02.12.2009
„Deutscher Qualitätspreis Gesundheit 2009" geht an den Wegbereiter der Qualitätssicherung in der Medizin Hans Konrad Selbmann
30.11.2009
- PE auch hier zu lesen
Im Rahmen des „3. Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit" erhielt der Mathematiker Prof. Dr. Hans Konrad Selbmann am 26. November in Berlin den mit 10.000 Euro dotierten „Deutschen Qualitätspreis Gesundheit 2009". Mit der Auszeichnung würdigt Gesundheitsstadt Berlin Selbmanns vorbildliches Engagement auf dem Gebiet der Qualitätssicherung und Patientensicherheit in der Gesundheitsversorgung. Selbmann sei der „Wegbereiter für die Qualitätssicherung in der Medizin in Deutschland", betonte der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesgesundheitsministeriums Daniel Bahr (FDP) in seiner Laudatio.
17.000 Todesfälle sind die Folge fehlerhafter Krankenhausbehandlungen
In
Deutschland enden pro Jahr - auf Grund von vermeidbaren Fehlern - rund
17.000 Krankenhausbehandlungen tödlich. Bis zu 180.000 nosokomiale
Infektionen wären nach Angaben der Hygieneexpertin Prof. Petra
Gastmeier vermeidbar, wenn selbstverständliche Hygienemaßnahmen
eingehalten würden. „Der Handlungsbedarf ist enorm und er wird mit der
demografischen Entwicklung und der damit verbundenen Zunahme chronisch
kranker und multimorbider Patienten weiter wachsen", erklärte
Kongresspräsident Ulf Fink. Daher müsse ein wirksamer Ordnungsrahmen
für einen Qualitätswettbewerb geschaffen werden.
„In Deutschland
gibt es weder einen echten Qualitätswettbewerb noch eine koordinierte
Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sektoren", monierte Prof.
Matthias Schrappe, Leiter des Instituts für Patientensicherheit an der
Universität Bonn. „Informationsbrüche zwischen den Sektoren führen aber
zu erheblichen Qualitäts- und Sicherheitsproblemen."
GBA erarbeitet sektorenübergreifende Qualitätssicherung
Noch
gibt es keine Indikatoren, die die Qualität der ambulanten und
stationären Versorgung zugleich messen können. Diese Aufgabe hat jetzt
der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) übernommen und für die Entwicklung
sektorenübergreifender Qualitätsindikatoren das Heidelberger
AQUA-Institut beauftragt. Bis Anfang Dezember wird AQUA ein
Methodenpapier vorlegen, das neben der Behandlung von Akutkranken auch
die Versorgung chronisch kranker und multimorbider älterer Patienten in
die Betrachtung einbezieht. „Die Parameter müssen längere und
komplexere Versorgungsprozesse sektorenübergreifend abbilden", sagte
Prof. Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts.
Größere Anbieternetze sollen in Zukunft die regionale Gesundheitsversorgung sicherstellen
Im
Sondergutachten 2009 hatte der Sachverständigenrat ein Konzept zur
generationenspezifischen Versorgung vorgelegt. Darin schlägt der Rat
ein Zukunftsmodell vor, das in einer koordinierten,
generationenspezifischen und nach regionalen Bedürfnissen
differenzierten Gesundheitsversor¬gung besteht. „In Zukunft wird es
nicht der Landarzt mit der Tasche sein", sagte Schrappe, der das
Gutachten mit erarbeitet hat, „vielmehr wird die ambulante Versorgung
durch größere Anbieternetze im Sinne des Patient Centered Medical Home
übernommen." In diesem Modell hat jeder Patient einen persönlichen
Arzt, der ein Team von Gesundheitsprofessionals leitet, das für die
Behandlung verantwortlich ist.
Pay-for-Performance als Schrittmacher für mehr Qualitätswettbewerb
Strukturveränderungen
können nur erfolgreich sein, wenn die Beteiligten von ihrem Nutzen
überzeugt sind. Aus diesem Grund sollten Anreizsysteme wie etwa mehr
Geld für bessere Leistung (Pay-for-Performance) geschaffen werden,
meinten die Experten in Berlin. „Wichtig ist uns die Motivation und
nicht die Abschreckung der Ärzte, sagte Dr. Axel Munte,
Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB).
Die KVB hatte mit Qualitätsprüfungen und qualitätsabhängiger
Leistungsvergütung für Aufsehen gesorgt. Von 1.000 Einrichtungen, die
in Bayern Endoskopien durchführten, seien heute noch ganze 450 auf
diesem Gebiet tätig. „Jeder hatte die Chance, die Prüfung zu bestehen",
erklärte Munte. „Das ist echter Qualitätswettbewerb."
Auf dem 3. Nationalen Qualitätskongress Gesundheit
trafen sich am 26. und 27. November 2009 in Berlin rund 400 Entscheider
aus Medizin, Wissenschaft, Krankenhausmanagement, Politik und
Kostenträgern, um Weichen für die Qualitätssicherung in der
Gesundheitsversorgung zu stellen.
http://www.qualitaetskongress-gesundheit.de/
Pressekontakt
Dr. Franz Dormann
Gesundheitsstadt Berlin e.V.
Französische Straße 23
10117 Berlin
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Fax +49 (0)30 - 7001176 -11
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