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TSB-Studie Kapital in Köpfen

12.12.2011

 

Kapital in Köpfen

Text: TSB - Dezember 2011

Die Ausbildung der Menschen vor Ort gehört heute zu den wichtigsten Faktoren im Wettbewerb der Standorte. Die jetzt erschienene TSB-Studie "Kapital in Köpfen. Potenziale für Innovation und Wachstum" untersucht, wo Berlin in diesem Wettbewerb steht und wie sich diese Ausbildungssituation auf die Stadt auswirkt.

Video hier:

http://www.tsb-berlin.de/de/tsb/projekt/d/2011/12/09/a/kapital-in-koepfen/

Der Blick in die Statistiken zeigt: Die Berlinerinnen und Berliner sind besonders gut ausgebildet. Und: Die hohe Qualifikation der Einwohnerschaft wirkt sich auf das Gründungsgeschehen in der Stadt aus. In Berlin wird vor allem im High-Tech-Bereich deutlich mehr gegründet als im Bundesdurchschnitt. Dabei liegt der Schwerpunkt der Gründungen im Dienstleistungsbereich. Hier finden die Jungunternehmer eine überdurchschnittliche Infrastruktur vor.

Das rege Gründungsgeschehen im High-Tech-Bereich fußt auf der guten Bildungs- und Ausbildungssituation in der Hauptstadtregion. Es deutet darüber hinaus auf einen ausgeprägten Modernisierungsprozess am Wirtschaftsstandort Berlin hin und zeigt, dass die Stadt den Strukturwandel nach dem Mauerfall endgültig hinter sich gelassen hat.

Die Publikation können Sie hier downloaden.

http://www.tsb-berlin.de/data/files/Downloads-Archiv/Publikationen/TSB_Kapital_in_Koepfen.pdf

 

Inhaltsübersicht:

5 Einleitung

6 Zusammenfassung

8 Hochqualifizierte Fachkräfte

Hochqualifizierte Fachkräfte - die aktuelle Situation

Absolventen - die Fachkräfte von morgen

17 Gründungen - aus Wissen wird Arbeit

Gründungsgeschehen im Bundesländervergleich

Gründungsgeschehen nach Branchen

Gründungen im High-Tech-Bereich

22 Strategien zur Fachkräftesicherung und Gründungsförderung - Potenziale heben

Nachhaltige Fachkräftesicherung setzt bei Kindern und Jugendlichen an

Verbleib der Absolventen in der Region erhöhen

Gründungswissen im Rahmen der Hochschulausbildung ausbauen

24 Anmerkungen

27 Anhang

30 Literatur

 

Auszug:

Zusammenfassung

Die vorgelegten Zahlen dokumentieren das große Reservoir der Hauptstadtregion an hochqualifizierten Fachkräften. Unter hochqualifizierten Fachkräften werden hier Fachkräfte mit Hochschulausbildung bzw. Personen, die eine Tätigkeit ausüben für die ein Hochschulstudium normalerweise notwendig ist, zusammengefasst. Gemessen an den Erwerbspersonen - Personen, die eine berufliche Tätigkeit ausüben oder dieses gerne tun würden - übt in Berlin jeder zweite eine hochqualifizierte Tätigkeit aus bzw. kann den notwendigen Bildungsabschluss hierfür vorweisen. Im Bundesländervergleich weist nur Hamburg ein ähnliches Qualifikationsniveau innerhalb der Bevölkerung auf.

Brandenburg liegt mit einem Anteil von 43% an hochqualifizierten Arbeitskräften gemeinsam mit Hessen leicht über dem Bundesdurchschnitt (42,4%). In diesen Zahlen schlägt sich nieder, dass gerade Berlin als kreative, offene Metropole eine hohe Anziehungskraft auf gut ausgebildete, junge Menschen besitzt.

Der Bestand der Fachkräfte im Bereich Wissenschaft und Technik wird wesentlich durch die Zahl der Absolventen beeinflusst. In Berlin-Brandenburg schlossen 2009 knapp 30.000 Absolventen, das entspricht 9% aller Absolventen in Deutschland, ihr Studium in der Hauptstadtregion ab, der größte Teil hiervon in Berlin (rund 23.000).

Anhand der Absolventenquote kann die Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme unterschiedlicher Bundesländer direkt miteinander vergleichen werden. Mit einem Anteil von 40,2% liegt Berlin auch hier wieder an der Spitze. Nur Bremen kommt auf eine noch höhere Zahl Hochschulabsolventen auf die entsprechenden Jahrgänge der Bevölkerung. In Brandenburg lag dieser Wert dagegen mit 20,6% deutlich unter dem Bundesschnitt (31,2%).

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist der Nachwuchs an Fachkräften aus den naturwissenschaftlich-technisch orientierten Fachrichtungen, da die künftige Forschung und Entwicklung im wesentlichen Maße von den Fachkräften dieser Fachrichtungen getragen wird. Entsprechend haben die Absolventenzahlen im Bereich der sog. MINT -Fächer (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften bzw. Technik) eine besondere Bedeutung.

Berlin bildet viele Akademiker aus, der Anteil von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren an den Absolventen eines Jahrgangs ist aber nicht besonders hoch. Mit einem Anteil von rund 12% (2009) im Bereich Ingenieurwissenschaften liegt Berlin unter dem Bundesdurchschnitt (15%) und Brandenburg mit rund 16% leicht über dem nationalen Durchschnittswert. Eine ähnliche Situation zeigt sich für den Bereich Mathematik und Informatik, auch hier liegt der Wert in der Hauptstadt (7,2%) unter dem nationalen Vergleichswert (8,1%), während Brandenburg im Bundesdurchschnitt liegt. Insgesamt ist die Region Berlin-Brandenburg weit entfernt von Spitzenwerten wie sie für Ingenieurwissenschaften in Thüringen (20,4%) und Baden-Württemberg (18,2%) bzw. für Mathematik und Informatik im Saarland (11,1%) oder Bremen (11,3%) erreicht werden.

Die Zahl der Gründungen wird als ein wichtiger Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung und Innovationskraft einer Wirtschaftsregion bewertet. Für die Region Berlin-Brandenburg ermittelt das Mannheimer Unternehmenspanel rund 17.000 wirtschaftsrelevante, originäre Gründungen, davon 11.300 in Berlin (2009). Damit liegt Berlin im absoluten Gründungsgeschehen nicht nur deutlich vor dem anderen großen Stadtstaat, Hamburg (7.200), sondern auch vor den westdeutschen Flächenstaaten Rheinland-Pfalz (10.100), Schleswig-Holstein (8.300) und den ostdeutschen Bundesländern. In der Hauptstadtregion wurden 2009 mehr Gründungen vollzogen als in Hessen. Bei einer gemeinsamen Veranschlagung der Region Berlin-Brandenburg würde die Region an fünfter Stelle innerhalb eines bundesweiten Rankings stehen.

Um Bundesländer mit sehr unterschiedlichen Bevölkerungszahlen direkt miteinander vergleichen zu können, wird die Gründungsintensität als Anzahl der Gründungen pro 10.000 Erwerbsfähige ausgewiesen. Hierbei zeigt sich, dass gerade in den beiden großen Stadtstaaten die Gründungsintensitäten deutlich über den Werten der anderen Bundesländer liegen.

In Berlin wird das Gründungsgeschehen stärker als in anderen Bundesländern durch Gründungen im High-Tech-Bereich und hier wiederum im hohen Maße durch Gründungen aus dem Bereich der technologieintensiven Dienstleistungen vorangetrieben. Gerade diese technologieorientierten Gründungen verhelfen Berlin zu technischem Fortschritt, zu neuen Produkten und damit langfristig zu einem erfolgreichen Strukturwandel.

Die hohen Gründungsintensitäten in den technologieintensiven Dienstleistungen spiegeln wider, dass Metropolen wie Berlin ideale Standorte für High-Tech-Dienstleister sind. Diese Standorte verfügen über schnelles Internet und eine gute Wissensinfrastruktur. Insbesondere die Verfügbarkeit von hochbitratigem Internet ist positiv korreliert mit der Gründungsintensität der technologieintensiven Dienstleister und der Softwareunternehmen. Ebenso beeinflusst die Anzahl der Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen und deren Leistungen in Ausbildung und Forschung die Gründungsaktivitäten im High-Tech-Sektor positiv. Insofern ist der Beitrag der Berliner Wissenschaftslandschaft zu der hohen regionalen High-Tech-Gründungsintensität als essentiell zu bewerten.

Das ausgeprägte Gründungsgeschehen im High-Tech-Bereich deutet auf einen ausgeprägten Modernisierungsprozess in Berlin hin. Gründungen sind häufig mit besonderen Aufwendungen für die Markterschließung und für das Erlernen neuer Prozesse verbunden. Die positiven Wirkungen sowohl auf die Produktivität als auch auf das Wachstum sind daher kurzfristig nicht immer eindeutig zu identifizieren und dürften sich erst langfristig nachweisen lassen. Nicht zuletzt bleibt abzuwarten, in welchem Umfang sich die Gründungen langfristig am Markt behaupten können.

 

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