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Berliner Innovationspolitik: Das Desaster des „Zwanzig20“-Wettbewerbs

23.07.2013

 

Berliner Innovationspolitik:  Das Desaster des „Zwanzig20"-Wettbewerbs

Der BMBF-Wettbewerb „Zwanzig20" ist für die selbsternannte Innovationshauptstadt Berlin und erst recht für Brandenburg desaströs geendet. Nach der Bekanntgabe der  zehn Preisträger am vorigen Donnerstag durch Bundesforschungsministerin Wanka hat gerade mal eines der Sieger-Konsortien seinen Sitz in Berlin. Sachsen zum Vergleich räumte ab: Fünf Gewinner mal 45 Mio Euro machen in der Summe fast eine Viertelmilliarde an BMBF-Förderung. Hinzu kommen noch die Eigenmittel der Wirtschaft.  Sogar Thüringen war mit zwei Sieger-Konsortien doppelt so gut wie Berlin. Brandenburg: ein Komplettausfall. Die in jeder Sonntagsrede hoch gelobte Innovationsstrategie Berlin-Brandenburg InnoBB vermag es nicht, durch bessere Innovationsprojekte  mehr Fördergelder für die Hauptstadtregion zu organisieren. Mehr Schein als Sein, bringt aber keine Scheine. 

Was für ein vergeblicher Aufwand! Allein die Akteure des Clusters Energietechnik Berlin-Brandenburg hatten sich an vier Projektansätzen beteiligt (IcE Innovationscluster Energiewende, Innovationen zur Energiewende im Wärmemarkt (InnovaHeat), Hybride Produktion, Worldclass Eco-Innovation in Small Enterprises), die aus der Region heraus federführend koordiniert wurden.

Das Energie-Clustermanagement brachte sich inhaltlich und koordinativ besonders intensiv beim Projekt Innovationen zur Energiewende im Wärmemarkt (InnovaHeat) ein, das federführend vom Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Potsdam koordiniert wurde und sich dem Schwerpunktthema „Innovationen im Wärmemarkt für die Energiewende" widmen wollte.

Als Beispiel die BTU Cottbus. Insgesamt 59 Initialkonzepte wurden eingereicht, 13 davon unter Beteiligung der BTU Cottbus-Senftenberg. Von diesen 59 Initialkonzepten kamen 19 in die engere Wahl und wurden für eine Konzeptpräsentation vor einer Jury ausgewählt, in deren Ergebnis die Gewinner des Wettbewerbes festgelegt wurden. In dieser zweiten Auswahlstufe waren sechs Initialkonsortien mit Beteiligung der BTU Cottbus-Senftenberg mit dabei, von denen schließlich drei Konsortien den Förderzuschlag erhalten haben. Diese heißen: „C³ - Carbon Concrete Composite" (Bereich Bauen), „HYPOS - Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany" (Bereich Energie) und „fast - fast actuators sensors and transceivers - echtzeitfähige vernetzte Sensor- und Aktorsysteme" (Bereich Informations- und Kommunikationstechnik).

Quelle: http://www.idw-online.de/de/news544257

Chancen hatten sich auch die Fachhochschule Brandenburg und das InnoZ in Berlin (EUREF) ausgerechnet. Sie waren mit dem Projekt „Connected EcoRail-Mobility - Klimaneutraler Schienenverkehr im 21. Jahrhundert: Den Umstieg auf erneuerbare Energien und effiziente Intermodalität wirtschaftlich gestalten" im Rennen.  Beide hatten im September 2012 eine Zusammenarbeit im Rahmen des Forschungsprogramms "Zwanzig20" der deutschen Bundesregierung bis April 2013 vereinbart.  Die Stiftungsprofessur "Energieeffiziente Systeme der Bahntechnologie" der ECO Rail Initiative der Deutschen Bahn AG mit der Bahnindustrie, die Frau Prof. Dr.-Ing. Claudia Langowsky seit Mai 2012 innehat, wollte mit den Innovationsexperten des InnoZ die zukunftsfähige Gestaltung der Infrastruktur für Mobilität und Logistik erforschen. Das Ziel war die Umsetzung wegweisender  Projekte, z.B. ein Konzept für das vernetzte Management erneuerbarer Energien am Berliner Bahnhof Südkreuz. Der Antrag schaffte es nicht unter die letzten 19.

http://www.innoz.de/fileadmin/INNOZ/pdf/pressemitteilungen/121205_PI-InnoZ_FH-Brandenburg.pdf

Auch für ein anderes Berliner Schienenprojekt  war der Zug früh abgefahren: Das Konsortium  „Bahntechnik von morgen"  - bestehend aus Arxes Information Berlin Design GmbH, Fraunhofer IZFP-Dresden, BIP Industrietechnik GmbH  - kam ebenfalls nicht über die erste Runde hinaus.  Das Konzept wollte durch die Integration der Segmente Prüfung, Herstellung, Wartung und Recycling von Komponenten  die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Bahntechnik und Nutzung gezielt an die steigenden Anforderungen im transnationalen Transportwesen anpassen aus ausbauen. Gerade für die Berliner S-Bahn wäre dieser Ansatz einem technologischen Jungbrunnen gleichgekommen, wenn sie mit gemacht hätte. Hat sie aber nicht.

http://www.unternehmen-region.de/zwanzig20/6700.php?P=236

Siegreich war allein das Konzept des Adlershofer Transfer-Champions Günther Tränkle.  „Advanced UV for Life", das ultraviolettes Licht mit optoelektronischen Halbleiterbauelementen koppeln will.

Mehr dazu hier:

http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=3548

Hier Kurzporträts der Sieger:

BMBF-Förderprogramm "Zwanzig20 - Partnerschaft für Innovation"
Die 10 ausgewählten Konsortien aus den neuen Bundesländern

http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=3557

 

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Die neun nicht erfolgreichen Konsortien der zweiten Runde

 

http://www.bmbf.de/press/3497.php

18.07.2013 [ BMBF-Pressemitteilung 091/2013] :  Zwanzig20: Weitere neun Konsortien unterstützt

 

(1) GesundLeben   Innovative Ansätze zur Förderung und Finanzierung von Gesundheit

(2) Innovation in Carbon    - Wandel der kohlenstoffreichen Stoff- und Energiewirtschaft zur „Low Carbon Economy"  (Sitz des Konsortiums: Freiberg)

(3)  Recycling 2.0 - Die Wertstoffwende  (Nordhausen)

(4) Masterplan Energiewende - Wärme neu gedacht         (Potsdam)

(5)   flex+ :   Die Elektronik der Zukunft ist flexibel  (Dresden)

(6) Energy Efficient Aviation Solutions - Initiative für die energieeffiziente Um- und Ausrüstung von Fluggerät  (Dresden)

(7) PARMENIDes - Initiative für personalisierte Diagnostik und Medizin  (Dahlewitz)         

(8) Crowd Production       Gemeinsame Leistungserstellung von Unternehmen durch Vernetzung untereinander und zur Lebensumwelt

(9) Smart Energy Ostdeutschland - Strom für Generationen: erneuerbar und dezentral  (Erfurt)

 

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Die 40 Erfolglosen

(1) Automotive Cluster Ostdeutschland (ACOD) e.V.

(2) InnoFood20

(3) Hybridspeicherkraftwerke

(4) HySoTec

(5) Health Engine

(6) ALEXWIS

(7) SWED 2.6

(8) Der Mensch und Die Industrie 4.0

(9) Glas2020

(10) MoFePI

(11) UAS-TEC 1.0

(12) RESCUE

(13) ProtelNGermany

(14) ARTbio

(15) Weise

(16) SAMBA

(17) BIOTOOLSnext

(18) nanogoesmakro

(19) Made in Germany - next Level

(20) Wachsen und CO2 senken

(21) SEEMaG (Seltene Erden Elemente - Made in Germany)

(22) WEIZENplus

(23) INFRAKON

(24) STEP

(25) Schienenverkehrstechnik für den Fahrgast von morgen

(26) Batterie 2.0

(27)  CARD

(28) Analysis Matters!

(29) Connected Eco Rail-Mobility

(30) InnoDem

(31) code:xx

(32)  MoToR - Mobilität und Technologie in dynamischen Regionen

(33) nds - Netzwerk Datensouveränität

(34) SymPro

(35) MIFU-SAR

(36) KING

(37) Sustainable Energy EcoSystems

(38) UNIKAT 4.0

(39) R:LM²

(40) BrickBorn Farming

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http://www.unternehmen-region.de/_media/Zwanzig20_Die_Jury(1).pdf

Das Gutachtergremium

Juryvorsitzender:

Prof. Dr. Matthias Kleiner - Institut für Umformtechnik und Leichtbau der TU Dortmund; 2007 bis 2012 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG); designierter Präsident der Leibniz-Gemeinschaft

 

Jurymitglieder:

Prof. Dr. Armin Grunwald - Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)

Prof. Dr. Sabina Jeschke  - IMA/ZLW & IfU - RWTH Aachen University

Prof. Dr. Regine Kahmann  - Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie

Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla - Helmholtz Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH

Prof. Dr. Georg Milbradt  - TU Dresden, Fakultät Wirtschaftswissenschaften, insbes. Finanzwissenschaft  Lehrstuhl für VWL

Dr. Ulf Pillkahn  - Siemens AG München und Zeppelin Universität

Prof. Dr. Joachim Ragnitz  - ifo Institut für Wirtschaftsforschung, Dresden

Prof. Dr. Sebastian M. Schmidt  - Forschungszentrum Jülich GmbH

Prof. Dr. med. Elisabeth Steinhagen-Thiessen  - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Evangelisches Geriatriezentrum Berlin gGmbH

Prof. Dr. Herbert Weber  - Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, Berlin

Dr. Tanja Wielgoß  - A.T. Kearney GmbH

 

Eine weitere  Auswertung des Wettbewerbs und einzelner Konsortien und ihrer Technologien folgt hier auf InnoMonitor. Bleiben Sie dabei. Dies ist ein Beitrag unserer Reihe „Warum es keinen Innovationsjournalismus in Berlin gibt".

Manfred Ronzheimer

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