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Von Pionierlösungen zur Breitenwirkung

20.05.2011

 

Von Pionierlösungen zur Breitenwirkung

Berliner Energietage:  Strategien zur energetischen Modernisierung des deutschen Gebäudebestandes

Nach den klimapolitschen Zielen der Bundesregierung soll langfristig bis zum Jahr 2050 der Gebäudebestand in Deutschland überwiegend klimaneutral sein und zu 80 Prozent treibhausrelevanten Emissionen mehr in die Atmosphäre abgeben. Bis zum Jahr 2020 soll durch enegetische Sanierung und effizientere Energienutzung eine Reduzierung des Wärmebedarf in Wohnbereich um 20 Prozent erreicht sein. Ehrgeizige Ziele zwar, doch glücklicherweise ermöglichen heutige Techniken bereits erhebliche Energieeinsparungen, wie Erfahrungen aus Projekten des Bundes zeigen. Innovative Sanierungsmethoden und Effizienztechniken eröffnen neue Möglichkeiten, um den Gebäudebestand nachhaltig zu modernisieren. Auf den Berliner Energietagen diskutierte eine hochrangige Expertenrunde in einer Veranstaltung des Bundesbauministeriums , welche Strategien benötigt werden, um diese Effizienztechniken in der Breite anzuwenden.

Den aktuellen Hintergrund für die Diskussion bildete der vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Anfang der Woche vorgelegte Entwurf für ein "Gesetz zur Stärkung der Innenentwicklung und klimagerechten Stadtentwicklung in den Gemeinden". Danach soll zur Stärkung des Klimaschutzes in diesem vorgezogenen Teil der Baurechtsnovelle unter anderem eine Klimaschutzklausel ins Gesetz aufgenommen werden, so dass der Klimaschutz ein eigenständiges Ziel der Bauleitplanung wird. Geplant sind erweiterte Festsetzungsmöglichkeiten zum Einsatz und zur Nutzung erneuerbarer Energien und Kraft-Wärme-Kopplungen sowie Sonderregelungen für die Windenergienutzung. Vorgesehen ist die Nutzung von Instrumenten der städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen und des Stadtumbaus für quartiersbezogene Lösungen einer klimagerechten Stadt. Das Gesetz soll am 6. Juni im Kabinett beschlossen werden.

Jan Mücke, Parlamentarischer Staatssekretär im BMVBS, unterstrich, dass der Zielkrorridor des Energiekonzepts der Bundesregierung vom letzten Herbst unverändert bleibe. Zur Umsetzung verfolge sein Haus eine „Doppelstrategie". Zum einen setze man auf finanzielle Förderung, wie die KfW-Programme zum energieeffizienten Bauen und Sanieren, die über das Jahr 2011 hinaus fortgeführt werden sollen. Seit Einführung der Programme in 2006 wurden Bundesmittel von insgesamt 7,5 Milliarden Euro für die energieeffiziente Sanierung oder Errichtung bereitgestellt. Diese haben Investitionen von über 78 Milliarden Euro ausgelöst. Hier sprach Mücke von einer angestrebten Aufstockung auf 2 Mrd Euro jährlich. Hinzu kommen steuerliche Anreizinstrumente, wie Abschreibungen, was aber vom Finanzminister nicht so gerne gesehen werde. Faktische hätten aber die Sonder-AFA in den Bundesländern in der Vergangenheit die gute Wirksamkeit dieses Instruments gezeigt. Die zweite Säule sei das Ordnungsrecht, das mit der EnEV 2012 weiterentwickelt werden solle. Details dazu könne er aber jetzt noch nicht preisgeben, sagte der Staatssekretär. Mücke ergänzte: „Es fehlt an allen ecken und Enden an Informationen". Daher müßten die Beratungsleistungen ganz dringend verbessert werden. Ein erster Schritt sei die Bezuschussung von Beratungen für Hauseigentümer um 300 Euro. Eigentlich müßte die Informationsdtrategie zur „dritten Säule" ausgebaut werden.

Dr. Hans-Hartwig Loewenstein, Präsident des ZDB, ergänte in diesem Zusammenhang, dass seine Branche 7000 Energieberater ausgebiltet habe, u.a. Meister, die bereit ständen, für energetische Sanierungen und ähnliche Maßnahmen fachkundige Beratungen zu geben.

Axel Gedaschko, Präsident GDW, bekannte sich zu den klimapolitischen Zielsetzungen. Allerdings müßten sich die Investionen auch rechnen. Derzeit fließe viel Geld in Bereiche der Erneuerbaren Energien, die nur vergleichsweise geringe Klimaeffekte brächten. Die 5,4 Mrd Euro für die Subventierung der Photovoltaik in Deutschland komme überwiegend chinesischen Modulbauern zugute. Gedaschko verwies darauf, dass die Wohnungswirtschaft in den Jahren 1990 bis 2007 den CO2-Ausstoß aus dem Wohngebäudebereich schon um 35 Prozent verringert habe. „Wir haben unser Kyoto-Ziel schon abgehakt". Auf Interesse stieß die Ankündigung des GdW-Vertreters, dass die Wohnungswirtschaft in Zukunft selber stärker im Bereich der Energiedienstleistungen (Contracting) engagieren werde.

Gerd Billen, Vorstand vzbv Bundesverband der Verbraucherzentralen, teilte ebenfalls die klimapolitische Aktionsrichtung. Allerdings wirke der Klimaschutz nur als solcher mobilisierend, sondern er müsse mit Motiven verknüpft werden, die für die Verbraucher wichtig sein. „Was nicht geht ist, dass die Regierung etwas beschließt und alle machen mit", gab Billen zu Bedenken. Das haben zuletzt beim E10 überhaupt nicht funktioniert.

Volker Wanduch, stellvertretender Direktor VDI, plädierte engagiert dafür, dass in der Klima- und Umweltpolitik an erster Stelle und eigentlich lediglich die angestrebten Ziele und Zielmarken vorgegeben werden sollten. Wohingehen sich der Staat bei den Technologien zur Erreichung dieser Ziele sehr zurückhalten und keine Festlegungen treffen sollte. Wanduch: „Ziele werden über Grenzwerte ereicht, nicht über Technologie-Festlegungen". Als mißlungenes Beispiel führte der Ingenieur den Energiepaß an, auch bei der Energieberatung werde zu viel Geldi verschleudert, weil die Qualität der Beratung nicht kontrolliert werde. Hier müsse ein Zulassungssystem her.

Andreas Prohl, Berliner Gasag-Chef, wies in seiner Funktion als Präsident der ASUE darauf hin, dass der Aktionshorizont 2050 im Prinzip in Ordnung sei, allerdings habe sich das Tempo im Heizungsbau dergestalt verlangsamt, dass vor zehn Jahren Heizungskessel mit einem Alter von 18 oder 19 Jahren im Schnitt durch moderne und effizientere ersetzt wurden, während heute der durschnittliche Austausch-Kessel 25 Jahre als ist, also sechs Jahre länger gelaufen hat. Insgesamt seinen in Deutschland noch immer 7 bis 8 Prozent der Heizungsanlagen in einem Alter, das vor dem Inkrafttreten der EnEV von 1978 liege. Mit dem Ordnungsrecht allein seien solche Veränderungsprozesse nicht lösen, war die Ansicht Prohls.

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor

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