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„Wer überholen will, muß an Fahrt zulegen"

20.05.2011

 

„Wer überholen will, muß an Fahrt zulegen"

Berliner Energietage: In der Gewinnung von Öko-Energie ist die Hauptstadt Schlußlicht

Im Bundesländervergleich schneidet Berlin im Bereich der Erneuerbaren Energien nicht glorreich ab. Lediglich zwei Prozent des in der Hauptstadt produzierten Stroms stammten 2008 aus regenerativen Energiequellen. Bundesweit waren es in diesem Vergleichsjahr 15 Prozent, inzwischen sogar 17 Prozent. Auf den Berliner Energietagen wurde es von Experten nicht ausgeschlossen, dass Berlin im Jahre 2020 zwar ebenfalls die Quote von 17 Prozent grünem Strom erreichen könne. Voraussetzung sei aber ein anderes Tempo in der Klima-, Umwelt- und Energiepolitik.

Eröffnet wurde die Podiumsdiskussion „Erneuerbare Energien in Berlin - Vom Schlußlicht auf die Überholspur" mit einer Darstellung des neuen, vom Senat im April beschlossenen Energiekonzepts 2020 durch Bernd Hirschl vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das an der Formulierung der Energiestudie mitgewirkt hatte. Selbst die jüngsten Öko-Erfolge - eine Steigerung des EE-Strom von 2006 bis 2009 von 170 auf 300 GWh - entpuppen sich unter der Lupe als gar keine richtigen. Es kam nämlich zu keiner nennenswerten Steigerung der Photovoltaik und Windkraft (ein einziges Windrad in Berlin), sondern das Wachstum geht auf Konto der Biomasse: Vattenfall verbrannte in seinen Kraftwerken mehr biogenen Müll. Ebenfalls gering ist mit zwei Prozent der Anteil der EE an der Wärmeproduktion in Berlin.

Für 2020 wird nun in Berlin eine Stromerzeugung aus EE von 1650 GWh pro Jahr angestrebt. 200 davon sollen aus der Photovoltaik kommen und 160 aus der Windkraft (wobei die 16.000 Hektar Berliner Stadtgüter im Land Brandenburger einen Öko-Joker darstellen), der Rest kommt aus der Biomasse, überwiegend aus dem Biomasse-Heizkraftwerk Klingenberg von Vattenfall. „Klingenberg ist für Berlin jetzt das Maß den Dinge", sagte Hirschl.

Bei der Wärmeerzeugung soll der EE-Anteil auf 4600 GWh gesteigert werden, das ist ein Gesamtanteil von 12,2 Prozent, also eine Versechsfachung gegenüber heute. Auch hier kommt der Hauptanteil wieder aus der Kraftwerks-Biomasse (9,5 Prozent), während Wärmepumpen (1,9), Solarthermie (0,7) und Tiefe Geothermie (0,1) auch in neun Jahren nur geringe Anteile halten werden.

Um die Ziele zu erreichen, muß aber einiges getan werden. „Wer überholen will, muß an Fahrt zulegen", sagte Hirschl. Berlin müsse sein Tempo in Sachen Öko-Energie steigern, wenn es die Rote Laterne der Leitstern-Studie abgeben wolle. Berlin habe keine leichten Bedingungen, aber es besitzen eine Bandbreite an Erneuerbaren Energien, die stärker eingesetzt werden könnten. Dazu sei es notwendig, intensiver als bisher viele gesellschaftliche Akteure einzubeziehen. Umgekehrt sei auf administrativer Ebene eine Bündelung der Zuständigkeiten angesagt. Dies sollte gleich zu Beginn der nächsten Legislaturperiode passieren. Empfehlenswert sei für Berlin auch, in der Phase der Aufholjagd verstärkt auf Demonstrations-Projekte zu setzen, die dann beispielhaft in die Breite wirken können. Ganz wichtig war Hirschl, wie auch anderen Teilnehmern der Diskussion, die Frage der Aus- und Weiterbildung in den Erneuerbaren Energien. Erst im letzten Jahr - 2010 - sei es in Berlin zu einem ersten organisierten Treffen zwischen Handwerk und Solarindustrie gekommen, stellte der IÖW-Mann fest. Ein solches Matching hätte längst viel früher stattfinden müssen.

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor

 

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