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Wehret den Anfängen

29.06.2014

Wehret den Anfängen

BBAW-Präsident Stock warnt vor "transformativer Wissenschaft"

In der Festveranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) zum Leibniztag , die gestern im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt stattfand, warnte Akademie-Präsidenten Günter Stock vor einem zu großen politischen und gesellschaftlichen Einfluß auf die Wissenschaft.

Ausgehend vom hochschulpolitischen Streit um das "Hochschulzukunftsgesetz" in Nordrhein-Westfalen kam Stock auf weitergehende Vorstellungen zur "Demokratisierung der Wissenschaft" zu sprechen. Was sich zunächst positiv anhöre, werde jedoch von bestimmten Akteuren so verstanden, unter dem Demokratisierungs-Begriff die "Partikularinteressen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen durch Einflussnahme auf die öffentliche Meinung und mittels partizipativer Strukturen in den Entscheidungsgremien durchzusetzen". Gesellschaftlich relevante Gruppen könnten dann in die Selbststeuerungsgremien der Wissenschaft, zum Beispiel den Hauptausschuss der DFG Einzug halten, "um dort - u.a. im Rhythmus von Landtagswahlen - Forschungsziele zu definieren". Für diese andere Art der Definition von Forschung gebe es inzwischen bereits "eine akademische Debatte und auch Begrifflichkeiten", wie "transformative Wissenschaft" und "Solutionismus". - Grund genug, sorgfältig aufzupassen.

 Die Rede Stocks hier im Volltext:

http://www.bbaw.de/veranstaltungen/2014/juni/bericht-praesident-2014

 

Neben dem Rechenschaftsbericht des Präsidenten Günter Stock wurden am Leibniztag traditionellerweise die neu gewählten Mitglieder vorgestellt sowie die höchsten Auszeichnungen und Preise der Akademie verliehen.

Die Helmholtz-Medaille für überragende wissenschaftliche Leistungen geht 2014 an den Physiker Murray Gell-Mann.

Der mit 50.000 Euro dotierte Akademiepreis für herausragende wissenschaftliche Leistungen geht an den Biophysiker Andreas Bausch.

Den Festvortrag hält in diesem Jahr Ullrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach und Akademiemitglied, zum Thema "Eine amerikanische Renaissance. Princeton nach dem zweiten Weltkrieg".

Acht neuen Mitgliedern wurde ihre Ernennungsurkunden überreicht:
1. Richard Buxbaum, Professor an der School of Law in Berkeley
2. Matthias Drieß, Ordinarius für Metallorganische Chemie und Anorganische Materialien an der Technischen Universität Berlin.
3. Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Johann Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt/Main
4. Peter Hegemann, Professor für Experimentelle Biophysik an der Humboldt-Universität zu Berlin
5. Jens Krause, Professor für Fischökologie an der Humboldt-Universität zu Berlin
6. Carola Lentz, Professorin für Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
7. Thomas Schildhauer, Professor für Electronic Business, Schwerpunkt Marketing der Universität der Künste, Berlin
8. Uwe Schimank, Soziologie-Professor an der Universität Bremen inne.

Vizepräsident Markschies stellte die neuen Mitglieder in einem amüsanten Rollenspiel als Berlins legendärer Theaterkritiker Iffland vor, über dessen Nachlass jetzt die Akademie verfügen kann.

Damit gehören der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften 173 Ordentliche und 97 entpflichtete Ordentliche Mitglieder sowie 72 Außerordentliche Mitglieder an. Die Akademie wählt ihre Mitglieder aus allen Wissenschaftsgebieten und gesamten Bundesgebiet, aber auch aus dem Ausland.

Weitere Informationen finden Sie hier: http://www.bbaw.de/veranstaltungen/2014/juni/leibniztag_2014


 Manfred Ronzheimer

 

Eine erste Reaktion von Uwe Schneidewind auf die Stock-Äußerungen: 

 

http://nachhaltigewissenschaft.blog.de/2014/06/29/debatte-transformative-wissenschaft-gewinnt-schaerfe-prof-dr-guenter-stock-warnt-gefahren-transformativen-wissenschaft-leibniztag-18750518/

Die Debatte um eine transformative Wissenschaft gewinnt an Schärfe - Prof. Dr. Günter Stock warnt vor den Gefahren einer "transformativen Wissenschaft" auf dem Leibniztag

 

 

 

 

ZN10232

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