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Wandel der regionalen Kommunikation (1)

08.11.2012

 

Verunmöglichte Fragen: Energie-Masterplan ohne Pressekonferenz

Im Potsdamer Nicolaisaal ist gestern der Masterplan für das Cluster Energietechnik Berlin-Brandenburg vorgestellt worden. (http://www.energietechnik-bb.de/)

Wie schon bei der Evaluierung des Clusters Gesundheit im Oktober hat es dazu kein gesondertes Pressegespräch gegeben. Dies deutet darauf hin, dass die Kompetenz-Akteure, die sich jetzt in den Clustern zusammen finden, ausschließlich an Kontakten und Austausch unter sich interessiert sind, und auf Kommunikation mit der Gesellschaft in breiterer Weise verzichten wollen. Dieser eingeschlagene Weg der Intransparenz, die es so früher nicht gegeben hat, sollte die Zivilgesellschaft und Medien wachsam machen.

Wenn es eine Pressekonferenz zum Masterplan gegeben hätte, dann hätte ich dort diese Fragen gestellt:

. Warum gibt sich der Plan keinerlei quantitative Zielsetzungen? Selbst bei der Darstellung des Ist-Zustandes ist die Datenlage ausgesprochen dünn. Das Gesamtcluster wird auf Seite 11 mit 4.835 Unternehmen und 49.253 Beschäftigten bei einem Umsatz von 15,4 Mrd Euro in Berlin und Brandenburg angegeben. Die Beschäftigtenzahl bezieht sich auf 2010, die Zahl der Firmen und des Umsatzes auf 2009. Geht das nicht etwas aktueller? Nach dieser Statistik hat eine Energiefirma im Durchschnitt 10 Mitarbeiter. Warum so klein? Ist das keine Industrie, sondern Handwerk?

Warum gibt der Plan nicht die Entwicklung der letzten fünf Jahre wieder, in allen drei Indikatoren?  Frühere Masterpläne (in Berlin) haben das immer gemacht. Warum sagt man nicht, auf Grundlage dieser Zahl der letzten fünf Jahre - und im Benchmark zur Entwicklung der Branche bundesweit  -  nimmt sich die Region Berlin-Brandenburg und die Akteure des Energieclusters vor, in den nächsten drei oder fünf Jahren um 10 Prozent besser zu sein, oder 20 Prozent?  Warum werden solche Zielvereinbarungen nicht getroffen? Oder gibt es sei intern doch und sie werden nur nicht veröffentlicht?

. Warum ist der Plan im Bereich Photovoltaik so völlig leidenschaftslos (mit Betonung auf „leidend") ? Die SWOT-Analyse auf Seite 81 und 82 liest sich wie Text gewordenes Schulterzucken. Schwer berechenbare Förderpolitik (Pfeil gegen Rösler) und Industriepolitiken anderer Exportnationen (ohne China zu nennen) haben „zur Folge, dass Unternehmen in der Region ihre Ware immer häufiger unter Herstellungskosten am Markt verkaufen müssen". (S. 82) Den Firmen droht die Insolvenz und qualifizierte  Fachkräfte flüchten in andere Branchen. Und? Was nun? Wie reagiert der Masterplan darauf? Wäre bei der prekären Lage der PV-Branche nicht ein Sonder-Aktionsprogramm nötig?  Im Papier ist davon nicht zu lesen.

Schade, dass die neue Exzellenzkultur der Region es mit sich bringt, solch unangenehmen Fragen der Presse aus dem Weg zu gehen. Ich finde, das sollte nicht hingenommen werden.

Wenn andere meinen, die Innovationsszene der Region brauche mehr Marketing, sage ich: sie braucht mehr Berichterstattung und Journalismus.

Manfred Ronzheimer    

8.11.2012

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