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Veredelung und Service im Internet

14.12.2012

Veredelung und Service im Internet

Das Berliner „Innovationsforum Semantic Media Web" sucht neue Erlösmodelle für die Medien- und Kulturbranche - ein Bericht von Manfred Ronzheimer

Das Internet zerstört gegenwärtig viele traditionelle Geschäfts- und Nutzungsmodelle der Medien- und Kulturbranche. Welche Möglichkeiten das Internet umgekehrt zum Aufbau neuer Wertschöpfungsquellen in diesen Branchen bietet, diskutierte das vom Xinnovations e.V. initiierte „Innovationsforum Semantic Media Web" am 4.12.2012 in den Räumen des Berliner Verlags „Der Tagesspiegel".

Besucher des Innovationsforums Semantic Media Web

Neben Best-Practise-Beispielen aus Berlin wurden auch erste Ergebnisse einer Studie vorgestellt, die die Einsatzmöglichkeiten semantischer Web-Technologien in sechs Anwendungsfeldern (Bibliotheken, Kulturgüter digital, Verlage, Bewegtbild, Open Data/Government und Corporate Communication) untersucht. Ihr Fazit: Die großen wirtschaftlichen Potenziale liegen vor allem in der „Veredelung" bereits erstellter digitaler Inhalte und in der Ergänzung der Content-Produktion um nutzungsverbessernde Dienstleistungen.

Das Innovationsforum untersucht, wie sich die technischen Möglichkeiten der nächsten Internet-Generation, des „Semantic Web", unter den Bedingungen der „Content-Industrie" einsetzen lassen. Dabei geht es sowohl um die Verbesserung der Arbeitsprozesse als auch um neue Geschäftsmodelle für diese Branchen. Das „Semantic Web" soll dabei als Katalysator dienen: Durch den Einsatz der Semantik (Bedeutungselehre) in der IT können multimediale Inhalte maschinell besser verstanden und bearbeitet werden. Das Innovationsforum wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Innovationsinitiative „Unternehmen Region" gefördert. Organisatorischer Träger ist das Berliner Netzwerk Xinnovations e. V.

Die Themen und Anwendungsbeispiele des Forums reichten von der Verknüpfung von Bewegtbildern mit integrierter Werbung über neue Techniken des Archivierens und Katalogisieren von Sammlungen bis hin zu einem Webmagazin mit kontextueller Suchmaschine zum Thema Mobilität. Weitere Nutzungen von Semantic Web Technologien in Medienunternehmen sind die Lokalisierung von Nachrichten durch Hintergrundwissen oder „personalisierte Newsfeeds". So genannte „Digitalisate" im Netz eröffnen auch neue Rollen für Bibliotheken, Verlage und Wissenschaft. Präsentiert wurden die „Use cases" von IT-Unternehmen, Web-Agenturen, Verlagen und öffentlichen Einrichtungen, wie der Staatsbibliothek Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin.

Nach Aussage von Dr. Joachim Quantz, der für Xinnovations die Semantic-Media-Web-Studie federführend erstellt, sind vor allem zwei Trends besonders auffällig: „Zum einen verschieben sich Geschäftsmodelle mehr und mehr zu umfassenden Dienstleistungsangeboten, zum anderen brechen klassische Wertschöpfungsketten auf. Die Daten und Inhalte werden zunehmend angereichert, veredelt und miteinander verknüpft". Dies führe in allen Branchen zu grundsätzlichen Fragen in Bezug auf die Offenheit von Daten, mögliche Lizensierungs- bzw. Erlösmodelle, die Abwägung zwischen manuellen oder (semi-)automatischen Verfahren, das Thema Qualitätssicherung sowie den jeweiligen Aufwand und Nutzen von technologiebasierten Lösungen.

Gleichwohl sind die aktuellen Herangehensweisen sehr unterschiedlich. Quantz: „Während Vertreter klassischer Branchen gerne die angebliche Kostenloskultur im Internet beklagen, verweisen Technologiedienstleister häufig auf Ansätze wie Open Source oder Crowd Sourcing als vermeintliches Allheilmittel. Vor diesem Hintergrund scheinen verstärkte Networking-Aktivitäten, die alle involvierten Player zusammenbringen und miteinander vernetzen, hochgradig sinnvoll und notwendig."

Zum Abschluss der Veranstaltung lud der Vorsitzende des Xinnovations e. V., Rainer Thiem, die Experten aus Verlagen, Kultureinrichtungen und Medien dazu ein, im kommenden Jahr ein branchenübergreifendes Netzwerk „Semantic Media Web", zu etablieren . Ziel des Netzwerks soll sein, Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Entwicklungs- und Anwendungsprojekten zu verbinden. In ähnlicher Weise hatte der Träger des Innovationsforums, der Xinnovations e.V., vor einem Jahrzehnt die regionalen Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft rund um die Internet-Technologie XML gebündelt.

 http://semantic-media-web.de/aktuelles/?detail=9

 

 http://semantic-media-web.de/programm/

 

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