Acht Nominierte für den Innovationspreis 2011

03.11.2011

Acht Nominierte für den Innovationspreis 2011

Zahl der Bewerbungen in diesem Jahr auf insgesamt 150 gestiegen

Die Nominierten für den Innovationspreis Berlin-Brandenburg 2011 wurden einen Monat vor der Verleihung am 2. November im Max-Liebermann-Haus der Stiftung Brandenburger Tor vorgestellt. Acht Kandidaten - fünf aus Berlin und drei aus Brandenburg - gehen ins Rennen. Nachdem im vorigen Jahr der Ausschreibungsmodus auf die fünf Zukunftsfelder der Innovationsstrategie konzentriert worden war und die Einreichungszahlen daraufhin auf 93 schrumpften, wurde nunmehr eine Beteiligungssteigerung um über 60 Prozent registriert. Von den insgesamt 150 Bewerbungen dieses Jahrgangs stammen 31 aus dem Cluster Gesundheitswirtschaft, 23 aus der Energietechnik, 30 aus dem Bereich Verkehr, Mobilität, Logistik, 53 aus dem Cluster IKT, Medien, Kreativwirtschaft und sechs aus dem gerade etablierten Cluster Optik. Von den acht Nominierten können maximal fünf zu Preisträgern gekürt werden. Die Preisverleihung findet am 2. Dezember in Potsdam Griebnitzsee (Campus Uni Potsdam) statt.


Almuth Hartwig-Tiedt, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen des Landes Berlin, verwies in der Pressekonferenz darauf, dass sich unter den Bewerbern auch 15 Handwerks-Unternehmen befinden - eine Klientel, die diesmal gezielt angesprochen worden war. In der Vergangenheit war wiederholt die Anregung gegeben worden, auch die Innovationskompetenz des Handwerks in den Preis einzubeziehen. Zur Innovationspolitik hob Hartwig-Tiedt hervor, welche hohe Wertschätzung die Berlin-Brandenburger Strategie (InnoBB) bei der EU-Kommission in Brüssel genieße. „Wir werden dort als ein Vorbild dafür angesehen, wie man sowohl landerübergreifend kooperieren als auch sich inhaltlich fokussieren kann", sagte die Staatssekretärin. Der gute Ruf reiche inzwischen bis nach New York. Dort finde derzeit eine große internationale Konferenz über kommunale Innovationspolitik statt, und Bürgermeister Bloomberg habe die Berliner eindringlich gebeten, ihr Konzept dort vorzustellen. Dies geschehe nun durch Vertreter der Senatswirtschaftsverwaltung und von Humboldt-Innovation.

Henning Heidemanns, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg, betonte von seiner Seite die gute, weil integrierte Zusammenarbeit der beiden Länder in der Innovationspolitik - nicht nur bei der Preisvergabe, sondern das ganze Jahr über - sowie die darin realisierte Mittelstandsorientierung, die ebenfalls für Brüssel einen wichtigen Akzent darstelle. Deshalb habe Brandenburg auch die Auszeichnung einer exzellenten Unternehmerregion erhalten.
Christian Segal von LBB und Berliner Sparkasse und damit Gastgeber der Pressekonferenz erwähnte den Wachstumseffekt, der für innovative Unternehmen charakteristisch sei. Studien zufolge würden von innovationsorientierten Unternehmen sieben Mal mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als von vergleichbaren Unternehmen. Rückenwind bekomme die Region durch den aktuellen Ruf Berlins als das „Silicon Valley Europas" aufgrund seiner vielen Internet-Startups. Segal gab allerdings zu bedenken, dass jede Branche gewissen Zyklen folge, weshalb es wichtig sei, über die Clusterstrategie unterstützende Aktivitäten auch in anderen Branchen zu entfalten. Berlin brauche beides: die Internet-Pioniere mit ihren schnell wachsenden Geschäftsmodellen wie auch Branchen, deren Wachstum auf innovativen Patenten beruhe. Ein Ausdruck dafür sei auch die gute Nachfrage nach dem neuen Förderprogramm IBB-innovativ.

Der Jury-Vorsitzende, Prof. Dr. Manfred Hennecke, Präsident der Bundesanstalt für BAM Materialforschung und -prüfung, freute sich über die gestiegene Handwerks-Beteiligung, vor allem auch, weil er diese selbst in den Vorjahren kontinuierlich angemahnt hatte. Diesmal verwies Hennecke auf eine andere Bewerber-Gruppe für den Innovations-Preis, die derzeit noch unterrepräsentiert sei und erschlossen werden sollte: die öffentlichen Unternehmen wie Stadtreinigung, BVG oder auch den RBB. Als Hennecke als Beispiel für verkehrsbezogene Innovationen auch die Berliner S-Bahn GmbH namentlich erwähnte, kam es allerdings zu unterdrückter Heiterkeit unter den Zuhörern.


Im Folgenden stellten sich die acht nominierten Unternehmen - diesmal keine Forschungsinstitute - vor (in alphabetischer Reihenfolge der Unternehmen):

1. Astro- und Feinwerktechnik Adlershof GmbH mit Kleinsatellitenplattform TET-1
2. Easy Listen mit Optimierung audiovisueller Medien für Senioren und Hörgeschädigte
3. GeoClima Design AG mit SUNBOX - Modulare thermische Speichervorrichtung
4. IAV GmbH mit Hochintegrative, skalierbare elektrische Antriebseinheit für E-Fahrzeuge
5. Roland Consult Stasche & Finger GmbH mit RETImap - Messung von Topografie und Funktion der Retina
6. Semperlux AG mit LED-Transfermodul von SELUX ¬ - lichttechnische Kopie der Gasaufsatzleuchte
7. SIEMENS AG Energy mit Innovativer Fertigung von 500 MegaWatt-Brennern für SIEMENS-Flugstromvergaser SFG-500 im Gasturbinenwerk Berlin
8. ZIM Plant Technology GmbH mit Innovative magnetische, pflanzenbasierte ZIM-Druckmesssonde

(1) Astrofein-Geschäftsführer Michael Scheiding („Wir sind ein Handwerksbetrieb") aus Berlin-Adlershof stellte die Innovation der Kleinsatellitenplattform TET vor, ein so genannter „Satellitenbus", in den Mini-Satelliten hineingepackt werden, die in einem Huckepack-Verfahren beim Start von großen Satelliten ins All gebracht werden. Der Charme der Berliner Plattform ist ihre Standardisierung, wodurch sie von allen Typen von Mini-Satelliten genutzt werden kann: Sie erhalten von der Bus-Plattform alles, was sie zum Betrieb brauchen, wie etwa Strom und Rechnerleistung. Auf diese Weise kann das Gewicht des eigentlichen Satelliten und seiner speziellen Gerätschaft auf ein Mindestmaß (100 bis 150 kg) gedrückt werden. Allerdings wartet die erste Plattform noch auf ihren Premiere-Start, der auf 2012 verschoben wurde. www.astrofein.com

(2) Ginetta Fassio von der Berliner Easy Listen GmbH, eine Ausgründung aus der Babelsberger HFF Hochschule für Film und Fernsehen, stellte eine softwarebasierte Technologie zur akustischen Verbesserung audiovisueller Inhalte vor. Von ihr können die rund 20 Millionen hörgeschädigten Menschen in Deutschland profitieren, und nicht nur diese. „Bisher stellen sie ihr Fernsehgerät nur lauter, manchmal unerträglich für die Nachbarn. Unsere Lösung optimiert die Geräte", erläuterte Frau Fassio, die in der vorigen Woche auch mit dem Brandenburgischen Nachwuchswissenschaftlerpreis ausgezeichnet wurde. Die innovative Tontechnik ist auch für DVD und Kino einsetzbar. www.easy-listen.de/pdf/info_EL.pdf

(3) Dipl.-Oec. Antje Vargas, Vorstand der GeoClimaDesign AG aus Fürstenwalde, ging mit der „Sunbox", einer modularen thermischen Speichervorrichtung ins Rennen. Mit dieser Speicherkassette kann die auf dem Dach gewonnene Solarenergie gespeichert werden. Der Vorteil: Die Behälter sind relativ handlich (30 kg) und lassen sich so in ungenutzten Ecken eines Wohnhauses installieren. Im Unterschied zu anderen Wärmespeichern kommt Sunbox ohne Druckbehälter aus. Der Technik werden gute Chancen im Bereich der energetischen Sanierung von Bestandsbauten attestiert. http://www.geoclimadesign.com/

 

(4) Die Berliner IAV, eine der erfolgreichsten Ausgründungen aus der TU Berlin, bewirbt sich als Spezialist für Automotive Engineering mit einer elektrischen Antriebseinheit für E-Fahrzeuge. Erik Schneider, Abteilungsleiter Vertrieb bei IAV, berichtete von seinen Eindrücken aus China in der vorigen Woche: „Die Herausforderung einer grünen Mobilität ist auch in diesen Ländern zu spüren." Zwar seien die heutigen Stromautos noch Nischenfahrzeuge, weil sehr teuer, meist klein und von geringer Reichweite. Mit geeigneten Techniken könne aber recht zügig ein Stadium der Massenproduktion erreicht werden. Darauf zielt die IAV-Eigenentwicklung ab, die weniger auf die Konstruktion eines kompletten Elektro-Autos setzt, sondern den elektrischen Antrieb (80 kW) so integriert wie möglich in bestehende Fahrzeugtypen einpassen will. http://www.iav.com/

(5) Benjamin Dammann, Ingenieur bei der Roland Consult, Stasche & Finger GmbH aus Brandenburg/H., stellte die medizintechnische Innovation „RETImap" vor, mit der sich die Netzhaut des Auges besser als bisher messen lässt. Das 1993 gegründete Unternehmen hat langjährige Erfahrungen im Bereich der elektrophysiologischen Diagnostik in der Humanmedizin. RETImap kombiniert bisherige Techniken der Netzhautuntersuchung in einer neuartigen Weise. Das Gerät wird bereits an mehreren Forschungsstandorten getestet, auch an der Berliner Charité.

www.roland-consult.com/cms/products/retimap.html

(6) Eine Umstellung der alten Straßen-Gaslaterne auf moderne LED-Technik - ohne dass irgendein Lichtunterschied bemerkbar ist - kann die Berliner Semperlux AG anbieten. Das LED-Transfermodul als Wettbewerbsbeitrag für den Innovationspreis wurde von Selux-Vorstandsmitglied Ulrich Misgeld präsentiert. „Wird eine Straßenleuchte mit dem neuen Leuchtenkopf versehen, ist sie über die gesamte Lebensdauer von rund 15 Jahren wartungsfrei", so Misgeld. Neben dem Wartungsaufwand sinkt auch der Energieeinsatz: Benötigt eine Gaslaterne 600 bis 900 Watt, kommt die LED bei gleicher Helligkeit mit 19 Watt aus.

http://www.selux.de/



(7) Eine innovative Technik für die Kohlevergasung stellten Vertreter der Siemens AG vor. Genau genommen handelt es sich um das Fertigungsverfahren für 500 MW-Brenner in der Flugstromvergasung, wie sie im Berliner Gasturbinenwerk des Konzerns hergestellt werden. Die Nachfrage nach diesen Bauteilen ist weltweit groß und mit der Prozessinnovation ist Siemens besser in der Lage, die Auftragsvolumina zu erfüllen.

http://www.siemens.com/

(8) Mit einer Art „Blutdruckmessgerät" für Pflanzen nimmt die Hennigsdorfer ZIM Plant Technology GmbH an dem Wettbewerb teil. Die von dem Unternehmen entwickelte magnetische Druckmesssonde kann den aktuellen Wasserbedarf einer Pflanze feststellen. Danach können in der Landwirtschaft die notwendigen Bewässerungen viel zielgerichteter durchgeführt werden. Vergeudung wird minimiert, Produktivität gesteigert. Die grundlegenden Forschungen für die Technik erfolgten an der Universität Würzburg und werden jetzt an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde weiter entwickelt. http://www.zim-plant-technology.com/

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