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Innovative Technologien für Feinwerktechniker

01.03.2012

 

Informationstechnik und Softwareprogramme für das Metallhandwerk standen im Mittelpunkt der zweiten "metall IT", die mit angeschlossenem Fachkongress im Rahmen der Messe Bautec Ende Februar auf dem Berliner Messegelände unter dem Funkturm stattfand. Inhaltliche Schwerpunkte der ganztägigen Vortragsveranstaltung waren neben neuen DIN-Normen für das Metallhandwerk und ihren Anwendungen im Glasbau auch ein Themenkomplex zu innovativen Technologien für Feinwerktechniker wie das Rapid Prototyping und das Laser-Sintern.  Zu den Mitveranstaltern der „metall IT" zählte auch die TSB Innovationsagentur, die die Innovations-Session vorbereitet hatte.

Zu Beginn des dritten Konferenzteils stellte Dipl.-Ing. Siegfried Helling von der TSB Innovationsagentur Berlin den Service seiner Einrichtung für Technologietransfer und Innovationsmanagement vor. Als Projektbeispiel des Wissens- und Technologietransfers für den Metallbereich führte er die Visualisierung des Wirkungsbereichs beim Induktionslöten mittels spezieller Lötroboter an, die bei einem Unternehmen des Sondermaschinenbaus realisiert wurde. Ein anderes Beispiel war die Entwicklung eines innovativen Schmiedeverfahrens zur Herstellung von Messer-Schneiden von hoher Härte und Präzision.

Im ersten der sich anschließenden Fachvorträge gab Dipl.-Ing. André Bergmann  vom  Produktionstechnisches Zentrum Berlin von TU Berlin und Fraunhofer-Gesellschaft einen Überblick über Technologien und Entwicklungstrends im Bereich des „Rapid Prototyping". Diese  Ingenieurtechnik wird seit rund 20 Jahren in Fertigungsverfahren der Wirtschaft eingesetzt und hat in diesem Zeitraum  eine Vielzahl von additiven Anwendungen erfahren. In einer Publikationsanalyse wollte das PTZ herausfinden, was Stand und Entwicklungstrends im „Additive Manufacturing" sind. So wurde unter anderem ein Zuwachs in der Nutzung von Polymeren und Metalllegierungen in der Produktionstechnik festgestellt. Dass sich derzeit viele Forschungsveröffentlichungen mit Fragen der Prozesstechnik beschäftigen, sei als Indiz dafür zu werten, dass diese Verfahren - etwa im Bereich der Pulvermetallurgie - noch nicht ausgereift seien. Dies betreffe auch die Zusammensetzung der Pulver, wo nach optimalen Lösungen noch gesucht werde. Als eine kommende Technik stellte Bergmann das Strahlschmelzen vor, die von seinem Institut in den nächsten Jahren zur einer Schlüsseltechnologie weiterentwickelt werden solle.

Dipl.-Ing. Simon Lewkowicz von dem Unternehmen   Dr. Mirtsch GmbH mit Sitz im brandenburgischen Stahnsdorf  führte mit seinem Vortrag „Versteifende Wölbstrukturen nach dem Energieminimierungsprinzip und deren softwarebasierte Visualisierung"  in ein innovatives Verfahren der Metallverarbeitung ein. Die Wölbstrukturierungstechnik lehnt sich an Prinzipien der Natur an, die etwa beim Knochenbau die Aufgabe, eine hohe Festigkeit mit geringem Materialeinsatz zu erreichen, perfekt gelöst hat. Die vier- oder sechseckigen Wölbungen, die bei Mirtsch in Metallteile eingeformt werden, haben den Effekt, dass die gleiche Steifigkeit bei bis zu 30 Prozent geringerem Gewicht erreicht werden kann. Auch eine verbesserte Akustik durch reduziertes Scheppern von Bauteilen, eine blendarme Lichtreflexion oder hohe Energieaufnahmen im Crashfall zählen zu den Vorteilen der Wölb-Technik. In Waschmaschinen wird die Technik seit Jahren eingesetzt. Größere Aufträge hat das Unternehmen inzwischen auch aus der Automobilbranche erhalten.

Dipl.-Ing. Stephan Dohrmann von der  Janke-Engineering GmbH aus Berlin berichtete über  das Strahlschmelzen als generativem Fertigungsverfahren in der Anwendung. Bei dieser Technik, die von dem Unternehmen seit 2009 eingesetzt wird, handelt es sich um den schichtweisen Aufbau und die Verschmelzung von Metallpulver mit nahezu identischen mechanischen Eigenschaften im Vergleich zum Originalwerkstoff.  Das vollständige Aufschmelzen des Pulvers bewirkt eine nahezu vollständige Dichte der Bauteile und ermöglicht identische mechanische Eigenschaften wie sie auch der Originalwerkstoff besitzt. In den Strahlkabinen des Unternehmens kommen unter anderem 200W-Faserlaser zum Einsatz.

Dipl.-Ing. Hermann Behrens  vom DIN Deutsches Institut für Normung e.V.  informierte darüber, wie sich Wettbewerbsvorteile für Innovationen durch Normen und Standards sichern lassen und welche Unterstützung durch besondere KMU-Programme des BMWi (INS und TNS) dafür angeboten werden. So konnten nach Angaben von Behrens im Jahr 2011 im Rahmen des Förderprogramms „Innovationen mit Normen und Standards" (INS) insgesamt 60 Projekte und drei wissenschaftliche Begleituntersuchungen durchgeführt werden. Die Projekte dienten dazu, innovative Vorhaben zu identifizieren und über den Weg der Normung und Standardisierung zu mehr Marktnähe zu führen. Durch die Förderrichtlinie „Transfer von FuE-Ergebnissen durch Normung und Standardisierung" (TNS) konnten bisher Zuwendungen für 53 Projektideen bewilligt werden. Behrens bezeichnete es als eine wichtige Aufgabe für das DIN, die KMUs besser in die Normung einzubinden und ihnen den Zugang zu Normen zu vereinfachen. Deshalb sei die „Kommission Mittelstand" (KOMMIT) als branchen- und verbandsübergreifendes Beratungs- und Strategiegremium ins Leben gerufen worden.

Im ersten Teil der Tagung hatte die Umsetzung der DIN EN 1090 im Metallhandwerk im Mittelpunkt gestanden. Die Norm betrifft alle Metallbaubetriebe, die tragende Bauteile aus Stahl oder Aluminium herstellen und in Verkehr bringen. Nach der Einführung der Norm im  Februar 2011 hatte es Unsicherheit und Unruhe in den betroffenen Betrieben gegeben. Die Koexistenzperiode der Norm endet voraussichtlich am 1. Juli 2012. Beim Kongress auf der metall IT stellte der Geschäftsführer Technik des Bundesverbandes Metall, Karsten Zimmer, den aktuellen Stand bei der Umsetzung der Norm dar sowie die wichtigsten Hilfsmittel und Vereinfachungen für das Metallhandwerk.

 

Manfred Ronzheimer

 

Weitere Informationen: http://www.metall-it.de/

 

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