner Industrie Spitze bei Innovationen

04.05.2010

Berliner Industrie Spitze bei Innovationen

 

 Berlin ist in den vergangenen Jahren auf dem Weg zu einem leistungsfähigen und innovativen Industriestandort ein gutes Stück vorangekommen - die deutsche Hauptstadt ist Spitzenreiter im Länderranking Forschung- und Entwicklungseinsatz im Verarbeitenden Gewerbe.

 Beim Forschungspersonal rangiert Berlin, zwar mit schwankenden Werten, aber doch bereits seit 1993 beständig auf dem ersten Platz. Der Anteil des Forschungs- und Entwicklungspersonals an der Gesamtbeschäftigtenzahl in der deutschen Hauptstadt übertraf zuletzt mit 9,7% den gesamtdeutschen Durchschnitt um 4,4 Prozentpunkte. Im Jahr 1991 war der Abstand noch wesentlich geringer, der Anteil des Forschungspersonals im industriellen Sektor lag in Berlin bei 3,6% und in Deutschland bei 3,3%.

 Auch die drei süddeutschen Länder Baden-Württemberg (7,1%), Bayern (5,9%) und Hessen (8,1%) sowie der andere große Stadtstaat Hamburg (6,9%) schneiden beim industriellen Forschungspersonal überdurchschnittlich gut ab. Die Schlusslichter stellen Mecklenburg-Vorpommern (2,2%), Brandenburg (2,2%), Sachsen-Anhalt (1,7%) und das Saarland (1,3%) dar. Zudem haben die Länder Thüringen (3,2%) und Sachsen (4,4%) bereits das Niveau Schleswig-Holsteins (2,8) übertroffen und liegen nun knapp hinter Nordrhein-Westfalen (3,6%) bzw. Sachsen vor Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (4,1).

 Parallel zum Personal gelang es den Berliner Industrieunternehmen auch bei den Aufwendungen eine gute Position zu belegen. Beim Verhältnis Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen zum Umsatz liegen die drei Länder Hessen (4,5%), Baden-Württemberg (4,2%) und Berlin (3,7%) deutlich und Bayern (2,9%) knapp über dem Bundesdurchschnitt (2,5%). Hamburg (1,3%) rangiert hier weit abgeschlagen auf Rang zehn.

 Durch die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung konnte vor allem die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Industrie gestärkt und gesichert werden. Denn Aufwendungen, die der Weiter- bzw. Neuentwicklung von Prozessen dienen, führen letztlich zur Rationalisierung der Produktion. Erwirtschaftete ein Industriebeschäftigter in Berlin 1991 lediglich 34.100 EUR, so waren es im Jahr 2008 bereits 74.900 EUR (+120%). Im Zuge dieser Innovationsprozesse gelang es den Berliner Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes ihre Exportquote (gemessen als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz) nahezu zu vervierfachen - von 10,5% im Jahr 1991 auf 38,6% im Jahr 2008.

 Die öffentlichen Forschungsinstitutionen des Bundes und Landes erhöhen die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Wirtschaft um umfangreiche Beträge. Die Forschungsaufwendungen im Sektor Staat und Hochschulen liegen in Berlin bei 2,0% des Bruttoinlandsprodukts. Im gesamten Bereich Wirtschaft liegt der entsprechende Wert in Berlin bei 1,4%. Die Forschungsaufwendungen aller Sektoren zusammen - Staat, Hochschulen und Wirtschaft - betragen in Berlin somit 3,4% des Bruttoinlandsprodukts. Nur Baden-Württemberg hat mit 4,4% im Ländervergleich einen besseren Wert. Für Deutschland insgesamt und für Hamburg betragen die entsprechenden Werte lediglich 2,5% bzw. 1,9%. Den Beschluss des Rates der Europäischen Union, bis zum Jahr 2010 die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen in der EU auf einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 3% zu erhöhen, hat Berlin bereits seit 1995 erfüllt.

 Die Ausgabe von „Berlin aktuell" zum Thema „Innovationsstandort Berlin" sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie in unserem Download-Center, Bereich „Volkswirtschaftliche Publikationen", unter der Adresse www.ibb.de

 

    Pressemitteilung IBB - Berlin, den 4. Mai 2010



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Hier der komplette Bericht   (12 Seiten) zum Download:


http://www.ibb.de/portaldata/1/resources/content/download/newsletter/berlin_aktuell/kn_ba_innovationen_100430.pdf

 

 Berlin aktuell

Innovationsstandort Berlin

 

 (Auszug)

 

Fazit

 

Berlin - Stadt der Chancen

 

 

Mit einer Palette von aufeinander abgestimmten Maßnahmen wurden in den vergangenen Jahren die Voraussetzungen geschaffen, die Leistungsfähigkeit Berlins weiter zu erhöhen. Mit der zielgenauen Ausrichtung der Innovationspolitik auf die Kompetenzfelder Bio- und Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Verkehrssystemtechnik und aktuell Energietechnik wurden wichtige Initiativen auf den Weg gebracht. Denn diese Wachstumsbranchen sind immer stärker in die Forschungsprozesse eingebunden und dabei nicht nur in den Spitzenforschungsprozessen. Sie sind die treibende Kraft der technologischen Weiterentwicklung und sie bauen zum Teil auf traditionellen regionalen Industrieschwerpunkten auf. Die Berliner Kompetenzfeldbranchen profitieren von der einzigartigen Wissenschaftslandschaft sowie deren zunehmenden Verknüpfungen mit der Wirtschaft.

 

Soll der Wirtschaftsstandort Berlin jedoch seine internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter stärken und in der Weltspitze mitspielen, dann müssen sich die heimischen Unternehmen neben der Ausrichtung auf „Spitzentechnologien" noch stärker in den „Gehobenen Gebrauchstechnologien" engagieren - hier sind noch Potenziale zu realisieren. Bei den mittleren Technologien suchen verstärkt die aufholenden Schwellenländer Anknüpfungspunkte für ihre technologische Entwicklung. Sie können in diesen Bereichen vor allem ihre Kostenvorteile in die Waagschale werfen.

 

Für Berlin würden sich zudem Anknüpfungspunkte im Verkehrsbereich anbieten. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Verkehrsaufkommens, der Verknappung fossiler Energieträger, der Herausforderung des Klimawandels sowie der Sicherung der wirtschaftlichen Attraktivität von Städten, erscheint es dringend notwendig, den Verkehr effizienter zu gestalten. Mobilität wird künftig nicht mehr nur durch einen einzelnen Verkehrsträger oder eine bestimmte Technologie effizient zu erbringen sein. Der Schwerpunkt der Entwicklung in den nächsten Jahren wird daher weltweit in einer Effektivitätssteigerung des Gesamtverkehrssystems (z. B. mit Elektroantrieben) liegen.

 

Konzepte und Lösungen für Verkehrsleistungen werden daher in den nächsten Jahren zu einem Schlüssel für Stadtentwicklung, Klimaveränderung, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. Für Berlin hat die Verkehrstechnik erhebliche Bedeutung. In rund 4.300 Unternehmen und nahezu 80 Forschungseinrichtungen sind rund 33.000 Menschen beschäftigt. Werden BVG, Bahn und S-Bahn hinzugezählt, verdoppelt sich diese Zahl.

 

 

Berlin muss dabei das vorhandene Forschungs- und Wissenschaftspotenzial professioneller nutzen. Zu einer Innovation gehört nicht nur die wissenschaftliche Erkenntnis sondern auch ihre Umsetzung in ein marktfähiges Produkt oder eine Dienstleistung. Im wissenschaftlichen Bereich wird der Aufwand oft unterschätzt, aus einem Forschungsergebnis ein verkaufsfähiges Produkt zu entwickeln. Impulsgeber für Innovationen muss der Markt sein, diese Rolle können die Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen nicht übernehmen. Hier ist vor allem ein noch besseres Zusammenspiel zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen wichtig. Von der Forschung der hiesigen Universitäten und Unternehmen profitieren oft andere Regionen. Forschungsergebnisse, die aus Berlin stammen, werden in München oder Stuttgart in Produkte umgesetzt und führen dort zu wirtschaftlichen Erfolg. Die Zukunft Berlins liegt daher in so genannten Technologieparks wie Adlershof und Buch, in denen Wissenschaftler und Unternehmer eng zusammenarbeiten.

 

Fortschritte beim Strukturwandel

 

Alles in allem zeigt die Analyse, dass Berlin in den vergangenen Jahren auf dem Weg zu einem leistungsfähigen und innovativen Industriestandort ein gutes Stück vorangekommen ist. Als Spitzenreiter im Bundesländerranking bei der FuE-Intensität zeichnet sich die Berliner Industrie vor allem durch seine Erfolge bei der Exportsteigerung aus. Das unterstreicht die gestiegene internationale Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft. Die Exportquote des Verarbeitenden Gewerbes in Berlin (gemessen als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz) hat sich von 10,5% im Jahr 1991 kontinuierlich auf 38,6% im Jahr 2008 erhöht. Diese positive Entwicklung gilt es durch weitere Innovationsanstrengungen zu verfestigen und zu verstetigen, denn Industrie und industrienahe Dienstleistungen sind wichtige Wachstumsmotoren für eine positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Berlin.

 

Aber auch die Produktivität konnte in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt werden. Denn FuE-Aufwendungen, die der Weiter- bzw. Neuentwicklung von Prozessen dienen, führen letztlich zur Rationalisierung der Produktion. So erwirtschaftete ein Industriebeschäftigter in Berlin 1991 lediglich 34.100 EUR, im Jahr 2008 waren es bereits 74.900 EUR (+120%). Mit dieser Entwicklung darf sich Berlin allerdings nicht zufrieden geben. Der Einsatz von FuE macht sich nur langfristig bemerkbar - größerer Einsatz bei FuE heute führt zu höherer Innovation morgen. Berlin muss aber nicht nur die Präsenz seiner innovativen Branchen weiter ausbauen um im Standortwettbewerb weiterhin einen vorderen Platz im Bereich Forschung und Entwicklung zu belegen, sondern gleichzeitig versuchen, mit neuen Produkten unabhängiger vom Heimatmarkt zu werden. Die Verbesserung des konjunkturellen Klimas wird die Unternehmen veranlassen, sich am Wirtschaftsstandort Berlin wieder stärker in FuE zu engagieren.

 

 

Herausgeber:

Investitionsbank Berlin

Volkswirtschaft

Hartmut Mertens

Telefon: 030/2125-4738

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