Erfolgreiche Transferbeispiele in Wildau

23.06.2011

 

Erfolgsbeispiele des Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

10. Technologietransfertag Berlin-Brandenburg an der Technischen Hochschule Wildau

Ein rundes Jubiläum konnte der jährliche TechnologieTransferTag Berlin-Brandenburg am Mittwoch, dem 22.Juni 2011, in der TH Wildau feiern. Zum 10. Mal lud er auf Einladung von iq brandenburg, der TSB Technologiestiftung Berlin und der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH die Anbieter und Nutzer von Transferleistungen zum gemeinsamen Austausch ein. Die gastgebende Hochschule Wildau bot den rund 150 Teilnehmern zudem die Möglichkeit, mit Laborrundgängen den Wissenschaftlern über die Schulter zu schauen.

Im Vortragsteil der Veranstaltung gab Dr. Gesa Koglin von der TSB Technologiestiftung Berlin einen Einblick in die neue Studie „Wie neues Wissen in die Wirtschaft kommt“, die im nächsten Monat in Buchform veröffentlicht wird. Für die Untersuchung wurden sowohl Hochschullehrer (190), als auch Unternehmen (293) zu ihren Kooperationserfahrungen befragt. 84 Prozent der Hochschullehrer (Beuth-HS, HTW, TH Wildau) hatten bereits Kooperationsprojekte mit Unternehmen durchgeführt, davon zu 31 % mit Großunternehmen, 44 % mit KMU und 25 % mit Kleinstunternehmen mit maximal neun Mitarbeitern. 40 % der Hochschullehrer kooperieren nur in Berlin-Brandenburg, 54 % waren sowohl aus der Hauptstadtregion als auch überregional und 6 % der Kooperationen waren ausschließlich überregional. Von den Unternehmen gaben 56 % an, bereits Kooperationsprojekte mit Wissenschaftseinrichtungen durchgeführt zu haben. Davon war die Abschlussarbeit/Praktikum von Studierenden die häufigste Form der Zusammenarbeit (83 %), gefolgt von der Kooperationsforschung (72%) und kurzfristigen informellen Kontakten (68%).

Die beiden Geschäftsführer der ZAB und TSB Innovationsagentur Berlin, Dr. Steffen Kammradt und Dr. Adolf M. Kopp, stellten die Entwicklung der länderübergreifenden Innovationsstrategie in der Region und deren Umsetzung durch ihre beiden Einrichtungen dar. Besonders intensiv werde das neue Förderinstrument des TransferBonus/Innovationsgutscheins nachgefragt, berichteten beide. In Berlin seien in der Pilotphase von Herbst 2009 bis Ende 2010 von 165 Kooperationsanfragen 133 bewilligt worden. In 2011 wurden bereits weitere 50 Anträge gestellt. In Brandenburg wurden 139 Bescheide mit einem Fördervolumen von 630.000 Euro erteilt. Das Ziel, vor allem auch solche Unternehmen anzusprechen, die noch keine Kontakte zu Hochschulen hatten, sei erreicht worden.

Ein Beispiel für eine derartige, durch den TransferBonus gestiftete Kooperation, wurde aus Berlin von den Partnern des IKZ Institut für Kristallzüchtung und der Firma sglux SolGel Technologies vorgeführt. Beide arbeiten in Adlershof mit einem dritten Partner, dem FBH Ferdinand-Braun-Institut, an der Entwicklung von Hochleistungs-UV-Photodioden zusammen.
Firmenchef Dr. Tilman Weiss schilderte die Situation seines Unternehmens, das für ein gut eingeführtes Produkt nicht mehr auf die Zulieferung von Zwei-Zoll-Wafer zurückgreifen konnte und schnell auf Drei-Zoll-Wafer umsteigen musste. Dass dies mit den beiden Wissenschaftspartnern schnell gelang, sei auch durch die Förderressource TransferBonus möglich gewesen. Um diese Kontakte auch räumlich schnell umsetzen zu können, sei das Unternehmen im Frühjahr nach Adlershof gezogen.

Stärker in die Kreativitätswirtschaft ausgerichtet war das Brandenburger Beispiel der Kooperation zwischen der Fachhochschule Potsdam und dem Luckenwalder Zierbeschlag-Hersteller D-Beschlag. Beide entwickelten zusammen innovative Griffe und Griffsysteme für die Möbelbranche unter Nutzung des Brandenburger Innovationsgutscheins. Ein studentisches Projektteam der Fachhochschule Potsdam erstellte Designstudien neuer möglicher Griffformen und setzte sich wissenschaftlich-gestalterisch mit den ergonomischen und funktionalen Parametern auseinander. Einige der rund 30 neu entworfenen Griffvarianten werden derzeit bei Kunden der D-Beschlag GmbH bemustert. Für die Hochschulen sei auch ein positiver Nebeneffekt, dass mittels derartiger Kooperationen die akademische Lehre durch konkrete Wirtschaftspraxis angereichert und belebt werde, hob Design-Professor Walter Hardt hervor.

Als drittes Transfer-Beispiel, diesmal auch zwischen beiden Bundesländern, wurde die Entwicklung des ersten Notarztwagens für Schlaganfall-Patienten, das Stroke-Einsatz-Mobil (STEMO), vorgestellt. Daran waren das Berliner Universitätsklinikum Charité, die Berliner Feuerwehr sowie die Brandenburger Firmen MEYTEC GmbH Informationssysteme und die BRAHMS AG beteiligt. Die Förderung hatte das Kuratorium der TSB aus dem Zukunftsfonds des Landes Berlin bewilligt. Mit den Früherkennungstechniken, die im Notarztwagen direkt zum Patienten gebracht werden und unterstützt durch telemedizinische Konsultationsmöglichkeiten wolle man einen Zeitgewinn von 20 Minuten bei der Behandlung von Schlaganfall-Patienten erreichen, erklärte der Charité-Mediziner Prof. Dr. Heinrich Audebert. Seit Februar befindet sich das System in Berlin in der Erprobung, bislang mit 174 Patienten. MEYTEC-Chef Gerhard W. Meyer berichtete, dass es für dieses weltweit einzigartige Medizinsystem bereits internationale Anfragen gebe, beispielsweise aus Asien. An der Produktion der Stroke-Unit-Notarztwagen werde MEYTEC über die Telemedizin-Ausstattung partizipieren.

Ausführliche Informationen zu den beschriebenen Förderinstrumenten finden Interessierte im Internet unter: Innovationsgutschein, TransferBonus und Zukunftsfonds des Landes Berlin.

Manfred Ronzheimer

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