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Elektromobilität in Berlin

29.05.2011

Elektromobilität in Berlin

Jahresmitgliederversammlung der ZVEI-Landesstelle Berlin im EUREF

Die Chancen des Standorts Berlin im Bereich der Elektromobilität waren der thematische Schwerpunkt der Jahresmitgliederversammlung der ZVEI-Landesstelle Berlin am 25. Mai auf dem dem Gelände des EUREF Europäisches Energie Forum, dem früheren Schöneberger Gasometer. Der Veranstaltungsort war mit Bedacht gewählt worden, denn im Anschluß an die Festvorträge konnten die Teilnehmer unterschiedliche Varianten von Elektrofahrzeugen - Autos wie Fahrräder - selber erproben. Zuvor war im internen Teil der Versammlung Michael von Foerster (Bosch) zum neuen Vorsitzen der Landesstelle gewählt worden, der das Amt von Ulrich Misgeld (Semperlux) übernahm.

Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO), stellte in seinem Festvortrag „Berlin elektrisiert" die bisherigen und geplanten Aktivitäten dar, mit denen Berlin zur international anerkannten Leitmetropole der Elektromobilität entwickelt werden soll. Dazu hatte der Senat Ende März ein Aktionsprogramm verabschiedet. Lobenberg verwies auf die aktuellen Entscheidungen der NPE und der Bundesregierung zur Elektromobilität. Etliche Elemente dieser Fahrpläne sollten nach Willen der eMO in Berlin realisiert werde. Gerade in Berlin gebe es sehr gute Voraussetzungen, um den motorisierten Individualverkehr in neuen Mobilitätslösungen mit dem öffentlichen Verkehr zu verknüpfen. Hierbei gehe es in starkem Maße auch um Fragen der Informationsstechnik, bis hin zur Etablierung neuer Geschäftsprozesse.

Derzeit werden in Berlin FuE-Projekte zur Elektromobilität mit einen Volumen von 80 Mio Euro durchgeführt, berichtete Lobenberg. Die Zahl der E-Autos in Berlin werde bis Ende des Jahres auf 250 steigen. An Ladesäulen im öffentlichen Straßenraum sind 100-110 geplant. Kein anderer Standort verfüge über eine solch dichte Infrastruktur zur Elektromobilität wie Berlin. In den nächsten Monaten (2. und 3. Quartal 2011) solle ein Wettbewerb um drei bis fünf nationale „Schaufenster" für Elektromobilität gestartet werden, um die deutsche Technologiekompetenz auch international erkennbar zu machen. Berlin rechne sich Chancen aus, ein solcher „Leuchtturm" zu werden, gerade weil man auch nicht eng mit einem bestimmten Automobilhersteller verbunden sei, sondern quasi neutral für alle zur Verfügung stehe. Die Entscheidung solle bis Mitte 2012 fallen. Von den 1 Mio Elektrofahrzeugen, die bis 2020 auf deutschen Straßen rollen sollen, wird ein Anteil von 10 Prozenz für Berlin angestrebt. Derzeit fahren in Berlin 1, 1 Fahrzeuge. Einen wichtigen Schub werden nach Ansicht von Lobenberg die Elektro-Fahrräder (E-Bikes, Pedelecs) bringen. Ein attraktiver Sektor sei auch der Wirtschaftsvekehr, vor allem bei Anlieferungen in der Nacht, die von Elektrofahrzeugen wesentlich geräuschärmer ausgeführt werden könnten.

Dr. Jürgen Peters, Geschäftsführer der Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH, stellte das Projekt „BeMobility" und die Plattform Elektromobilität mit dem Labor für Fahrzeuge und Infrastruktur am Standort Euref vor. Die Förderungs- und Beratungsgesellschaft InnoZ war 2006 von den vier Gesellschaftern Deutsche Bahn, T-Systems, WZB und DLR gegründet worden. Mit der Zielsetzung, gemeinsam integrierte Mobilitätskonzepte zu entwickeln, was von den einzelnen Partnern alleine nicht zu leisten wäre, ist die Gesellschaft von ursprünglich 6 auf jetzt 35 Beschäftigte gewachsen. Eine Besonderheit sei es, diese Lösungen aus Sicht der Nutzers zu gestalten. InnoZ arbeite mit allen OEMs und zuständigen Ministerien zusammen..

Als Megatrends, die den Verkehr der Zukunft beeinflussen, führte Peters die Notwendigkeit neuer Mobilitätskonzepte, den Klimawandel und das damit einhergehende höherfe Umweltbewußtsein in der Gesellschaft sowie der wachsende Anteil regenativer Energien an der Gesamtenergieversorgung. Weitere Trends sind die demographisch alternde Gesellschaft sowie, vor allem global, die schnell wachsenden urbanen Ballungsräume. Gerade für diesen Bereiche - die Städte - stelle Elektromobiltät eine aussichtsreiche Technologie dar, hob Peters hervor. Hier komme es verstärkt zu neuartigen Kooperationen, etwa wie in München zwischen BMW und dem Autoverleiher Sixt beim Einsatz von E-Autos. Ähnliches spiele sich im Verhältnis zwischen Autoproduzenten und Energiedienstleistern ab: Das Zusammenwachsen vormals getrennter Bereiche. Peters: „Der Mobilitätsmarkt wird derzeit neu definiert". Auf die wachsende Nachfrage nach „grüner Mobilität" könne gerade in Berlin exemplarisch eingegangen werden, da hier der Anteil von Nicht-Autobesitzern mit 60 Prozent deutlich höher sei als in anderen deutschen Großstädten. „Deshalb kann man hier sehr gut neue Mobilitätskonzeote ausprobieren", erklärte der InnoZ-Geschäftsführer. Elektrofahrzeuge könnten hier als „Katalysator für neue Nutzungsmodelle" eingesetzt werden. Das Stichwort „Intermodalität" - der Wechsel zwischen unterschiedlichen Verkehrsträgern - bekomme so eine neue Bedeutung.

Hier knüpfe das Projekt „BeMobility" an, bei dem mit 10 Partnern insgesamt 48 Elektrofahrzeuge in der Alltagspraxis eingesetzt werden. „Das Thema Reichweite spielt bei uns keine Rolle", berichtete Peters. Fahrten von maximal 15 Kilometer benötigten keinen Ladevorgang unterwegs.

Ein ganz neues Angebot sei eine „Mobilitätskarte", die für 78 Euro im Monat nicht nur wie die Umweltkarte das ÖV-Netz erschließe sondern zusätzlich auch Fahrten mit E-Autos (e-Flinkster) und E-Fahrrädern ermögliche. „Das ist die Zukunft des Verkehrs in den Städten", zeigte sich Peters überzeugt. Für die nächste Woche habe sich eine Delegation aus Asien angemeldet, um das Berlner Modell zu studieren.

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor Berlin-Brandenburg

 

http://www.emo-berlin.de/

 

http://www.innoz.de/

 

Hier Fotos vom Besuch der ZVEI-Gruppe auf dem EUREF-Campus, 25. Mai

http://www.innoz.de/?id=789

 

http://www.zvei.org/landesstellen/berlin/

Michael von Foerster neuer Vorsitzender der ZVEI-Landesstelle Berlin

 

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