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Spielerisches Erforschen

06.08.2013

 

Wiedereröffnung des Science Center Spectrum

Normalerweise ist im Museum Anfassen verboten. Im „Spectrum“ ist Anfassen nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig. Es ist eine „hands-on“-Schau, die erst mit aktiver Beteiligung des Nutzers zum Leben erwacht. Viele naturwissenschaftliche und technische Phänomene können auf diese Weise veranschaulicht und erklärt werden.

 

Nach anderthalbjähriger Bauzeit wird in dieser Woche das Science Center des Deutschen Technikmuseums an der Möckernstraße wiedereröffnet. Heute wurde es den Journalisten in einer Pressekonferenz vorgestellt, am Donnerstag Abend sind die Ehrengäste einschließlich des Regierenden Bürgermeisters dran, ab Freitag kann dann jedermann durch die farbenfroh gestaltete Wissensschau durchwandeln – Spektralfarben eben. Zu den insgesamt 150 Experimenten auf  vier Stockwerken zählen beispielsweise kommunikative „Spielereien mit Licht und Farbe“, eine „Reise durch mikro- und makroskopische Welten“ oder die Möglichkeit, Lautstärke und Schallausbreitung im Raum direkt sichtbar zu machen.

 

 

In seinen Erläuterungen verwies Museumsdirektor (Stiftungsvorstand) Dirk Böndel darauf,  dass das Science Center  sich 1984 als „Versuchsfeld“ noch im Hauptbau des frisch eröffneten  Museums  befand. Aufgebaut wurde es von Otto Lührs, der damit auch auf  ähnliche Ansätze der frühen Urania rekurrierte. Von Anfang an war das Versuchsfeld mit seiner Wissenschaft zum Anfassen ein Publikumsrenner, vor allem unter Jugendlichen, so dass 1990 der Umzug in eigenen Bau vollzogen wurde, einen Kopfbau des früheren Anhalter Güterbahnhofs. Dort konnte die Volks-Experimente auf 1.400 qm ausgebreitet werden.  „Nach 23 Jahren war es aber nötig, die Ausstellung dringend zu überarbeiten“, erklärte Böndel. Es wurde dann umfangreicher als geplant, weil auch die Decken raus mussten, da  sich heraus gestellt hatte, dass damals die Bestimmungen des Brandschutzes nicht eingehalten worden waren. „Und Brandschutz ist heute in Berlin ja von großer Bedeutung“, sagte der Museums-Chef, ohne das Kürzel BER  zu erwähnen. Böndel dankte den Geldgebern  Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin sowie der Europäischen Union (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung, EFRE)  und BIM Berliner Immobiline-Management, die die Bausumme von 2,4 Mio Euro finanziert hatten. Neu gestaltet wurde  auch der Eingangsbereich an der Ladestraße. Das neue Eingangsgebäude diente  bereits auch als Zugang für den neuen Ausstellungsbereich in der Ladestraße "Mensch in Fahrt - unterwegs mit Auto & Co."

 

Als Vertreter des Senats stellte Wissenschafts-Staatssekretär Knut Nevermann die pädagogische Bedeutung des  Science Centers heraus. Leider sei es immer noch schwierig, Studenten für die MINT-Fächer zu begeistern  und hierbei vor allem für das Lehramt. Diese Entscheidung wolle man mit Incentives unterstützen. Das Science Center sei auch ein Paradebeispiel dafür, dass der „Lernort“ für die junge Generation keineswegs nur die Schule sein müsse. Hier werde Wissensvermittlung mit spielerischem Interesse verknüpft. Weiter freute sich Nevermann über das kontinuierliche Wachstum des Museumsareals und seine stadtentwicklungsmäßige Gestaltung durch angrenzende Parks. „Das ist ein Volltreffer“.

An Maßnahmen, die zur Attraktivitätssteigerung für den MINT-Lehrerberuf ergriffen werden, nannte Nevermann auf Nachfrage von InnoMonitor das Angebot von „Brückenkursen“ der Universitäten, speziellen „Lotsen“, die bereits in den Schulen werben, und das Angebot für Fachwissenschaftler, in den Schuldienst zu wechseln, nach entsprechender pädagogischer Umschulung. Auf diese Weise habe man schon einige Lehrer bekommen.

 

Der Leiter des Science Centers, Christian Neuert, ging dann auf Einzelheiten des Umbaus ein. In acht verschiedenen Themenbereichen – von „Sehen und Wahrnehmen“, „Licht und Sehen“, „Mikrokosmos – Makrokosmos“ über „Wärme und Temperatur“, „Elektrizität und Magnetismus“, „Kraft und Energie“ sowie „Mechanik und Bewegung“ bis hin zu „Musik und Hören“ – werde „spielerisches Erforschen“ ermöglicht. Schwerpunkte der Modernisierung waren die Weiterentwicklung von interaktiven Experimentierstationen, ein neues didaktisches Gewand für ältere Versuche, etwa beim „Indoor-Regenbogen“ in der Abteilung Licht und Farbe.

 

(Aus der Pressemitteilung: ) „Neben beliebten und vertrauten Elementen wie dem Foucaultschen Pendel, dem Spiegelsaal und dem Hexenhaus gibt es viele Neuerungen. Dazu gehören vor allem die Experimentierstationen im Bereich „Licht und Sehen“: Hier kann man großformatige farbige Lichtflächen, deren Ursprünge im echten Sonnenlicht liegen, zu neuen

Farbtönen vermischen. Oder man staunt über einen im Raum schwebenden „Indoor-Regenbogen“, der ganz ohne Wasser auskommt, ansonsten aber die typischen Merkmale eines Regenbogens aufweist. Im Bereich „Mechanik und Bewegung“ verdeutlicht die „Wellenwippe“ die Entstehung von Wellen in Flüssigkeiten. Und auf der „Partnerschaukel“ entdeckt man das Prinzip der gekoppelten Schwingung: Alle Materie besteht aus

schwingungsfähigen gekoppelten Substanzen. Mit dem „Personenheber“ im Bereich „Kraft und Energie“ können sogar kleine Kinder ihre Eltern hochheben.“

 

Ein Highlight ist weiterhin das Foucaultsche Pendel. In der Pressemitteilung wird es so beschrieben: „Im Lichthof des Gebäudes hängt das vom Verein der Freunde und Förderer des Deutschen Technikmuseums e.V. gestiftete Pendel. Es ist 17 Meter lang, die Kugel wiegt 48 Kilogramm und schwingt gemächlich in acht Sekunden einmal hin und her. Dabei wirft sie aufgereihte Klötzchen nacheinander um. Die Schwingung strahlt eine gewisse Ruhe aus und lädt zum Meditieren ein – eigentlich dient der Versuch dem Nachweis der Erddrehung. Es ist selten, dass eine Messeinrichtung, wie es hier der Fall ist, sowohl der vernunftorientierten

Erkenntnis dient und zugleich die Gefühlswelt berührt.“

 

Besucher können einem durchgängigen „roter Faden“ als  „Wegweiser“ durch die Welt der Naturwissenschaft und Technik folgen. Dieser „rote Faden“ verbindet auch die verschiedenen Themenbereiche miteinander. Neuert: „Innerhalb eines jeden Bereichs werden an geeigneten Stellen vermehrt Bezüge zur Alltagswelt, zur Mathematik und in ganz besonderem Maße zu ausgewählten Objekten und Themen aus den Sammlungen und Häusern der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin hergestellt werden.“  Gerade diese Bezüge zum Haupthaus sind eine Besonderheit des DTMB, die verstärkt hervorgehoben werden soll.

Eine besondere Ansprache wurde für kleine Kinder gesucht. Ein weiteres Schülerlabor (zum Thema “Historische Experimente am historischen Ort)  soll im Herbst fertig sein.

  

Regional und  international: Das Spectrum wird seinen Blick auch auf lokale Besonderheiten, Themen und Persönlichkeiten legen. Mit seiner durchgängigen Zweisprachigkeit (Deutsch/Englisch) und seiner stark grafisch orientierten Vermittlung der Ausstellungsinhalte will sich das Science Center auch verstärkt an ein internationales Publikum richten. „Wir wollen damit“, so Neuert, „unsere Position sowohl innerhalb der regionalen, erlebnis- und freizeitorientierten Wissenslandschaft als auch international weiter stärken“.

 

Zum neuen Gestaltungsansatz heißt es in der Pressemitteilung des Museums: „Die grundlegende Gestaltung des Spectrums erfolgt durch das Büro studio klv, welches dazu den Begriff „Spektrum“ als ein im naturwissenschaftlichen, aber auch im allgemeinen Sprachgebrauch verankertes Prinzip nutzt. Der Spektralanalyse liegt das Prinzip der Aufspaltung zugrunde. Und wie in einem Spektrum werden im Science Center Spectrum komplexe Gegenstände und Inhalte der Technikgeschichte in unmittelbar erlebbare naturwissenschaftliche Einzelphänomene „aufgespalten.“ Umgekehrt trägt auch das Kombinieren und Zusammenfügen einzelner grundlegender Phänomene und Prinzipien zur technischen Innovation das Bild des Spektrums in sich.“

 

In den letzten Jahren zählte das Spectrum jährlich zwischen 180.000 und 200.000 Besuchern.

Das ist etwa zwei Drittel des gesamten Besucher-Aufkommens des Technik-Museums (2012: 479.872, 2011: 520.280). Der Umbau  des Spectrums führte laut Böndel auch zu einem „erheblichen Einnahmeausfall“ für das Museum. Dieser konnte aber durch die sehr gute Resonanz auf die Ausstellung „Windstärken“ etwas kompensiert werden. Inzwischen wurden 1000 Schulklassen (oder Gruppen) durch die Ausstellung geführt. Für 2013 rechnet Böndel mit einem neuen Besucherrekord. Dazu hilft sicherlich auch das Sommerfest „30 Jahre Deutsches Technikmuseum“ am 25. August, bei freiem Eintritt.

   

Manfred Ronzheimer 

   

Weitere Informationen hier:

 

Zukunft des Spectrums

http://www.sdtb.de/Zukunft-des-Spectrums.1720.0.html

 

Artikel: Das neue Science Center Spectrum (aus MUSEUMSJOURNAL 3/2013)  von Christian Neuert, Leiter der Abteilung Science Center Spectrum der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin.

http://dtmb.p4systems.de/p4_dtmb_version20/i_admin/zeit_scripte/i_suche_ext.php?bildid=1095&action_bild=data_down

 

Einladung zum Pressetermin am 6. August

http://www.sdtb.de/MI-Wiedereroeffnung-Das-neue-Science-Center-Spec.2241.0.html

 

Zur Pressemappe vom 06.08.2013

(Inhalt: 5 Medieninfos und 8 Bilder )

http://www.sdtb.de/MI-Wiedereroeffnung-Das-neue-Science-Center-Spec.2241.0.html

  

MI: Wiedereröffnung: Das neue Science Center Spectrum ...

http://dtmb.p4systems.de/p4_dtmb_version20/i_admin/zeit_scripte/i_suche_ext.php?bildid=1107&action_bild=data_down

  

http://www.sdtb.de/Spectrum.4.0.html

 

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