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Grüne Technologien unter roter Haube

11.04.2013

 

Grüne Technologien unter roter Haube

Der  „Forschungsmarkt"  präsentiert auf  der Hannover Messe Innovationen aus Berliner Hochschulen 

 

 

Eine knallige rote Haube hat sich der  "Forschungsmarkt Berlin-Brandenburg" in der Halle 2 der Hannover Messe aufgesetzt. Aber unten ist am  Gemeinschaftsstand der Hochschulen und innovativen Startups aus der Hauptstadt-Region  „grüne" Technologie in jedwedem Stadium zu besichtigen. Aerodynamiker aus der TU Berlin sind mit neuen Berechnungsmethoden für bessere Windrotorblätter gekommen, Bioverfahrenstechniker der Beuth-Hochschule können mit einer neuen Prozesstechnik die Biogas-Branche aufmischen und Studenten der autonomen Projektwerkstatt führen die jüngste Version ihres Holz-Fahrrads aus heimischen Bäumen und anderen nachwachsenden Rohstoffen.

 

Innerhalb der weltgrößten Industriemesse in dieser Woche in Hannover ist die Halle 2 „Research & Technology" quasi das Gehirn, der „Brainpool", in dem neue industrielle  Trends von Wissenschaftlern vorgedacht und experimentelle Prototypen vorgestellt werden. Die Leistungsschau des Wissens ist zugleich ein Wettbewerb um Forschungs-Drittmittel aus der Industrie. Die Berliner Hochschulen sind mit ihrem „Forschungsmarkt" seit Anfang an dabei, waren sogar Mitte der 80er Jahre als erste der Trendsetter für diese neue Form des wirtschafts-orientierten Wissenschafts-Marketings.

 

„Unser Ziel ist ein Fahrrad, das zu 90 Prozent aus Material biologischen Ursprungs besteht", erklärt Thomas Finger von der interdisziplinären Projektwerkstatt  NaWaRo-Fahrrad. Der Student der Werkstoffwissenschaften an der TU Berlin hält ein Schutzblech hoch, federleicht, gefertigt aus Flachsfasern und verstärkt mit Bioepoxidharz. Für den Rahmen wurden Esche, Buche und Eiche verleimt. Das Lampen-Gehäuse aus Bio-Kunststoff stammt aus dem 3-D-Drucker - dem neuesten Hit für alle Selbermacher. „Zum Schluß wollen wir unsere Baupläne als Open Source ins Internet stellen und für jeden benutzbar machen", sagt Holzradler Finger. Bis zum Sommer wollen die Berliner Studenten zehn  NaWaRo-Räder gebaut haben und mit ihnen an einer großen Öko-Radtour von Freiburg bis nach Kopenhagen teilnehmen.

 Holzfahrrad

Andere Räder haben Stefan Vey und Oliver Eisele vom Institut für Strömungsmechanik der TU Berlin im Visier: Windräder, der neuen Leittechnologie für die Energiewende. „Die Industrie ist stark daran interessiert, größere Rotorblätter zu bauen", berichtet Jung-Ingenieur Eisele. Das Problem sind die Lastschwankungen, wenn der Wind  mal stärker, mal schwächer weht oder die Richtung wechselt. Das belastet das Material in erheblichem Maße. In  einem kleinen Windkanal, den die Aerodynamiker mit nach Hannover gebracht haben, wird eine optimierte Flügelform vorgeführt, die einen Trick aus der Luftfahrttechnik (flexible Tragflügel)  übernommen hat, um starke Windböen abzupuffern. „Damit erhöht sich die Lebensdauer der Rotorblätter und der Windkraftanlage", erklären die Strömungsforscher, die die luftige Vorgänge in ihren Rechner simulieren können. Praktisch ist die Neuerung, gebaut von der Berliner Firma Smart Blade,  schon an  100 Windrädern in USA im Einsatz.

 

Die Beuth Hochschule für Technik stellt eine neue Membran-Technologie vor, mit der sich Biogas-Anlagen effizienter betreiben lassen. „Diese Anlagen arbeiten häufig deutlich unterhalb von Wirkungsgraden, die eigentlich möglich wären", erklärt Prof. Maria Loroch vom Fachbereich Maschinenbau. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Bakterien-Kulturen, die die Biostoffe in ihren Abbauprozessen zu Methangas umwandeln. Mit der Beuthschen Membran-Technologie kann die in der ersten Abbaustufe entstehende Fettsäure (Essigsäure) abgeschöpft werden. In größere Sammelanlagen verbracht, haben die Methan-Bakterien dort mehr Zeit für ihre Zersetzungsarbeit. „Dieser Bakterientyp ist sehr sensible und empfindlich und arbeitet sehr langsam", erklärt Maria Loroch. In kleineren Biogas-Anlagen, wo es um schnellen Durchsatz geht, werden daher erhebliche Umwandlungs-Potenziale zum Gas-Gewinn nicht erschlossen. Zusammen mit einem anderen Forschungsinstitut (ATB Potsdam) und zwei Firmen  bauen die Beuth-Verfahrenstechniker inzwischen an zwei Containern, in denen die bisherigen Labor-Versuche  in größerem Maßstab durchgeführt werden.

 

Manfred Ronzheimer

 

http://www.nawaro-fahrrad.de/

http://fd.tu-berlin.de/forschung/projekte/windenergie/smart-blade/

http://www.beuth-hochschule.de/

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