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ESS1621

23.05.2016

ESS1621

Shortcuts Wissenschaftspolitik Di 24.5.2016

Meseberg / Acatech / FhG Mikrolektronik / DFG Graduiertenkollegs / Studentenwerk

Kabinettsitzung in Meseberg zur Digitalisierung

Auf der zweitägigen Klausur des Bundeskabinetts in Schloss Meseberg steht das Thema Digitalisierung im Mittelpunkt des heutigen ersten Tages. (1) Die Ministerrunde bespricht die Fortschritte bei der Digitalen Agenda der Bundesregierung mit ihren verschiedenen Handlungsfeldern: der digitalen Wirtschaft, dem digitalen Arbeiten, dem Schutz und der Sicherheit in der digitalen Welt, der digitalen Infrastruktur, der vernetzten Gesellschaft sowie dem Wertewandel der Jugend und anderer gesellschaftlicher Gruppen durch die Digitalisierung. Als Gastredner sind eingeladen: Der EU-Kommissar für die Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, und der estnische Ministerpräsident Taavi Rõivas. Oettinger gibt ein Eingangsstatement zur Digitalisierung in Europa ab, Rõivas spricht am Dienstagnachmittag zum Thema Moderner Staat und Cyber-Sicherheit.

Forschungsministerin Wanka äußerte sich gestern im Vorfeld der Klausur in Richtung Oettinger zum Thema Mikroelektronik (2)
Sie kündigte an, - auch über Twitter (3) - dass sich Deutschland an einem europäischen Investitions- und Forschungsprojekt, einem sogenannten 'Important Project of common European Interest', beteiligen werde. Wanka: „Es geht darum, Investitionen in Produktionsanlagen in Europa zu fördern,  die Zusammenarbeit mit dem Mittelstand auszubauen und so die Mikroelektronikforschung für die nächste Technologiegeneration fit zu machen. Die in Europa dafür vorgesehene Investitionssumme umfasst 6,5 Milliarden Euro, Deutschland wird daran einen wesentlichen Anteil haben." - Eine solche Zusage hatte am gleichen Tag ihr StS Schütte vor der FhG noch nicht machen können. (siehe unten)

(1) https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/
(2) https://www.bmbf.de/de/anlaesslich-der-bevorstehenden-
(3) https://twitter.com/BMBF_Bund/

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Acatech-Akademientag zur Medizintechnik

Der jährlich das Bundesland wechselnde Akademientag der Technikakademie acatech fand gestern in der Landeshauptstadt Niedersachsens statt. (1) Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Schloss Herrenhausen bei Hannover stand die Medizintechnik und die die Medizin der Zukunft. Laut Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic gehört Niedersachsen zu den Leitregionen und hat Landesinitiativen wie das Innovationsnetzwerk Life Sciences und die Initiative eHealth.Niedersachsen auf den Weg gebracht. 100.000 Beschäftigte in der Medizintechnik erwirtschaften deutschlandweit jährlich mehr als 25 Milliarden Euro Umsatz mit Bioimplantaten, molekularer Diagnostik, Telemedizin und Co. Es gab auch Kritik: Obwohl Deutschland innovative Gesundheitstechnologien hervorbringt, erreichen sie die Patienten erst mit großer Verzögerung. Die Hürden auf dem Weg zum Patienten sind so hoch sind wie in kaum einem anderen Land; Zulassungszeiten von bis zu 15 Jahren sind keine Ausnahme. In ihrer Position „Innovationskraft der Gesundheitstechnologien" - vorgestellt vor zwei Jahren, am 25. April 2014 - spricht sich die Akademie deshalb dafür aus, Zulassungsverfahren weiter zu vereinfachen und stärkere Anreize für die Forschung und Entwicklung zu schaffen. (2) Die Wirkung der Empfehlungen scheint ausgeblieben zu sein. Zu der Veranstaltung waren nur regionale Pressevertreter eingeladen.
Womöglich wurde am Rande des Events auch über die Folgen von VW-Dieselgate für die Forschungspolitik des Landes geprochen. Die Einkünfte der Volkswagenstiftung sollen jedenfalls massiv eingebrochen sein, von 145 auf nur noch drei oder 30 Millionen Euro, schreibt die Regionalpresse (3,4).

(1) http://www.acatech.de/de/aktuelles-presse/
(2) http://www.acatech.de/de/publikationen/
(3) http://www.haz.de/Nachrichten/
(4) http://www.noz.de/deutschland-welt/niedersachsen

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Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik

Unter dem Titel „20 Jahre Innovationstreiber Mikroelektronik - Smart Systems machen den Unterschied" feierte gestern in Berlin der Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik sein 20-jähriges Bestehen. (1) In dem Verbund arbeiten seit 1996 insgesamt 18 Mitgliedsinstitute mit rund 3000 Forschern zusammen und stellen in dieser Aggregation nach eigener Aussage „den mittlerweile führenden europäischen FuE-Dienstleister für Smart Systems" dar. Mit einer weltweit einzigartigen Kompetenzvielfalt schlagen wir eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Produktentwicklung in den Bereichen Mikro-/ Nanoelektronik, inklusive Mikrosystemtechnik und Leistungselektronik sowie Nanotechnologie, neue Materialien, Photonik und fortgeschrittene Fertigungstechnologien, heißt es in der Selbstdarstellung des Verbundes.
Staatssekretär Dr. Georg Schütte vom BMBF hielt eine Rede "Die Bedeutung der Mikroelektronik für Deutschland und Europa im Zeitalter der Digitalisierung". Die Veranstaltungen schwelgte in Belobigungen; kritische Töne wurden von Industrievertretern nur ganz am Rande eingebracht. Anderswo, etwa auf den einschlägigen Messen in Hannover, wird über die Lage und Perspektive der deutschen Mikroelektronik sehr viel besorgter gesprochen.

Im Rahmen der Festveranstaltung überreichte der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Reimund Neugebauer dem Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung Dr. Georg Schütte das Fraunhofer-Strategiepapier zur Mikroelektronik-Forschung »Auf dem Weg zur Joint Fab for Research«. (2) Das Ziel: Die Rolle Deutschlands und Europas als Innovationstreiber auszubauen. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Konzepts werden sich die Institute des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik gemeinsam als Forschungsfab organisieren - als Basis einer vollständigen Supply Chain-Kette für die Mikro-/Nanoelektronik. 
Es fehlt in dieser Online-Version (2) allerdings der letzte Absatz, der Aussagen zur Finanzierung macht. Er lautet:
„Zur Finanzierung der notwendigen Modernisierungs- und Erhaltungsinvestitionen strebt die Fraunhofer-Gesellschaft eine abgestimmte und konsequent auf die neuen Themen ausgerichtete institutionelle Sonderfinanzierung an, um sich für die nächsten 10-15 Jahre wettbewerbsfähig ausstatten zu können. Es werden Neu- und Ausbauinvestitionen in Höhe von mehreren hundert Mio Euro erforderlich sein, um diese Technologien aufzubauen und auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu führen. Für die langfristige Stabilisierung und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sind ca 10 % dieser Summe jährlich als laufende Investitionskosten aufzuwenden."

Am 17.2.2016 hatte das Bundeskabinett das neue Rahmenprogramm "Mikroelektronik aus Deutschland - Innovationstreiber der Digitalisierung" beschlossen (3) . Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert das Programm bis zum Jahr 2020 mit rund 400 Millionen Euro. Das neue Programm „verbindet Forschung und Wirtschaft noch enger, um eine schnelle Anwendung der Forschungsergebnisse zu ermöglichen", hieß es damals (4) .

(1) http://www.mikroelektronik.fraunhofer.de/index.html
(2) http://www.mikroelektronik.fraunhofer.de/fileadmin/
(3) https://www.bmbf.de/pub/Rahmenprogramm_Mikroelektronik.pdf (4) https://www.bmbf.de/de/deutschland-baut-mikroelektronik-aus-2469.html

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Neue Graduiertenkollges der DFG

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird zur Stärkung des wissenschaftlichen Nachwuchses 18 neue Graduiertenkollegs (GRK) einrichten. Dies wurde jetzt vom zuständigen Bewilligungsausschuss bei seiner Frühjahrssitzung in Bonn beschlossen, teite die DFG gestern mit (1). Die Einrichtungen werden zunächst viereinhalb Jahre lang gefördert und erhalten in dieser Zeit insgesamt etwa 74 Millionen Euro. Zusätzlich zu den 18 neuen Kollegs wurde der Verlängerung von 14 Kollegs für weitere viereinhalb Jahre zugestimmt. Insgesamt fördert die DFG zurzeit 194 Graduiertenkollegs, darunter 40 IGK (2).
Die 18 neuen Kollegs werden im Laufe des Jahres 2016 ihre Arbeit aufnehmen. Die Themen gehen quer durch alle Disziplinen. Mein persönlicher Favorit ist das Graduiertenkolleg „Kritische Infrastrukturen: Gesellschaftliche Konstruktion, Funktionskrisen und Schutz in urbanen Räumen" mit der Sprecherhochschule: Technische Universität Darmstadt, Sprecher: Professor Dr. Jens Ivo Engels. Im Gegensatz zur traditionellen Infrastrukturforschung, die entlang einzelner Disziplinen organisiert war, forschen hier Geistes-, Sozial- und Ingenieurwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gemeinsam.

(1) http://www.dfg.de/service/presse/
(2) www.dfg.de/gk/

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Soziale Lage der Studierenden

Das Deutsche Studentenwerks (DSW) hat gestern seine 21. Sozialerhebung gestartet, mit der die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland empirisch ermittelt werden soll. (1) Durchgeführt wird die Studie vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). 17% der derzeit rund 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland, mehr als 400.000, werden zur Befragung eingeladen, das ist mehr als das Vierfache als bei der letzten Befragung 2012. Erste Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühsommer 2017 vorliegen.

In Österreich liegen bereits Ergebnisse der Befragung von 2015 vor (2) „Die soziale Lage der Studierenden nimmt immer besorgniserregendere Ausmaße an", lautet ein Fazit. 40 Prozent der Studenten müssen jobben, um finanziell über die Runden zu kommen, was das Studium in die Länge zieht, was die Beihilfen schmälert.

(1) https://www.bmbf.de/de/wir-rechnen-damit-du-zaehlst-2877.html
(2) http://www.ots.at/presseaussendung/

Zusammenstellung: Manfred Ronzheimer


 

Hier sind die wichtigsten Termine der Forschungs- und Hochschulpolitik in Deutschland in dieser Woche

RANKING:
(1) 29.5. Paderborn - Wanka bei Ehrung der Sieger beim 51. Bundeswettbewerb Jugend forscht - mehr hier
(2) 25.5. Rostock - Rede Wanka "Zusammenwirken von Hochschulen und außeruniversitären Forschungsinstituten" bei Wissenschaftskonferenz der CDU Landtagsfraktion MV - mehr hier
(3) 23.5. Berlin - BMBF-Staatssekretär Dr. Georg Schütte bei Festveranstaltung "20 Jahre Fraunhofer-Verbund Mikroelektronik",   mehr hier - Programm (PDF)
(4) 25.5. Berlin - Arzneimittelsicherheit: Daten zum Schutz der Gesundheit nutzen - geht das in Deutschland? - Podiumsdiskussion des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie - mehr hier
(5) 26.5. - Rede Wanka zur Eröffnung des Niedersächsischen Zentrums für Biomedizintechnik, Implantatforschung und Entwicklung (NIFE) - http://nife-hannover.de - mehr hier - und hier
(6) 26.5. Würzburg - BMBF-Staatssekretär Schütte über "Entwicklungen und Herausforderungen in der Gesundheitsforschung" beim 77. Ordentlichen Medizinischen Fakultätentag - mehr hier
(7) 24.5. Aachen - BMBF-PStS Rachel beim Richtfest für das Center for Digital Photonic Production (CDPP) der RWTH Aachen - http://dpp.rwth-campus.com - mehr hier - und hier
(8) 23.5. Berlin - BMBF-Staatssekretär Dr. Georg Schütte bei der Internationalen Konferenz Translate! 2016 des Berlin-Brandenburger Centrums für Regenerative Therapien (BCRT) - mehr hier
(9) 26.5. Halle/S. - Nationalakademie Leopoldina ernennt neue Mitglieder - mehr hier
(10) 25.5. Dresden - MP Tillich besucht CRTD: DFG-Forschungszentrum für Regenerative Therapien der TU Dresden - mehr hier
(11) 26.5. Bremen - Diversität an Hochschulen: Universität Bremen lädt zu erstem bundesweiten Vernetzungstreffen ein - mehr hier
(12) 25.5. Karlsruhe - Fünf Tage, drei Länder: Tour Eucor 2016 - Rundfahrt zu den Universitätsstädten von Eucor - The European Campus -- mehr hier
(13) 23.5. Köln - Gesundheit 2.0: Wie Big Data die moderne Medizin verändert -- mehr hier
(14) 23.5. Dresden - Deutsch-Russischer Bibliotheksdialog - mehr hier
(15) 24.5. Heidelberg - Eröffnung der Ausstellung: „FAKE: Fälschungen, wie sie im Buche stehen" - mehr hier
(16) 27.5. Berlin - Nobelpreisträger Eric Kandel hält Leopoldina-Vorlesung zum Thema Prionen an der Humboldt-Universität - mehr hier
(17) 27.5. Berlin - „Berlin - Babylon - Bagdad. Drei Städte. Eine Faszination." - Sonderforschungsbereich feiert Abschluss mit internationaler Festivalwoche nach zwölf Jahren intensiver Forschungsarbeit zu den „Transformationen der Antike" - mehr hier
(18) 24.5. Berlin - Studienpräsentation „Krisenregion Mena" des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung über die Entwicklungen im Nahen Osten und Nordafrika - mehr hier
(19) 25.5. Jena - Leistungssteigerung durch achtsame Grundhaltung - Jenaer Achtsamkeitstage diskutieren neuen Mega-Trend für das Bildungssystem - mehr hier
(20) 27.5. Berlin - Grüne Schatzinseln. Botanische Entdeckungen in der Karibik. Ausstellung im Botanischen Garten Berlin - mehr hier

Hier die komplette Terminliste:
Bundeswissenschaftswoche 21-2016 - Wichtige Termine der Forschungs- und Hochschulpolitik in Deutschland
http://www.lemmens-online.net/21-kw-2016.html

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