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Wie Mensch und Technik besser interagieren

14.11.2015

Wie Mensch und Technik besser interagieren

Neues BMBF-Förderprogramm MTI will "Technik zum Menschen bringen"

In der Woche, in der sich die führenden Köpfe der Innovationspolitik zum "Innovationsdialog" bei der Bundeskanzlerin und tags darauf zur Sitzung des "Hightech-Forums" trafen, startete das BMBF passend zur Rahmenthematik seine neue MTI-Strategie (Mensch-Technik-Interaktion). Obwohl das Programm über eine ordentliche Finanzausstattung verfügt (von 2016 bis 2020 jährlich rund 70 Millionen Euro, also 350 Mio Euro), wurde es nicht in einer Pressekonferenz vorgestellt.

 

 

 Foto: Forschungsministerin Wanka mit dem neuen MTI-Programm - Quelle BMBF

Das Forschungsprogramm mit dem Titel "Technik zum Menschen bringen" umfasst die drei zentralen Themenfelder: intelligente Mobilität, digitale Gesellschaft und gesundes Leben.
In der Pressemitteilung des BMBF wird erläutert:
"Ein besonderer Fokus liegt auf interaktiven und "mitlernenden" Technologien für Mobilität, Digitalisierung, Pflege und Gesundheit. Erforscht werden sollen zum Beispiel intelligente Mobilitätskonzepte, mit denen Menschen schnell, sicher und ressourcenschonend mit verschiedenen Verkehrsmitteln von A nach B gelangen können. Auch digitale Technologien für modernen Wissenserwerb in der praxisnahen Hochschulausbildung, oder Serviceroboter, die pflegebedürftigen Menschen in den eigenen vier Wänden unterstützend zur Seite stehen, sollen weiterentwickelt werden." (1)

Der echte Partner des Menschen (vergiß die Haustiere)

Technik, so heißt es, könne "nur dann zu einem echten Partner des Menschen werde, wenn sie nutzerfreundlich gestaltet und leicht bedienbar ist". Die Technik solle sich an die Eigenheiten und Kommunikationsmöglichkeiten des Menschen anpassen. Als Erläuterungsbeispiel wird angeführt: "Beispielsweise kann eine Steuerung per Sprache, Mimik oder Gestik dafür sorgen, dass etwa ein intelligenter Herd für alle Menschen problemlos bedienbar ist. Schlüsseltechnologien wie die Informations- und Kommunikationstechnologien, Elektroniksysteme oder die Robotik liefern die Bausteine, um Technik den individuellen Fähigkeiten, Vorlieben und Wünschen der Menschen anzupassen." Neu ist das im Ansatz nicht, aber neu ist, dass der Fachbegriff "Usability" im Programmheft kein einziges Mal auftaucht. Immerhin hier (3)

"Entscheidend ist doch, dass Technik in den Händen der Menschen tatsächlich nutzbar ist. Wir brauchen leichtere Bedienbarkeit", sagt Ministerin Wanka in einer Twitter-Botschaft ihres Ministeriums (2).
An anderer Stelle: "Wir erleben gerade eine faszinierende technische Entwicklung durch die Digitalisierung. Immer kleinere Geräte erreichen eine immer größere Leistungsfähigkeit, gerade in der Gesundheitsversorgung. Das allein steigert aber noch nicht die Lebensqualität. Was nützt ein hochmodernes Blutdruckmessgerät, wenn es nicht leicht zu bedienen ist? Entscheidend ist doch, dass Technik in den Händen der Menschen tatsächlich nutzbar ist. Das wollen wir verbessern", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. (1)

Was ist neu?

In der einleitenden Programmbeschreibung werden diese Punkte hervorgehoben: Von passiv zu aktiv, die Interdisziplinarität und die Verknüpfung von technischen mit sozialen Innovation. Unausgesprochen wird unter dem Stichwort "Demografischer Wandel" vor allem die Generation der Senioren adressiert.
Im Wortlaut liest sich das so: "Technische Systeme entwickeln sich zunehmend von rein passiven Instrumenten zu aktiven Partnern, die den Menschen unterstützen, indem sie Tätigkeiten bis zu einem gewissen Grad eigenständig und nahe am Menschen verrichten. Dadurch ändert sich auch das Verhältnis von Mensch und Technik: Es wird immer interaktiver. Der Förderschwerpunkt "Mensch-Technik-Interaktion" adressiert diese neuartigen Technologien in einem interdisziplinären Forschungs- und Handlungsansatz. Im Mittelpunkt stehen technische Innovationen, die in Kombination mit sozialen Innovationen auf die besonderen Herausforderungen antworten, die mit einer Gesellschaft im demografischen Wandel einhergehen. Durch Forschung soll die Entwicklung neuer Lösungen, Produkte und Dienstleistungen vorangetrieben werden, die die Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen verbessern und so dem Wohle aller Generationen zu Gute kommen. Ziel ist es, den technologischen Wandel für den gesellschaftlichen Wandel fruchtbar zu machen." (5)

Konnex zu anderen Programmen

MTI will es besser machen als AAL. (4) Die Einführung der häuslichen Assistenztechniken (Ambient Assisted Living), vom BMBF in den vergangenen Jahren mit großem Aufwand forscherisch angeschoben, hat in der Anwendungspraxis nie in der erhofften Breitenwirkung abgehoben.
"Das neue Forschungsprogramm baut auf den bestehenden Förderschwerpunkt "Mensch-Technik-Interaktion für den demografischen Wandel" auf, mit dem das BMBF bereits Forschungsprojekte unterstützt hat", erläutert die Pressemitteilung zur Genese (1). An anderer Stelle wird so kontextualisiert: "Dieser Forschungsansatz ist ein wesentlicher Bestandteil der Forschungsagenda "Das Alter hat Zukunft" und der Demografiestrategie "Jedes Alter zählt" der Bundesregierung." (5)

Bild: BMBF/Continental - Quelle

An konkreten Forschungserträgen werden diese Beispiele angeführt: "Beispielsweise wird im Innovationscluster "BeMobil" derzeit an einem technischen Physiotherapeuten gearbeitet, der die Bewegungstherapie von Patienten rund um die Uhr begleitet und unterstützt. Und das Projekt "UrbanLife+" entwickelt Verbesserungen für ältere Menschen in der Stadt. Straßenlampen passen künftig ihre Helligkeit automatisch dem Sehvermögen der Passanten an und mobilitätseingeschränkte Menschen werden an unübersichtlichen Straßenübergängen oder gefährlichen Stufen mit akustischen und optischen Signalen individuell auf Gefahren hingewiesen. Hierfür werden an Kreuzungen und kritischen Stellen Sensorsysteme installiert, die etwa mit den Smartphones der Passanten personalisiert kommunizieren können. Fragen des Datenschutzes werden dabei ebenso berücksichtigt wie Aspekte der Alltagstauglichkeit und Nutzerfreundlichkeit." (1)

Manfred Ronzheimer

(1) https://www.bmbf.de/de/intelligente-technik-hilft-den-menschen-1961.html
(2) https://twitter.com/BMBF_Bund/status/664074852777742336
(3) http://www.mtidw.de/service-und-termine/termine/world-usability-day
(4) http://www.mtidw.de/service-und-termine/termine/tagung-wohnwandel-mensch-gebaeude-technik
(5) http://www.mtidw.de/

 

 ZN12305

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