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5. Berliner Wirtschaftskonferenz zum Thema „Energie"

24.11.2011

 

5. Berliner Wirtschaftskonferenz zum Thema „Energie"

Diskussionen im Berliner Rathaus über Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Energiesparen

Am 23. November 2011 fand die 5. Berliner Wirtschaftskonferenz zum Thema "Energie. Technik, Effizienz, Services aus Berlin" im Berliner Rathaus statt. Die ganztägige Veranstaltung stellte die globalen Themen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Energiesparen in den Mittelpunkt der Diskussion. Veranstalter waren wie in den Vorjahren die Senatwirtschaftsverwaltung und die Investitionsbank Berlin. Für den Gastgeber, Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei), war es zugleich die letzte öffentliche Veranstaltung in diesem Amt, aus dem er wegen des Senatswechsels nach neunjähriger Tätigkeit  einen Tag später ausschied.

In seiner Begrüßung der über 400 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik verwies Wolf darauf, dass sich Berlin in den letzten Jahren zu einem „leistungsstarken Standort für das Zukunftsthema Energie" entwickelt habe. Eine wichtige Funktion nehme hierbei im Rahmen der Zwei-Länder-Innovationsstrategie der Anfang 2011 geschaffene Cluster Energietechnik ein. Der breite Konsens, den es zu diesem Thema unter den Akteuren gebe, habe sich auch in die jüngste Koalitionsvereinbarung von SPD und CDU fortgesetzt, stellte Wolf fest: „Dort steht vieles drin, was wir in den letzten Jahren auf den Weg gebracht haben".

Die politische Hauptrede hielt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Er versicherte, dass die Orientierung, Berlin bis zum Jahr 2050 zur „klimaneutralen Stadt" umzubauen, weiter angestrebt werde. „Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber erreichbar", sagte Wowereit. Die gesamte Energieversorgung werde sich bis dahin fundamental ändern. Für 2020 wolle man in Berlin den CO2-Ausstoß um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert haben. Davon seien bis heute schon 25 Prozent realisiert.

Nach Angaben Wowereits sind im Bereich der Energietechnik in den Bundesländern Berlin und Brandenburg rund 40.000 Beschäftigte in rund 5000 Unternehmen tätig, die einen Umsatz von 15,5 Mrd Euro jährlich erwirtschaften. Das Wachstum dieser Branche habe in der Region in den letzten Jahren bei 5,4 Prozent jährlich gelegen; im Bundesdurchschnitt waren es lediglich 2,1 Prozent.

Die Aufgabe der Politik im Konzert der Wirtschaftsentwicklung liege vor allem in den Bereichen Infrastruktur und Bildung, hob der Regierende Bürgermeister hervor. Infrastrukturell gehe es neben Verkehrsinvestitionen und Masterplänen für Kompetenzfelder auch um die Entwicklung von „Zukunftsorten" mit ausstrahlender Wirkung. Bei der Bildung sei die Versorgung mit Fachkräften eine Aufgabe von wachsender Bedeutung. Berlin müsse hier alle zur Verfügung stehenden Potenziale nutzen. Wowereit. „Ohne Fachkräfte wird es kein Wirtschaftswachstum geben".

Der Sprecher des Clusters Energietechnik, der Leiter des Geoforschungszentrums in Potsdam, Prof. Reinhard Hüttl, gab in seinem fachlichen Hauptvortrag einen Überblick über die globale Energiesituation und ihre klimatischen Auswirkungen und Herausforderungen sowie die regionalen Stärken und die Organisation des Clusters in fünf Handlungsfeldern. Derzeit sei man dabei, einen Masterplan für die Energietechnik zu entwickeln. Schritte dorthin sollen auch auf der ersten Clusterkonferenz am 13. Dezember besprochen werden.

Als Beteiligter der Ethik-Kommission für die künftige Energieversorgung hob Hüttl die Bedeutung der gesellschaftlichen Akzeptanz als einem wichtigen Kriterium für die Energiepolitik in Deutschland hervor. Dieser Faktor müsse künftig stärker gewichtet werden. Es sei daher zu überlegen, ob das klassische Dreieck der energiepolitischen Leitziele Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit unter Hinzufügung der Akzeptanz zu einem Viereck erweitert werden sollte.

An die Eröffnungsvorträge schloß sich ein Podiumsgespräch mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik  zum Thema "Energie im Dialog. Berliner Unternehmen für zukünftige Lösungen" an.

Michael Geißler, Geschäftsführer der Berliner Energieagentur GmbH und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen Deutschlands e.V. (eaD), stellte das Thema Energie-Dienstleistungen in den Vordergrund. In den vergangenen Jahren seien in Berlin Lösungen entwickelt worden, um über „Contracting"-Modelle die energetische Modernisierung öffentlicher Gebäude unter Einsatz von  privatem Kapital zu erreichen. „Bei diesen Services sind wir bundesweit Vorreiter", sagte Geißler. Rund 100 KMU in der Stadt seien an diesem Modell beteiligt.  

Burkhard Ischler, Chef des Berliner Büros der Leitung der Siemens AG und Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB),  betonte die dringende Notwendigkeit des Ausbaus der Stromnetze in Deutschland. Man habe es jetzt in gewisser Weise mit den „Fluch der guten Tat" zu tun, weil immer mehr regenerativ erzeugter Strom ins Netz eingespeist werde, dies aber wegen des fluktuierenden Angebots vermehrt zu Instabilitäten im Netz führe. Auch Fortschritte in der Speicherfrage gehörten zu Lösung dieses Problems.

Dr. Nikolaus Meyer, Gründer und Geschäftsführer der Soltecture GmbH, räumte ein, dass sich die deutsche Solarindustrie derzeit in einer „extrem schwierigen Situation" befinde, verursacht durch Überkapazitäten und Preisverfall. Dies habe zum großen Teil  mit den marktverzerrenden Unterstützungen für chinesische Hersteller zu tun. Für die deutschen Photovoltaik-Anbieter müsse die Reaktion darauf sein, mehr denn je auf Technologie-Kompetenz zu setzen, so bei der nächsten Generation der Dünnschicht-Solarzellen. Wenn dies gelinge, gebe es Grund zum Optimismus.

Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Leiter des Fachgebietes Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik des Institutes für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der Technischen Universität Berlin sowie Leiter des Institutes für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik der Fraunhofer Gesellschaft, verwies auf das Konzept des Berliner Spitzenclusters „Electricity", das von 50 Unternehmen, 19 Verbänden und 18 wissenschaftlichen Einrichtungen für einen Wettbewerb des Bundesforschungsministeriums entwickelt worden sei. Dieses Konzept enthalte Ansätze für zahlreiche Energie-Innovationen in der Region, die auch dann in Angriff genommen werden sollten, wenn es nicht zur BMBF-Förderung komme. Immerhin sei von den Unternehmen ein Beteiligungs-Volumen in Höhe von 250 Mio Euro in Aussicht gestellt worden.

Harald Wolf, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Technologie und Frauen, machte darauf aufmerksam, dass sich  Fortschritte bei der energetischen Effizienzsteigerung im vorhandenen Wohnbestand nur unter Berücksichtigung der  damit verbundenen sozialen Komponenten (Mietsteigerung) erreichen ließen. An diesem Punkt war das Berliner Klimaschutzgesetz in der letzten Legislaturperiode gescheitert. Wolf forderte Bundesprogramme, mit denen der Preisanstieg aufgefangen werden könne, um zu einer Realisierung der Effizienzmaßnahmen im Wärmesektor zu kommen.

Der Nachmittag des Wirtschaftsforums teilte sich in vier Fachforen zu den Schwerpunkten Technik, Effizienz, Systeme und Services.

Am Fachforum 1 "Energietechnik. Lösungen der Industrie für globale Herausforderungen"  beteiligten sich die Experten Prof. Dr.-Ing. Anke Rita Kaysser-Pyzalla, Wissenschaftliche Geschäftsführerin am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH, Ulrich Misgeld, Vorstand der Semperlux AG - Lichttechnische Werke, Dr. Nazmir Presser, Abteilungsleiterin "Global Predevelopment of Gas-insulated Switchgear" (SIEMENS AG, Energy Transmission High-Voltage Switchgear),  Roland Sillmann, Vorstand Technik (CTO) und Vorstandssprecher bei der Inventux Technologies AG, Ralf Thon, Standortleitung Berlin, MAN Diesel & Turbo SE, unter der Moderation von Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. (UVB).

Beim Fachforum 2  "Energieeffizienz. Verteilung und Verbrauch nach Maß" saßen auf dem Podium: Peter Clos, Geschäftsführer der Tuskulum GmbH, Martin Mathes, Leiter des Referats Wirtschafts-, Bau- und Arbeitsmarktpolitik der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Ulrich Prochaska, Geschäftsführer der SES Energiesysteme GmbH sowie Geschäftsführer SenerTec Center Berlin-Brandenburg, Andreas Tied, Leiter des Bereichs Immobilien- und Stadtentwicklung der Investitionsbank Berlin, unter der Moderation von  Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin.

Das Fachforum 3 "Energiesysteme. Innovative Erzeugung und intelligente Verteilung in der Metropole" diskutierte mit den Experten Dr. Heiko Lehmann, Research and Innovation Director Energy, Telekom Innovation Laboratories,  Dipl.-Wirtsch.-Ing. Andreas Prohl, Mitglied des Vorstands der GASAG Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, Bereich Vertrieb und Technik, Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Math. Ina Schieferdecker, Leiterin des Kompetenzzentrum MOTION am Fraunhofer Institut FOKUS Berlin sowie Professorin an der Freien Universität Berlin,  Dr. Andreas Schnauß, Leiter Grundlagen bei der Vattenfall Europe Wärme AG, Dr. Michael Trampert, Vice President der Capgemini GmbH, Alexander Voigt, Vorstandsvorsitzender der Younicos AG, unter der Moderation von  Christian Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin.

Am Fachforum 4  "Energieservices. Stärken und Impulse industrienaher Dienstleistungen" beteiligten sich die Fachleute Susanne Berger, Senior Consultant bei der Berliner Energieagentur GmbH, Dr. Georg Riegel, Geschäftsführer der deZem GmbH, Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, Leiter des Fachgebietes Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik des Institutes für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetrieb der Technischen Universität Berlin sowie Leiter des Institutes für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik der Fraunhofer Gesellschaft, Markus Wonka, Unit Manager Berlin bei der Alstom Power Service GmbH, unter der Moderation von  Dr. Ing. Adolf M. Kopp, Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH.

Die Konferenz endete mit einem „Zukunftsdialog: Zum Energiemix 2050. Lokale Versorgungssicherheit, internationale Verantwortung" mit den Referenten Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance (HSoG), Rainer Knauber, Generalbevollmächtigter der Vattenfall Europe AG für Berlin und die neuen Bundesländer, Dr. Nikolaus Meyer, Gründer und Geschäftsführer der Soltecture GmbH, unter der Moderation von Ulrich Kissing, Vorsitzender des Vorstandes der Investitionsbank Berlin (IBB).

Begleitet wurde die Konferenz von einer Ausstellung, in der elf Unternehmen und Netzwerke ihre Beiträge zum Energiestandort Berlin darstellten: Berlin Solar Network e. V.,  ENERTRAG, Siemens AG,  MAN Diesel & Turbo SE, Vattenfall,  SES Energiesysteme GmbH, Berliner NetzwerkE,  AkoTec Produktionsgesellschaft mbH, GASAG Berliner Gaswerke AG , NETZWERK GreenIT-BB und Semperlux AG.

 

Weitere Informationen:

http://www.berliner-wirtschaftskonferenz.de/

 

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