Energietechnik und Energieeffizienz

15.07.2010


1.3.2 Energietechnik

 

 Die Energietechnik stellt innerhalb der umwelttechnologischen Leitmärkte in Deutschland und Berlin einen wichtigen Schwerpunkt und Innovationstreiber der Green Economy dar. Allein bei Technologien für Energieeffizienz hält Deutschland einen Weltmarktanteil von 17 Prozent. Der weltweite Markt für Heizungs- und Klimatechnik wird auf 80 Milliarden Euro geschätzt, mit einem Wachstum von fünf Prozent pro Jahr. Noch größere Potenziale liegen demzufolge bei energieeffizienten Geräten im Haushalts- und Medienbereich (geschätztes Weltmarktvolumen: 100-120 Milliarden Euro).

 

Auch der Bereich der Erneuerbaren Energien ist durch eine hohe Wachstumsdynamik bei Umsatz und Beschäftigung geprägt. Nach Berechnungen des DIW wuchs die Beschäftigung im Bereich der Erneuerbaren Energien von 57.000 Beschäftigten (1998) auf 278.000 Beschäftigte im Jahr 2008.

  

Energietechnik in Berlin

 

 

Mit der politischen Entscheidung, die Energietechnik zum sechsten Kompetenzfeld in Berlin und zum gemeinsamen Zukunftsfeld in der Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg zu ernennen, hat die Branche verstärkte Aufmerksamkeit in der Region erhalten.  ( Vogel, S. (2008): Das Technologiefeld Energie in der Region Berlin-Brandenburg.)

 

Prioritäre Handlungsfelder, in denen Berlin über besonders große Potenziale verfügt und die daher als separate Handlungsfelder im Kompetenzfeld geführt werden, sind: Photovoltaik,  Energieeffizienztechnologien, Turbomaschinen, Elektrische Netze sowie Erneuerbare Energien insgesamt. Diese Handlungsfelder sind auch Gegenstand einer detaillierten Analyse, welche die Technologiestiftung Berlin zurzeit in Form eines Masterplans Energietechnik vornimmt. Vom Masterplan und den Handlungsvorschlägen für die einzelnen Felder können weitere Impulse für die Entwicklungen dieses Wachstumsmarktes erwartet werden.

 

Weitere Schwerpunkte des Leitmarkts Energietechnik in Berlin liegen neben den genannten Handlungsfeldern in den Bereichen Lichttechnik, Solarthermie oder Brennstoffzellen- und Wasserstofftechnologien. Von herausragender Bedeutung für das Handlungsfeld Energietechnik ist darüber hinaus der Themenbereich „Technologien für mehr Energieeffizienz". Das vom Land Berlin mit der Berliner Energieagentur entwickelte Modell der Energiesparpartnerschaft (ESP), in dem öffentliche Liegenschaften über Contracting-Modelle Energie sparen, erfährt internationale Beachtung. Seit 1996 konnten auf diesem Wege in den rund 1.300 betroffenen Gebäuden erhebliche Einsparungen erzielt werden - die Vermeidung von CO2-Emissionen summiert sich nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz auf rund 60.000 Tonnen jährlich.

 

Der Bereich nachhaltiger Mobilität als Teil des Zukunftsfeldes Energietechnik gewinnt in Berlin nicht nur aufgrund der hohen Aufmerksamkeit für den Teilmarkt Elektromobilität an Bedeutung. Alternative Antriebe werden in verschiedenen Modell- und Forschungsprojekten gefördert, so im Rahmen der Clean Energy Partnership (CEP), die sich mit der Alltagstauglichkeit des Energieträgers Wasserstoff als Kraftstoff in Fahrzeugen beschäftigt.

 

Potenziale in der Berliner Energietechnik

 

Die Innovationsstärke der Berliner Umweltwirtschaft stützt sich zu einem wesentlichen Anteil auf die ausgezeichneten Voraussetzungen für Wissenschaft und Forschung im Bereich Energietechnik. Allein 26 wissenschaftliche Einrichtungen beschäftigen sich in Berlin mit energierelevanten Themen. Zahlreiche internationale Leuchttürme zum Beispiel in der Photovoltaik oder themenübergreifend mit dem Innovationszentrum Energie an der TU Berlin sorgen für eine hervorragende wissenschaftliche Basis und den dringend notwendigen Nachschub an Fachkräften. Neben der energietechnischen Forschung bestehen hohe Kompetenzen in der Klimaforschung. Berliner und Brandenburger Institutionen (das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und die TU Berlin) sind im Rahmen des European Institute of Innovation and Technology (EIT) Partner eines der so genannten Climate-Knowledge and Innovation Centres (KIC).

 

Im Bereich der Energieerzeugung sind in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen und Modernisierungen im Berliner Kraftwerkspark zu erwarten. Im Rahmen seines Energiekonzepts für Berlin hat der Energieversorger Vattenfall angekündigt, seinen  CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 50 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Zu diesem Zweck sind unter anderem Ersatzinvestitionen am Standort Klingenberg oder in Lichterfelde geplant. Im Norden Berlins wird das neue Biomasse-Heizkraftwerk im Märkischen Viertel den Einsatz erneuerbarer Energien in der Stadt voranbringen.

Hohes Wachstumspotenzial liegt im Bereich Elektromobilität für Pilotanwendungen und die Entwicklung technologischer Innovationen.

 

Die Bundesregierung hat bei der Elektromobilität das Ziel ausgegeben, in den nächsten zehn Jahren 1 Million Elektroautos aus deutscher Herstellung auf deutsche Straßen zu bringen. Dieses Vorhaben wird unter anderem mit der Einrichtung von 8 Modellregionen vorangetrieben, zu denen auch die Region Berlin-Potsdam zählt. Die Koordination der Modellaktivitäten liegt beim TSB FAV - Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik. In einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel hat sich der

Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dafür eingesetzt, Berlin zur Modellstadt für Elektromobilität in Europa zu entwickeln.

 Berlin bietet Flächen in Tegel als Standort für ein Entwicklungszentrum Elektromobilität, kündigt ein konkretes Angebot für den Schwerpunkt Batteriezellenfertigung an und bietet eine konzentrierte Zusammenarbeit für einen großen Feldversuch an. Parallel hat die Berliner CDU ein Konzept („Etropolis") vorgelegt, das auf zwei Schwerpunkten beruht: Zum einen sollen Unternehmen und Senat gemeinsam eine Plattform organisieren (Etropolis e.V.), die in einem ersten Schritt eine Sammelbestellung über 20.000 Elektrofahrzeuge für Behörden und Unternehmen organisieren soll. In einem zweiten Schritt sollen Privatpersonen 10.000 Elektromobile anschaffen.

 Ebenso wie die Wasserwirtschaft schreitet auch die Vernetzung der Energietechnik in Berlin voran. Zu nennen sind hier beispielhaft das Berliner NetzwerkE unter Leitung der Berliner Energieagentur, der Verein Solarregion Berlin-Brandenburg oder die diversen Netzwerkaktivitäten der TSB im Rahmen des Kompetenzfeldmanagements Energietechnik.

 

 

Zahlen und Fakten für Berlin

 

- Mehr als 350 Berliner Unternehmen im energietechnischen Bereich mit rund 29.000 Mitarbeitern

-  Davon 22.000 Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe, 6.000 bei Energieversorgern und mindestens

1.000 in Dienstleistungsfirmen

-  Rund 1.800 Beschäftigte in der Photovoltaik-Industrie - 40 Prozent aller deutschen Photovoltaikmodule

kommen aus Berlin

-  500 Wissenschaftler mit energierelevantem Schwerpunkt

-  Berlin-Brandenburg: höchste Dichte an Turbomaschinenherstellern in Europa

-  Anteil Erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch (2007): 2,3 Prozent

-  Längstes Fernwärmenetz Westeuropas (1.500 km)



2.1 Energieeffizienz: Pole Position für die Berliner Wirtschaft

 

 Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Dies wurde unter anderem im klimapolitischen Arbeitsprogramm des Senats von 2008 verankert. Gemäß der Verursacherbilanz summierten sich die CO2-Emissionen in Berlin im Jahr 2007 (aktuellster verfügbarer Datenstand) auf 19,9 Millionen Tonnen. 1990 betrugen die CO2-Emissionen noch 29,3 Millionen Tonnen.

 

 

Um das 40-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2020 Ziel zu erreichen, muss insbesondere der Energieverbrauch in der Hauptstadt weiter gesenkt werden. In Berlin ist es dabei bereits gelungen, den Primärenergieverbrauch seit 1990 um fast 20 Prozent, also mehr als 70.000 Terajoule zu senken. Damit hat Berlin im Vergleich der Bundesländer den geringsten Primärenergieverbrauch je Einwohner.

 

Der Anteil Berlins an den gesamten CO2-Emissionen in Deutschland sank von 1990 bis 2006 von 2,8 auf 2,5 Prozent. Damit emittiert Berlin im Vergleich der Stadtstaaten weniger CO2 pro Einwohner als Hamburg oder Bremen. Die Berliner Wirtschaft konnte ihre Energieproduktivität (Bruttowertschöpfung je direktem Energieverbrauch - Euro je Gigajoule) in den 10 Jahren zwischen 1996 und 2006 um 16 Prozent erhöhen. Diese Verbesserung war keineswegs allein Ergebnis des abnehmenden Anteils der Industrie in der Hauptstadt. Die Steigerungsraten für die gesamte Wirtschaft konnten hingegen gerade wegen der besonders positiven Entwicklung der Energieproduktivität im Verarbeitenden Gewerbe erreicht werden (plus 46 Prozent im Betrachtungszeitraum).

 

Für Berlin spielt vor allem der Bereich der energetischen Gebäudesanierung eine herausragende Rolle. Dies liegt unter anderem daran, dass ein Großteil des Energieverbrauchs in der Stadt auf die Privaten Haushalte (37 Prozent) und den Sektor Gewerbe Handel Dienstleistungen (31 Prozent) entfällt. Schätzungen gehen von einem Sanierungsstau in der Berliner Immobilienwirtschaft von 36 Milliarden Euro aus. ( THProjektmanagement GmbH (2008): Untersuchung zum Marktpotenzial der energetischen Sanierung des deutschen Wohngebäudebestandes unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Berlin.)

 

 

Legt man Erfahrungswerte über die Beschäftigungswirkungen energetischer Sanierungsmaßnahmen zugrunde (Sicherung von 20-25 Beschäftigten pro 1 Million Euro Investition in die Gebäudesanierung) ist von einem erheblichen Beschäftigungspotenzial gerade für das Berliner Handwerk durch Investitionen in den Gebäudebereich auszugehen. Über einen Zeitraum von 20 Jahren könnten jährlich 36.000 Arbeitsplätze vornehmlich im Handwerk gesichert werden

 

 

Energieeffizienz-Netzwerk Berlin

 

Unternehmensnetzwerke zur Steigerung der Energieeffizienz bieten Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, Energiekosten zu senken und zum Klimaschutz beizutragen. Aus diesem Grund hat die IHK mit erfahrenen Partnern ein solches Energieeffizenz-Netzwerk in Berlin ins Leben gerufen. Gemeinsames Ziel der zehn namhaften Berliner Unternehmen ist es, in einem moderierten Prozess über einen Zeitraum von etwa drei Jahren rentable Energieeffizienz-Potenziale für jeden der Teilnehmer schnell und mit geringem Aufwand verfügbar zu machen. In vergleichbaren Referenzprojekten in Deutschland konnten Unternehmen ihre Energiekosten um 20 Prozent senken und in etwa gleichem Umfang ihre CO2-Emissionen reduzieren.

 Die Unternehmen des von der IHK Berlin initiierten Netzwerks erhalten eine finanzielle Förderung durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Rahmen des Programms „30 Pilot-Netzwerke", das federführend vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung betreut wird.

 

 *

 

 

13.07.2010
Auf dem Weg zur Hauptstadt der Green Economy
32 Maßnahmenvorschläge der IHK Berlin zur Weiterentwicklung der Umweltwirtschaft und der Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Berliner Wirtschaft

http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=1723

 

 

14.07.2010
Green Economy in Berlin (1)
Positionspapier der IHK Berlin: Zusammenfassung der Kernaussagen

http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=1725

 

 

zurück