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Betrachtung der Berlin Partner-Bilanz 2011

27.12.2011

 

Betrachtung der Berlin Partner-Bilanz 2011

Wächst die Industrie jenseits der Cluster besser?

Nach der Bilanz, die Berlin-Partner-Geschäftsführerin Melanie Bähr am 21.12. 2011 in einer Pressekonferenz vorstellte, war BP 2011 an insgesamt 159 Ansiedlungs- bzw. Expansionsprojekten beteiligt.

21.12.2011
Fast 7.000 neue Jobs für die Hauptstadt - Berlin Partner GmbH legt vorläufige Jahresbilanz 2011 vor  http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=3097

Die im Text angesprochenen Grafiken können hier betrachtet werden:

http://www.berlin-partner.de/fileadmin/chefredaktion/pdf/presse/111221_Bilanz_Charts.pdf

63 davon waren Neuansiedlungen in Berlin, 96 Projekte sind Erweiterungen von hier bereits ansässigen Firmen. Insgesamt sind damit 6938 neue Arbeitsplätze verbunden, die in den nächsten drei Jahren entstehen sollen und wegen der zugesagten öffentlichen Fördermittel auch entstehen müssen oder die Mittel  können zurückgefordert werden. Gerade die Neuansiedlungen sind bemerkenswert personalintensiv: mit 3368 neuen Arbeitsplätzen fast die Hälfte des gesamten Volumen neuer Jobs, 3670 Arbeitsplätze sollen die Expansionen bringen.

Verbunden ist mit diesen Arbeitsplätze ein Investitionsvolumen von 350 Mio Euro.

Ergänzt um die Projekte, die gemeinsam mit der Brandenburger ZAB vor allem im Flughafenumfeld begleitet wurden, erhöht sich die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze um knapp 300 auf 7230. 

Relativierender Einschub: Bei den genannten wie den folgenden Zahlen ist zu berücksichtigen, dass es sich nicht um den Gesamtzuwachs neuer Arbeitsplätze insgesamt handelt, sondern nur um den Ausschnitt, an dem Berlin Partner aktiv beteiligt war. Laut Aussage der Arbeitsagentur, die Frau Bähr zitierte, gab es in Berlin (oder in der Agenturregion B-BB?) im November 2011 rund 30.000 Arbeitsplätze mehr als im November 2010. Bezogen auf diese Vergleichszahl - auch wenn die BP-Jobs erst noch in Zukunft entstehen - läge der Arbeitsplatzschaffungs-Anteil von Berlin Partner bei etwas weniger als einem Viertel.  

Woher kommen die 63 neuen Investoren?   34 stammen aus Deutschland, 29 aus dem Ausland, davon die meisten aus Westeuropa, Großbritannien ist mit fünf Ansiedlungen der stärkste Europäer. Die Investoren aus dem Rest der Welt - ein Globalindikator - machen 23 Prozent der Neuzugänge aus. Es führt Amerika mit 6 Ansiedlungen, gefolgt von MOE mit 4 (eigentlich zu schwach für Berlins Standort), Asien 3 und Naher Osten 1.

Als besonders erfolgreiche Beispiele wurden die Ansiedlungsprojekte von Fujitsu und Amazon genannt. Auch Global Solar Energy in Adlershof mit 60 Beschäftigten.

01.08.2011
Fujitsu eröffnet neues Telesales Center - Bis zu 400 neue Arbeitsplätze in Berlin http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=2788

29.06.2011
Wowereit begrüßt Amazon-Ansiedlung in Berlin - e-commerce-Unternehmen eröffnet neues Kundenservice-Zentrum http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=2733

Beim Blick auf die Arbeitsplatzeffekte springt sofort ins Auge, dass die beiden Segmente „IKT/Medien/Kreativwirtschaft" sowie „sonstige Dienstleistungen" zusammen zwei Drittel des Volumens ausmachen.  Berlins neue Jobs entstehen in erster Linie hier: 2011 waren es 2384 neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich und 1913 bei IT/Medien. Die Gesundheitswirtschaft belegt mit 1030 neuen Arbeitsplätzen 15 Prozent.

Beim Blick auf die restlichen Segmente zeigt sich eine Ungleichgewichtigkeit der Clusterstrategie. Während die beiden Groß-Cluster Gesundheit und IKT zusammen 43 Prozent der neuen Arbeitsplätze schaffen, kommen die restlichen drei Cluster Verkehr, Energie und Optik auf zusammen nur 10 Prozent. Bei Energie werden 325 neue Stellen angeführt, bei Verkehr/Mobilität/Logistik 357, bei Optik nur 5. Zusammen ist das weniger als die sonstige Industrie an neuen Arbeitsplätzen schafft, nämlich 924 oder 13 Prozent von allen.

Eine weitere Statistik gibt eine aggregierte Aussage zum Industrieanteil. Danach sind von den 6.938 neuen Arbeitsplätzen 1.721 in der industriellen Produktion (das sind die oben genannten Verkehr, Energie, Optik und sonst. Ind.) entstanden sowie 713 in damit unmittelbar verbundenen produktionsnahen Dienstleistungen. Beide zusammen addieren sich auf 2.434 neue Arbeitsplätze in Industrieunternehmen, was mehr als ein Drittel am Gesamtzuwachs ausmacht. Es ist also die Berliner Industrie, die spürbar Jobs schafft.

In  der Langfristbetrachtung der letzten 12 Jahre zeigt  sich, dass bei den neu geplanten Arbeitsplätzen im Jahr 2011 ein Allzeithoch erreicht werden konnte. Das zweitbeste Jahr war 2008 mit 5909 Arbeitsplätzen und 2000 mit 5473. 2007 ist mit 5245 neuen Arbeitsplätzen das vierte Jahr in dieser Reihe oberhalb von 5000. Es geht auch anders: Die Jahre 2002, 2004 und 2009 liegen lediglich bei um die 2000 neuen AP und darunter. Die Tabelle, die auf den ersten Blick wie ein Rauf und Runter anmutet, zeigt allerdings einen fünf  Jahre währenden stetigen Aufstieg, der erst 2009 durch die  Weltfinanzkrise abgebrochen wurde.

Zu den Aufgaben von Berlin Partner gehört auch die Standort-Sicherung. Dies wurde zusammen mit den Bezirken stark ausgebaut. Als Beispiel für standortsichernde Aktivitäten nannte Frau Bähr die Daimler-Finanzsparte, die Überlegungen angestellt hatte, ihre 1200 Beschäftigten vom Potsdamer Platz in Berlin in die Zentrale nach Stuttgart zu verlagern.  Es konnten dann aber in Verhandlungen mit dem Autokonzern die Vorteile Berlins, vor allem durch den neuen Flughafen BER, verdeutlicht werden. Jetzt baut Daimler an der O2-World ein neues Gebäude für seine 1200 Beschäftigten. Insgesamt konnten mit derlei Maßnahmen laut BP-Statistik 4122 Arbeitsplätze in Berlin gesichert werden. 

Bei den internationalen Kontakten (beim Absatz siehe Exportquote)  ging es zum einen nach draußen: 15 Messe-Gemeinschaftsstände mit 206 Teilnehmern (die aber überwiegend im Inland) sowie vier Unternehmer-Reise mit 87 Teilnehmern ins Ausland. Von draußen kamen  26 Delegationen mit 485 Teilnehmern nach Berlin und 21 Veranstaltungen mit 2194 Teilnehmern wurden ausgerichtet. (Diese Zahl kommt offenbar durch die alle zwei Jahre stattfindenden Asien-Pazifik-Wochen zustande.)

In der Summe wurden auf diese Weise durch BP 3323 neue Geschäftskontakte angebahnt. Diese Kontakte wurden erstmals auch nach den fünf Clustern aufgeschlüsselt. Hierbei führt Verkehr (585 Kontakte) knapp vor IKT (565) und Gesundheit (536). Optik ist mit 445 internationaler als Energie (339). Der Rest ist sonstige.

Ein weiterer Schwerpunkt der Jahresabschlusspräsentation war die anstehende Bewerbung für das Schaufenster Elektromobilität, die von der BP/TSB-Tochter eMO vorbereitet wird. eMO hat jetzt 14 Partner und wird zu mindestens 50 Prozent von privater Seite (Unternehmen) finanziert. Die Berliner Bewerbung muss, wie die anderen auch, die um 3-5 Schaufenster bundesweit mit einem bundesseitigen Fördervolumen von 160 Mio Euro für drei Jahre konkurrieren, bis zum 16.1. 2012 abgegeben sein.

Der Berliner Antrag umfasst nach Angaben von Frau Bähr 50 Projekte mit einem Invest-Volumen von 100 Mio Euro, davon 50 Mio von den Unternehmen, und je 25 Mio vom Land Berlin und dem schon eingerechneten Förderbetrag der Bundesregierung. Drei Ziele werden für den Berliner Antrag genannt: die Generierung von Impulsen für die internationale Nachfrage (Leitanbieterschaft), die Erprobung neuer Mobilitätskonzepte und innovativer ordnungspolitischer Rahmenbedingungen (!) sowie die Weiterentwicklung von Erkenntnissen aus den Modellregionen.

Für den Aktivitätspunkt „Vernetzung" wurden die Beispiele Events genannt (Berliner Rede, Hoffest, Meisterköche etc) sowie die Zahl der BP-Mitglieder: 200 Partner. (wie viel mehr als 2010?). Über die Marketing-Aktivitäten wurde unter dem Slogan „Berlin zieht an" berichtet. Hier wurde das BLC Berlin Location Center herausgestellt, das mit dem Immobilien-Award als „wertvollstes Wirtschaftsportal Deutschlands" ausgezeichnet wurde. In einem anderen Monitor (European Cities, Cushman&Wakefield) kam Berlin erstmals europaweit unter die besten fünf Ansiedlungsstandorte für Unterehmen.

http://www.berlin-partner.de/fileadmin/chefredaktion/pdf/studien-rankings/2011_en_European-Cities-Monitor.pdf

Die Kampagne „be berlin" wurde nach vier Jahren abgeschlossen. Bähr bezeichnete die Aktion als „sehr großen Erfolg, der auch messbar ist".  Nach einer Studie, die bei TNS-Infratest in Auftrag gegeben wurde, sei in diesen vier Jahren die Attraktivität Berlins international gestiegen. 

http://www.berlin-partner.de/fileadmin/chefredaktion/pdf/studien-rankings/2011_de_Imagemessung-Berlin.pdf

Zahlen, die dazu genannt wurden: 70 Prozent der Berliner ist die Kampagne bekannt, im Internet wurde die Website seit August 2008 über 2,5 Millionen Mal aufgerufen, in Facebook hat Berlin über eine Million Fans (mehr als London und Paris),  937 Botschafter-Geschichten wurden veröffentlicht. 11 Berlin-Days wurden in 14 Städten in elf Ländern durchgeführt. 1500 Berlin-Boxen in 85 Ländern verteilt. Die Industrie-Kampagne hatte 15 Partner. Die „Kampagnen-Werterhöhung" (was ist das?) wird mit 18 Millionen Euro angegeben.

Stichwort „Talent Marketing": Das Jobportal http://www.talent-in-berlin.de/ bietet inzwischen rund 1700 aktuelle Jobs für Fach- und Führungskräfte an (stark steigend, vor einem Monat erst 1200 Jobs). Die Kommunikation dazu findet stark über soziale Medien statt: Youtube, Facebook, Twitter. Ein Imagefilmspot zu Berliner Talenten wurde per viralem Marketing vertrieben und bislang auf 993 websites platziert: www.youtube.com/blcberlin

An Messen wurde das Berliner Talentangebot auf der European Careers Fair am MIT in Boston USA und der T5-Jobmesse im Juni in Adlershof vorgestellt.

11.06.2011
Volles Haus bei T5 Jobmesse in Adlershof - 1.150 registrierte Besucher und über 28 Aussteller http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=2685

 

 

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor Berlin-Brandenburg

 

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http://www.berlin-partner.de/

http://www.berlin-partner.de/ueberuns/gf.html

http://www.berlin-partner.de/de/ueberuns/gesellschafter.html

http://www.berlin-partner.de/de/ueberuns/aufsichtsrat.html

Studien und Rankings: Vergleichzahlen, Rankings oder Analysen zum Standort Berlin

http://www.berlin-partner.de/?id=739

http://www.berlin-partner.de/ueberuns/gesellschafter/partner-fuer-berlin-holding/die-berlin-partner-wissenschaft.html

 

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