Fahrtziel „Schwarze Null"

18.09.2013

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Fahrtziel „Schwarze Null"

BVG-Chefin Sigrid Nikutta bei den  Berliner Wirtschaftsgesprächen

Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG  streben an, ab 2016 ohne  Zuschüsse  vom Senat auszukommen. Das kündigte BVG-Chefin Sigrid Nikutta heute morgen beim Mittelstandsfrühstück der Berliner Wirtschaftsgespräche im Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt an. In diesem Jahr beträgt das Defizit noch 54 Millionen Euro. „Wir sparen wo wir können - nur nicht bei der Sicherheit", sagte Nikutta. 2008 hatte das Jahres-Minus noch bei 200 Mio Euro gelegen. Allerdings sitzt die BVG selbst bei einem ausgeglichenen Ergebnis noch immer auf einem Schuldenberg von 800 Mio Euro, für den jedes Jahr 30 Mio Euro Zinsen an die Banken bezahlt werden müssen.

In der BWG-Veranstaltung schilderte die BVG-Vorstandsvorsitzende anschaulich, welche großen verkehrsbaulichen Herausforderungen mit dem U-Bahn-Bau  im Herzen Berlins derzeit zu bewältigen sind. Weiter erhielt man Einblick in das Management von Deutschlands größtem kommunalen Verkehrsbetrieb und seinen Perspektiven für großstädtische Mobilität.

Nikuttas wichtigste Botschaften: 1. Öffentlicher Nahverkehr ist Daseinsvorsorge einer Stadt, kein Profitunternehmen. 2.  Ein kostendeckender  Betrieb ist möglich, 3. Für die Infrastruktur muss mehr investiert werden, 4. Wenig Chancen für technische Experimente, 5. Veränderungen im VBB.

Vor dem Hintergrund der Verschleißpolitik, der die Bahn-Tochter S-Bahn Berlin jahrelang ausgesetzt war, war es beruhigend, von der Leiterin des kommunalen Verkehrsbetriebs zu erfahren, wie hier die Infrastruktur für U-Bahnen, Trams und Busse überwacht, geprüft, ertüchtigt und modernisiert wird. Fortwährend tauchen neben normalem Verschleiß auch Bausünden der Vergangenheit auf. Beim U-Bahn-Bau der 1920er Jahre wurde Beton in einem schlechten Mischungsverhältnis benutzt. In den 60 und 70er Jahren war Asbest ein beliebter Baustoff. Die U 5 nach Hönow wurde im letzten Jahr der DDR von einem Baukombinat fertig gestellt, das sonst bisher nur Autobahnen „konnte". Unter der Erde braucht es aber andere Standards als oben. In diesem Jahr setzt die BVG  260 Millionen Euro für Instandhaltung und Sanierung ein.

 Eine Viertelmilliarde ist ein Riesenbetrag - und doch müssten es 360 Millionen Euro sein, würde sich die BVG auf gleichen Erneuerungs-Niveau wie die anderen großen Verkehrsunternehmen in Deutschland bewegen. Also auch hier Verschleiß-Gefahr? Weil es allen  so geht, haben die kommunalen Verkehrsversorger eine konzertierte Aktion gestartet, um mehr Mittel vom Bundesverkehrsminister für die Erhaltung der Infrastruktur zu bekommen. Nikutta: „Es ist letztlich ein Verteilungskampf".  Berlin trommelt mächtig. In Sachen „Baustellen-Kommunikation" (incl. Infrastruktur) fährt die BVG allen davon.

Nicht hoch genug sind auch Nikuttas Erfolge an der „tariflichen Baustelle" einzuschätzen.  Wie oft standen in Berlin Nahverkehrs-Räder still, weil der starke Arm der Gewerkschaften das wollte, weil die Bezahlung der Beschäftigten nicht stimmte. Jetzt hat sich die BVG-Spitze mit den Arbeitnehmer-Vertretungen auf einen Lohnzuwachs von einem Prozent in diesem Jahr, 2,1 Prozent in 2014, danach auf 2,5 Prozent verständigt. „Es war eine unglaubliche Leistung, die Gewerkschaften dazu zu bewegen, diese Durststrecke zu akzeptieren", berichtete die BVG-Chefin. Aber jetzt habe man für mehrere Jahre Sicherheit: „Es muss nicht gestreikt werden".

Nachdem Nikutta abschließend noch einmal ihr Ober-Ziel ausgesprochen hatte („Wir wollen mehr zufriedene Fahrgäste, damit immer mehr mit der BVG fahren"), schloss BWG- Moderator Wolf Burkhard Wenkel die gut besuchte Frühstücksrunde mit den Worten: „das sind ja wunderbare Aussichten für die nächsten Jahre".

Manfred Ronzheimer für den InnoMonitor Berlin-Brandenburg

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Zum Unternehmen BVG

http://www.bvg.de/index.php/de/3898/name/Das+Unternehmen.html

BVG startet Info-Kampagne rund um die U5 - Baustelle verstehen lernen

http://www.rbb-online.de/panorama/beitrag/2013/09/infowaggon-informiert-ueber-u5-baustelle.html

Hier weitere Veranstaltungen der Berliner Wirtschaftsgespräche

http://www.bwg-ev.net/events/

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