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A Green Race is on: 11. FONA-Forum in Berlin eröffnet

24.09.2014

A Green Race is on: 11. FONA-Forum in Berlin eröffnet

Wo steht die Forschung für Nachhaltige Entwicklung und wo muss sie noch hin?

In Berlin hat Bundesforschungsministerin Johanna Wanka gestern das zweitägige BMBF-Forum für Nachhaltigkeit (FONA) eröffnet. In der Tagung geht es zum 11. Mal um Forschungsprojekte für Nachhaltige Entwicklung. Ein Akzent liegt in diesem Jahr auf den Effizienztechnologien für die Industrie. Vorgestellt wurde die neue Förderrichtlinie "r+Impuls", mit der die Rohstoffproduktivität in der Industrie gesteigert werden soll. Hauptredner des ersten Tages war Prof. Dr. Björn Stigson, ehemaliger Präsident des Weltwirtschaftsrates für Nachhaltige Entwicklung (WBCSD), der passend zum zeitgleich in New York stattfindenden Klimagipfel der UNO in seinem Vortrag " World in Transition to Sustainability - A Green Race is on" die dringende Notwendigkeit zu nachhaltigem Wirtschaften unterstrich.

Ministerin Wanka ging in ihrer ausführlichen Rede auf diese Punkte ein: Leistungen der deutschen Umwelttechnik, HTS, E3-Forschungsfabrik Chemnitz zum Punkt Ressourceneffizienz, gesellschaftliche Innovationen in der HTS, "eine andere Art von Kommunikation" (!) (Wanka: "eine Idee, die wir noch nicht ausdiskutiert haben"), Mathematik, Wassertechnologien, China-Projekt dazu, Kläranlagen, Urban Mining ("die Freiberger übertreiben"), abgeschlossenes r2-Programm, neues Förderprogramm r+impuls mit bis zu 30 Mio Euro, Thema Akzeptanz, SÖF-Programm 30 Energiewende-Kommunen, Klimaforschung, neue Afrika-Strategie, Tsunami-Bojen Thailand, "wir haben als reiche Industrienationen eine Verantwortung für die globale Umwelt", Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), "FONA3 will systemisches Denken fördern", "Man kann vieles anschieben, aber wichtig ist, es in die Fläche zu bringen", Vereinbarungen mit der KMK, die eigene BMBF-Zuständigkeit für Berufsbildung und hier BNE, Anfang 2015 Vorstellung des offiziellen Rahmenprogramms, am 30.9.14 werden die Projekte der Nationalen Plattform Zukunftsstadt vorgestellt, am 19.2.2015 werden die Forschungsagenda und die Innovationsagenda vorgestellt im Rahmen der Eröffnung des Wissenschaftsjahres "Zukunftsstadt", Kooperation mit dem Städtebauministerium, in Bonn nächste Woche BNE, die Schlussfolgerungen (ja, welche?), Green Economy, am 18.11. in Berlin Ende des Agendaprozesses zusammen mit BMU und anderen Ressorts, "wir haben einiges erreicht", kritische Bemerkung zum Bewusstseinswandel, hier gebe es "eine gewisse Spreizung" (bei den Verbrauchern) zwischen einer deklarierten Öko-Orientierung und dem faktischen Kaufverhalten, "viel ist in Bewegung gekommen", "wir brauchen tragfähige Konzepte für eine stabile Zukunftsvorsorge".

Die Stigson-Rede ging im wesentlichen auf die Empfehlungen der RNE-Evaluierung aus dem letzten Jahr ein.

Bildnachweis: © Photothek / FONA - Forschung für Nachhaltige Entwicklungen - Quelle

Deutsche Wassertechnologie ist in China begehrt. Seit drei Jahren gibt es das deutsch-chinesische "Forschungs- und Innovationsprogramm Sauberes Wasser", für das jetzt ein Innovationszentrum in Shanghai aufgebaut wird (2). Im Frühjahr fiel der Startschuss für ein großes Wasserprojekt in der chinesischen Hafenstadt Qingdao, wo in einem Neubauviertel für 12.000 Menschen eine ökologische Wasserver- und -entsorgung nach dem  „Semizentral"-Konzept der TU Darmstadt realisiert wird: Grauwasser wird mehrfach genutzt, Klärschlamm produziert Biogas. (1)

Auf der Konferenz „Forschung für Nachhaltige Entwicklung" (Fona) in dieser Woche in Berlin hob Bundeswissenschaftsministerin Johanna Wanka die China-Kooperation als Beispiel dafür hervor, wie sich die deutsche Forschungspolitik verändern will. „Wir haben als reiche Industrienationen eine Verantwortung für die globale Umwelt", erklärte die Politikerin. Die Ergebnisse von Forschungsprojekten sollen nicht nur unter Wissenschaftlern verbreitet werden, sondern stärker als bisher die gesellschaftliche Praxis erreichen. Hebel dafür ist die neue „Hightech-Strategie" der Bundesregierung, in die neben dem Forschungsministerium auch andere Ressorts wie Wirtschaft, Umwelt, Verkehr und Gesundheit eingebunden sind. Wanka: „Wir können von der Forschung vieles anschieben, aber wichtig ist, es auch in die Fläche zu bringen".

Das jährliche Fona-Forum, in diesem Jahr zum elften Mal, ist  das Stelldichein der deutschen Nachhaltigkeits-Forscher. Die einstige Öko-Nische, in der sie lange laborierten, öffnet sich, „Sustaibility" erreicht den Mainstream der Wissenschaft. „Wir haben es erreicht, dass sich die Forschungslandschaft für diese Themen neu aufgestellt hat", antwortet Karl-Eugen Huthmacher, zuständiger Abteilungsleiter im Bundesforschungsministerium, auf die Frage nach erreichten Erfolgen. Wurde noch vor Jahren von einigen der großen Forschungsorganisation die Unterschrift unter einen „Nachhaltigkeits-Kodex" der deutschen Wissenschaft vehement abgelehnt, stellt inzwischen sogar die Max Planck-Gesellschaft in Foren beispielhaft vor, wie sie ihre Gebäude energiesparend und ressourcenschonend betreibt.

Ordentliche Fördermittel sorgen für zusätzliche Motivation. In diesem Jahr gibt  das BMBF allein an Projektmitteln 430 Millionen Euro für Nachhaltigkeitsforschung aus, hinzu kommt die Grundfinanzierung für bestimmte Institute, etwa das Umweltforschungszentrum in Leipzig, was sich auf gesamt 1,3 Mrd Euro aus dem Forschungsetat summiert. Mit den Ausgaben anderer Ressorts, vor allem der große Batzen der Energieforschung, investiert  die Bundesregierung in 2014 knapp 3 Mrd Euro in  die Forschung zur Nachhaltigen Entwicklung.

Im neuen Rahmenprogramm des Ministeriums, „Fona-3", das bis nächstes Frühjahr fertiggestellt sein soll, wird vor allem auf drei große „Anwendungs-Arenen" orientiert: „Green Economy" will Nachhaltigkeit in die Wirtschaft bringen, das Programm „Zukunftsstadt" will mit dem gleichnamigen Wissenschaftsjahr 2015 urbane Öko-Techniken fördern. Und das Programm „Energiewende" schiebt energetische Innovationen an, etwa mit einem Modellprojekt der sozial-ökologischen Forschung in  30 deutschen  Energiewende-Kommunen.

Partizipation, die Beteiligung der Betroffenen und Anwender, ist ein  Schlüsselbegriff für die neue Stufe der Nachhaltigkeitsforschung. Auch Ministerin Wanka betonte, dass es zur Bewältigung der Umweltrisiken mehr denn je nicht allein auf technische, sondern auch auf „soziale Innovationen" ankomme. Hier muss indes eine Abschlußbemerkung von Konferenzleiter Huthmacher nachdenklich machen. Nach allen den Fortschritten, die Forschung für die Nachhaltigkeit in der Reorientierung der Wissenschaft  und Anwendung in der Wirtschaft erreicht hat, sei „das Interesse der Zivilgesellschaft noch eine Baustelle". Die nächsten Fona-Jahre sollten daher sowohl die Gesellschaftsforschung wie auch die Einbeziehung gesellschaftlicher Gruppen in die Nachhaltigkeitsforschung verstärken.

Manfred Ronzheimer

 (1)  http://semizentral.de/projekte/projekte-china/implementierung-semizentral-qingdao/?fs=0

(2)  http://www.fona.de/de/16839

*

In der weiteren Konferenz-Berichterstattung (bitte auf diese Seite zurückkommen) werden unter anderem folgende Punkte behandelt:

Frage 1
Wie unterstützt das BMBF künftig die Forschung zu Nachhaltigkeitsthemen? (FONA 3) (1) Quantitativ und in welchen inhaltlichen Richtungen?

Frage 2
Was sind die bisher größten Erfolge der bisherigen FONA-Programme?

Frage 3
Ist die nachhaltige Wissenschaft in Deutschland auf der Gewinnerstraße? Nimmt dieses Segment innerhalb der Wissenschaft zu? Teilt das BMBF die quantitative Einschätzung von Hubert Weiger (BUND), wonach "weniger als fünf Prozent" der Hochschulen in Deutschland einen umfänglichen Kurs der Nachhaltigkeit und Transformation in Lehre und Forschung eingeschlagen haben ? (2)

Frage 4
Wünscht sich das BMBF eine "große gesellschaftliche Debatte" (2) zum Thema Nachhaltigkeit und wenn ja, wie können es diese mit seinen Möglichkeiten unterstützen?

Frage 5
Sieht das BMBF in den Positionen der "transformativen Wissenschaft" (Uwe Schneidewind) und ihren Forderungen nach "Demokratisierung" eine Gefahr für die Freiheit der Wissenschaft? Oder sind derartige Befürchtungen unbegründet? (3)

 

Frage 6:
Was steckt hinter diesem Satz von Ministerin Wanka, geäußert in einem Zeitungsinterview: "Heute erwartet die Gesellschaft von der Wissenschaft mit Recht, dass sie sich auch selbst an den Maßstäben der Nachhaltigkeit misst." (4)

(1) Auf offene Türen stießen die Wissenschaftsveränderer bislang im zuständigen Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF). Die Forderung nach 1 Milliarde Euro Forschungsgelder für Nachhaltigkeitsthemen sei längst erfüllt, rechnete der zuständige Ministerialbeamte Wilfried Kraus auf der Eberswalde-Konferenz vor. Weitere 340 Millionen Euro gebe es für ein Forum zur wissenschaftlichen Begleitung der Energiewende. Im neuen Fona-Programm (Forschung für Nachhaltigkeit), das in diesem Jahr starte, seien 3,3 bis 3,5 Milliarden Euro für Nachhaltigkeitsprojekte vorgesehen. - http://www.taz.de/!131616/
(2) Derzeit verfolgten "weniger als fünf Prozent" der Hochschulen in Deutschland einen umfänglichen Kurs der Nachhaltigkeit und Transformation in Lehre und Forschung. "Selbstkritisch gesagt, ist es bisher nicht gelungen, eine große gesellschaftliche Debatte in Gang zu setzen", sagte Weiger. - http://www.innomonitor.de/index.php?id=132&be=3725
(3) http://www.taz.de/Demokratisierung-der-Wissenschaft-/!141685/
(4) http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Wir-sind-eines-der-innovativsten-Laender-der-Welt

 

UN4859c

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