Zum Seitenanfang Druckversion  

Vision des "Taktilen Internets"

11.03.2014

Vision des taktilen Internets

VDE stellt auf der CeBIT Positionspapier vor

Die nächste Stufe des Internet zeichnet sich ab. Es wird ein Internet sein, das in Echtzeit reagiert und vor allem mobil benutzbar sein wird. "Taktiles Internet" nennt es deshalb ein Positionspapier des VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik, das am Montag (10.3.) auf einer Pressekonferenz am ersten Tag der CeBIT in Hannover vorgestellt wurde. Entscheidende Voraussetzung ist, dass die Übertragungsnetze extrem kurze Reaktionszeiten im Bereich von einer Millisekunde gestatten. Um dies zu erreichen, seien "völlig neue Chiptechnologien und Netzwerkarchitekturen erforderlich", erklärte Prof. Gerhard Fettweis vom Institut für Nachrichtentechnik der TU Dresden. Durch eine richtige Forschungspolitik gebe es die Chance, in Deutschland einen Spitzenplatz in der Entwicklung des Taktilen Internet bis zum Jahre 2020 zu belegen, betonte Prof. Ingo Wolff als Vorsitzender der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE.

 

 

(Foto: Fettweis, Wolff, Börmann, v.r.n.l.)

Unter dem "Taktilen Internet" wird die Ausweitung des breitbandigen, mobilen Internets und des Internets der Dinge auf bewegte Objekte und Echtzeitanwendungen verstanden. Dies verlangt deutlich geringere Reaktionszeiten von "Ende-zu-Ende", d.h. von einer Eingabe an einem Sensor oder einem Eingabegerät bis zur Reaktion am Aktor an einem anderen Ort (z. B. ein Bildschirm oder Roboterarm). Hierzu sind noch erhebliche Forschungsanstrengungen nötig. Von den benötigten Reaktionszeiten im Bereich einer Millisekunde "sind wir heute noch weit entfernt", erklärte Fettweis. In Westeuropa betragen typische nationale Antwortzeiten im Festnetz aktuell 10 ms bis 60 ms. LTE-Mobilfunknetze erreichen heute mit 25 ms bis 40 ms fast die Antwortzeiten eines Festnetzes. "Letztendlich ist die Signallaufzeit auf der Glasfaser der limitierende Faktor".

Deswegen wird nach Einschätzung der VDE-Experten die Verbindung zwischen Rechenzentren und Anwendungsorten möglichst kurz gehalten werden müssen. Da der Internet-Traffic über nationale Backbones weiterhin Antwortzeiten von 10 ms bis 40 ms verlangt, wird die Lösung in so genannten "Mini Clouds" gesehen. "Diese Mini Cloud bietet damit die gesamte im Cluster benötigte Funktionalität des Mobilfunknetzes sowie die in diesem Cluster angebotenen, zukünftig auch taktilen, Services. Ein solches lokales Cluster könnte zum Beispiel die Robotik eines Industriekomplexes steuern", führt das VDE/ITG-Papier aus.

Anwendungsbereiche, die zuerst vom "Taktilen Internet" profitieren können, sind die "Industrie 4.0" über Sensor-Aktor-Systeme in Fabriken, IKT-basierte Verkehrssteuerung, das Smart Grid in der Elektrizitätsversorgung, Bildung oder innovative medizintechnische Anwendungen wie ferngesteuerte Operationsroboter. Im einzelnen geht das Papier auf folgende Anwendungsfelder ein: Industrie, Montagerobotik und Fernsteuerung, Virtuelle Realität, Erweiterte Realität, Gesundheit, Verkehr, Serious Gaming, Bildung und Kultur, Intelligentes Stromnetz.

Papier hier bestellen

 Ausführliche Pressemitteilung des VDE hier

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor.de

 

(Hinweis: Weitere Interviews zum Thema folgen) 

IP11092i

 -------------------------------------------

 

 "Informationssicherheit im Stromnetz der Zukunft"

Expertengespräch auf der CeBIT

Das Smart Grid eröffnet Chancen, allerdings gibt es auch informationstechnische Risiken, auf die frühzeitig reagiert werden muss. Auf der positiven Seite ermöglichen die Übertragung und Auswertung von Daten sowie die Fernwartung und -steuerung netzrelevanter Komponenten erhebliche Verbesserungen der Netzwerkstruktur. In negativer Hinsicht können Angriffe aus dem Cyberspace das Energieversorgungssystem ernsthaft bedrohen. Die Bedrohungsszenarien reichen von der Abfrage kritischer Benutzerdaten über die virtuelle Ausspähung und Übernahme von Komponenten und Systemen bis hin zum Zufügen realer Schäden durch falsche Steuerungsbefehle.

Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die von der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) gemeinsam mit VDE/ITG am 14. März 2014 unter dem Titel "Informationssicherheit im Stromnetz der Zukunft" auf der CeBIT durchgeführt wurde. (1)
An dem Gespräch nahmen Prof. Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (2), Technische Universität Kaiserslautern und Institutsleiter Fraunhofer IESE, Kaiserslautern, und Prof. Dr. Ingo Wolff, Vorsitzender der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE (ITG), IMST GmbH, Kamp-Lintfort, teil.
Weitere Experten waren: Dr.-Ing. Jörg Benze, Principal Consultant T-Systems Multimedia Solutions GmbH und Vorsitzender des VDE|ITG Fokusprojekts "Energieinformationsnetze & -systeme", Dresden, Jens Brinckmann, Regierungsdirektor im Referat VIB3 - Entwicklung konvergenter IKT, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin sowie Prof. Dr. Claudia Eckert, Leiterin Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC), Garching, Klaus Hemberger, Technische Regulierung Telekommunikation, Bundesnetzagentur, Vorsitz DKE AK "Smart Grid Informationssicherheit", Mainz, Dr. Christian Wurhofer, Chief Technology Officer der Division Smart Grid des Sektors Infrastructure & Cities, Siemens AG, Nürnberg. Die Moderation hatte Dr. Erich Zielinski, Mitglied Vorstand ITG im VDE und Direktor der Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung, Stuttgart.

In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass schon die Anwendung elementarer IT-Sicherheitsmaßnahmen dazu beiträgt, möglichen Gefahren für das Versorgungsnetz zu begegnen. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Deutschen Normungs-Roadmap E-Energy/Smart Grid von VDE|DKE sowie europäischer und internationaler Normungsaktivitäten bereits wichtige Normungserfolge bei IT-Sicherheitsstandards in der Energieversorgung erzielt. Angesichts der starken technologischen Dynamik und der großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung der Stromversorgung bleibe das Thema IT-Sicherheit allerdings ein Dauerthema von höchster Priorität, waren sich die Experten einig.

 

(1)
http://www.gi.de/fileadmin/redaktion/Download/CeBIT2014.pdf
https://www.vde.com/de/InfoCenter/News/Documents/Einladung_Flyer_GI-Forum_2014_web.pdf

(2) Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) http://www.gi-ev.de

 

IP11092e

 

Zum Seitenanfang Druckversion   Zum Seitenanfang  Zum Seitenanfang 
oben