Umfrage zur Ausbildung im regionalen Handwerk
16.08.2013
Berliner und Brandenburger Handwerk: Konjunktur weiterhin auf stabilem Fundament
Pressemitteilung der Handwerkskammer Berlin - auch hier zu lesen
Umfrage der Kammern zu Konjunktur und Ausbildung
Die Handwerkskonjunktur in Berlin und Brandenburg steht trotz eines leichten Stimmungsabfalls weiterhin auf einem stabilen und soliden Fundament. Demnach bewerten 84 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftsergebnisse gut oder zumindest zufriedenstellend. Das ergab die gemeinsame Umfrage der Handwerkskammern Berlin, Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam, die von den Hauptgeschäftsführern am heutigen Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Ein großes Problem brennt den Betrieben unter den Nägeln: die Ausbildung. Rund 64 Prozent der Handwerksbetriebe haben Schwierigkeiten, einen geeigneten Lehrling zu finden.
Zur Jahresmitte steht der Indikator "Geschäftsklimaindex Berlin-Brandenburg-Handwerk" bei 104 Punkten auf der Werteskala von minus bis plus 200 Punkten. Starke Stützen sind das Bau- und Ausbaugewerbe (109) und das Handwerk für den gewerblichen Bedarf (108). Sorgenkind bleibt das Kraftfahrzeuggewerbe. Nach dem Absturz von 18 Zählern im letzten Jahr verliert der Index weitere zwei und liegt aktuell bei 88 Punkten.
Nach drei Jahren Hochkonjunktur haben sich die Erwartungen etwas eingetrübt. Von den Handwerksbetrieben aus der Region erwarten 78 Prozent in den kommenden Monaten befriedigende bis gute Geschäfte. 22 Prozent rechnen eher mit einer Verschlechterung der Geschäftsergebnisse.
Bei den Beschäftigungszahlen zeigt sich das Handwerk in der Region stabil. Die Betriebe halten an ihren Mitarbeitern fest. Gute Chancen für einen Arbeitsplatz bieten das Nahrungsmittel- und das Gesundheitsgewerbe. Lediglich im Kfz-Gewerbe werden den Erwartungen zufolge am Ende des Jahres weniger Menschen beschäftigt sein als zur Jahresmitte.
Die Umsätze in der Region hingegen haben sich im ersten Halbjahr schlechter entwickelt als von den Betrieben erwartet. In allen Branchen klagen mehr Unternehmen über Einbußen statt Steigerungen. Der Saldo liegt mit neun Punkten im Minus.
Beim Thema Ausbildung hat sich die Situation in den letzten Jahren verschärft. Rund zwei Drittel der Betriebe berichten gegenwärtig davon, dass sie Schwierigkeiten haben, einen geeigneten Lehrling zu finden. Vor drei Jahren lag die Quote bei knapp 57 Prozent.
In der Region gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: Während bei den Berliner und den westbrandenburgischen Handwerksbetrieben jeweils etwas mehr als die Hälfte der Betriebe Probleme haben, einen Lehrling zu finden, sind es im Zuständigkeitsbereich der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) bereits 76,4 Prozent und im Bereich der Kammer Cottbus sogar schon 80,2 Prozent.
Auf die Frage, welche Gründe für die Entwicklung der Ausbildungsleistung in diesem Jahr eine besondere Rolle spielen, rücken 46 Prozent der Betriebsinhaber die Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfs in den Vordergrund. Die Unternehmer sind sich bewusst, wie wichtig das eigene Ausbildungsengagement für die Sicherung des zukünftigen Nachwuchses ist.
Nach wie vor nimmt im Handwerk die Weitergabe von Informationen über freie Lehrstellen durch das persönliche Gespräch auch in Zeiten der neuen Medien einen hohen Stellenwert ein. Fast zwei Drittel der Betriebe gaben an, ihre Auszubildenden durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu gewinnen.
Uwe Hoppe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt(Oder)-Region Ostbrandenburg, erklärt: "Trotz des leichten Stimmungsabfalls kann das Handwerk in unserer Region auf gut gefüllte Auftragsbücher verweisen. Durchschnittlich beträgt die Auftragsreichweite 8 Wochen, im Bauhauptgewerbe sogar 10 Wochen. Hier sind 82 Prozent der Betriebe mit ihrer Auftragslage zufrieden. Hervorzuheben ist, dass die Auftragslage für den gewerblichen Bedarf für die nächsten 6 Monate deutlich positiver bewertet wird."
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Jürgen Wittke, erläuterte: "Die regionalen Handwerksbetriebe leisten nach wie vor einen herausragenden Beitrag bei der Ausbildung junger Menschen: Allein im Kammerbezirk Berlin ist die Zahl der neu eingetragenen betrieblichen Ausbildungsverträge um rund sechs Prozent gestiegen. Auch in der Gesamtregion Berlin-Brandenburg lag die Zahl der neuen Verträge Ende Juli um 3,4 Prozent höher als im Vorjahr. Allerdings wird es immer schwieriger, geeignete Azubis zu finden. In den vier Kammerbezirken gibt es zurzeit noch knapp 2.000 freie Lehrstellen."
Ralph Bührig, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, sagt: "Wo und wie finde ich einen Azubi? Diese Frage bewegt zunehmend die Firmenchefs. Die Mund-zu-Mund-Propaganda wird am häufigsten genannt wird, wenn es um Wege geht, auf denen Betriebe ihren Berufsnachwuchs werben. Mehr als jeder 2. Befragte nutzt Schülerpraktika, um Jugendliche für eine handwerkliche Berufsausbildung in seinem Unternehmen zu begeistern."
→ Sonderumfrage "Ausbildung im regionalen Handwerk"
Sonderumfrage "Ausbildung im regionalen Handwerk"
Eine gemeinsame Sonderumfrage der Handwerkskammern Berlin, Cottbus, Frankfurt (Oder) - Region Ostbrandenburg und Potsdam
Die wichtigsten Gesamtergebnisse:
- Die Geschäftsergebnisse sind für 84 Prozent der Handwerksbetriebe aus der Region Berlin-Brandenburg zumindest zufriedenstellend gewesen. Sowohl in Brandenburg als auch in Berlin überwiegen die positiven Urteile der Betriebe zu ihren aktuellen Geschäftsergebnissen.
- Nach drei Jahren Hochkonjunktur sind die Erwartungen allerdings etwas eingetrübt. Die steten Zu-wächse der letzten drei Jahre sind nicht mehr erreichbar, der Konjunkturgipfel ist vorerst erklom-men. Aber die Handwerkskonjunktur steht weiterhin auf einem stabilen und vor allem soliden Fundament. Demzufolge bleibt es eine zuverlässige Säule für Beschäftigung und Ausbildung.
- Von den Handwerksbetrieben aus der Region erwarten 78 Prozent in den kommenden Monaten befriedigende bis gute Geschäfte. 22 Prozent rechnen eher mit einer Verschlechterung der Ge-schäftsergebnisse. Im Vergleich zur Jahresmitte 2012 verlieren sowohl der Saldo als auch der Zu-friedenheitsgrad jeweils drei Prozentpunkte.
- Der Indikator „Geschäftskli¬maindex Berlin-Brandenburg-Handwerk" steht bei 104 Punkten auf der Werteskala von minus bis plus 200 Punkten. Zwar verliert er damit im Vergleich zum Vorjahr drei Punkte, liegt aber immer noch um vier Punkte über dem vergleichbaren Wert aus dem Jahr 2010 - dem Beginn des Aufschwungs nach den Folgen der Lehmann-Pleite.
- Starke Stützen der Handwerkskonjunktur in der Region Berlin-Brandenburg sind das Baugewerbe und das Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Der Geschäftsklimaindex des Ausbaugewerbes erreicht hier mit 109 Punkten den höchsten Stand, gefolgt vom Handwerk für gewerblichen Bedarf mit 108 und dem Bauhauptgewerbe mit 106 Punkten. Die „rote Laterne" gehört aktuell dem Kraft-fahrzeuggewerbe. Nach dem Absturz von 18 Zählern im letzten Jahr verliert der Index weitere zwei und liegt aktuell bei 88 Punkten. Eine stete Verbesserung der Stimmungslage ist dagegen im Nah-rungsmittelgewerbe zu verzeichnen.
- Die Beschäftigungspläne für die zweite Jahreshälfte sind weiterhin expansiv ausgerichtet. Der Prognosesaldo erreicht mit sechs Punkten im Plus den besten Wert seit 2010.
- In 2013 wird die Ausbildungsleistung der Handwerksbetriebe aus der Region nicht maßgeblich vom Angebot an Ausbildungsplätzen abhängen, sondern sehr vielmehr davon, ob es gelingt, die vor-handenen Ausbildungskapazitäten des Handwerks voll auszuschöpfen, d.h. ob ausreichend Be-werbungen bei den Betrieben eingehen.
- Rund 64 Prozent der Betriebe berichten gegenwärtig davon, dass sie Schwierigkeiten haben einen geeigneten Lehrling zu finden. Vor drei Jahren lag die Quote bei knapp 57 Prozent.
Von den Berliner und den westbrandenburgischen Handwerksbetrieben haben jeweils etwas mehr als die Hälfte der Betriebe Probleme einen Lehrling zu finden (55,3 bzw. 57,1 Prozent). Im Kam-merbezirk Frankfurt (Oder) sind es bereits 76,4 Prozent und im Kammerbezirk Cottbus sogar schon 80,2 Prozent. - 22,5 Prozent der Handwerksbetriebe sind generell bereit und auch in der Lage über den eigenen Fachkräftebedarf hinaus auszubilden. 71,1 Prozent tun es prinzipiell nicht und 6,4 Prozent würden es tun, wenn genügend Bewerbungen vorhanden wären.
- Entscheidend für die Ausbildungsleistung in diesem Jahr ist die Sicherung des eigenen Fachkräf-tebedarfs. Die Betriebe sind sich bewusst, wie wichtig das eigene Ausbildungsengagement für die Sicherung des zukünftigen Nachwuchses ist.
Die Berliner Ergebnisse
- Die Berliner Handwerksbetriebe erleben zur Jahresmitte 2013 eine stärkere Konjunkturabkühlung als erwartet. Der Geschäftsklimaindex verliert gegenüber dem Vorjahr sechs Zähler auf einen Stand von 101 Punkten. Beide Teilindikatoren erreichen nicht mehr das Niveau aus dem Vorjahr und bewirken im gleichen Maß diesen Rückgang. Der Saldo aus den Bewertungen der Betriebe zu ihren aktuellen Geschäftsergebnissen liegt jedoch noch mit sehr guten sieben Punkten im Plus, während der Erwartungssaldo mit einem Punkt in den Minusbereich abrutscht. Die wirtschaftlichen Indikatoren bestätigen die Konjunkturpause. Das Konjunkturbild wird wieder vielschichtiger, die Entwicklung in den einzelnen Handwerksbranchen ist nicht mehr so homogen.
- Die Zahl der Beschäftigten ist im ersten Halbjahr 2013 zurückgegangen. Der entsprechende Saldo liegt mit zwei Punkten im Minus. Zuwächse gab es nur im Bauhauptgewerbe und im Nahrungsmittelgewerbe. Das Berliner Handwerk sollte das Jahr 2013 jedoch insgesamt gesehen mit einer positiven Beschäftigungsbilanz abschließen können. Die entsprechenden Pläne der Betriebe ergaben für die zweite Jahreshälfte einen Positivsaldo von sechs Punkten. Zu einem Abbau von Arbeitsplätzen wird es voraussichtlich nur im Kraftfahrzeuggewerbe kommen.
- Die Auftragslage ist gut, entwickelt sich aber zunehmend ungleicher in den einzelnen Branchen. Die durchschnittliche Reichweite der Aufträge im produzierenden Bereich nimmt um eine halbe Woche zu. Mehr Betriebe als vor einem Jahr gaben jedoch an, dass ihre Auftragsreserven zunehmend kleiner werden. Die anvisierte Auftragslage für die zweite Jahreshälfte lässt jedoch auf eine weiterhin gute Geschäftstätigkeit hoffen. Wie vor einem Jahr ist der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Auftragseingängen über alle Branchen gerechnet mit 10 Punkten im Plus. Lediglich das Kraftfahrzeuggewerbe weist mehr negative als positive Meldungen auf.
- Knapp 58 Prozent der Berliner Handwerksbetriebe gehören zum Baubereich. Als solches Schwergewicht bestimmt er natürlicherweise sehr stark die Berliner Handwerkskonjunktur. Das Wirtschaftsjahr 2013 wird nicht mehr mit den großen Zuwächsen der Vorjahre glänzen können, aber die Auftragslage ist immer noch sehr gut. Der Saldo zur Entwicklung der Auftragseingänge in den letzten sechs Monaten ist mit vier Punkten im Plus, der Erwartungssaldo sogar mit 16 Zählern. Die durchschnittliche Reichweite der Aufträge entspricht mit knapp acht Wochen dem Vorjahresniveau. Entsprechend gut ist die Beschäftigungssituation. Insbesondere im Bauhauptgewerbe fanden mehr Personen einen Arbeitsplatz. Expansive Beschäftigungspläne der handwerklichen Baubetriebe für die zweite Jahreshälfte werden voraussichtlich zu einem weiteren Anstieg der Zahl der Beschäftigten führen. Jedenfalls haben 18 Prozent der Betriebe die Absicht ihre Belegschaft weiter zu vergrößern, während 12 Prozent eher von einer Verkleinerung ausgehen. Die nach wie vor gute Stimmung im Baubereich wird durch die Entwicklung der Umsätze im ersten Halbjahr eingetrübt. Die Umsatzentwicklung sollte jedoch in der zweiten Jahreshälfte sehr viel besser verlaufen als in der ersten.
- Nach dem schwachen Start zu Beginn des Jahres ist die wirtschaftliche Lage des Gesundheitsgewerbes nun sehr viel zufrieden stellender. 2,7 Prozent der Handwerksbetriebe stammen aus dem Gesundheitsgewerbe. Allein in dieser Handwerksbranche berichteten mehr Betriebe von gestiegenen Umsätzen als von gesunkenen. Es steht ein Positivsaldo von drei Punkten zu Buche. Wie von den Betrieben erhofft, hat sich die Nachfrage wieder erholt, wenn auch nicht so kräftig wie vermutet. Dennoch sind die Berliner Gesundheitshandwerker sehr optimistisch in Hinblick auf die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte. Alle Wirtschaftsindikatoren liegen im Plus und zeigen sich deutlich verbessert gegenüber dem Vorjahr. Der Prognosesaldo der erwarteten Umsatzentwicklung ist mit sechs Punkten im Plus und der bei den Beschäftigungsplänen sogar mit 12. Beide Werte verbessern sich gegenüber dem Vorjahr um jeweils sechs Zähler. Die Entwicklung der Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen aus dieser Handwerksbranche wird nach Ansicht der Betriebe in der zweiten Jahreshälfte weiter an Schwung gewinnen. Der entsprechende Saldo ist mit 12 Punkten im Plus.
- Jeder fünfte Berliner Handwerksbetrieb gehört zu den Personenbezogenen Dienstleistungen. Die Nachfrage und die Umsatzzahlen sind bisher für die Geschäftsinhaber/-innen sehr enttäuschend. Der branchenspezifische Geschäftsklimaindex fällt wieder unter die 100-Punkte-Marke. Er steht aktuell bei 95 Punkten. Er verliert zum Vorjahr acht Zähler. Ursächlich dafür sind jedoch vor allem die Erwartungshaltungen der Betriebe für die zweite Jahreshälfte, die vor allem zu stark aus den Enttäuschungen der ersten Monate resultieren. Der Saldo zu der erwarteten Geschäftstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte verliert 11 Zähler und ist daher mit 11 Punkten im Minus. Die wirtschaftliche Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte wird vermutlich besser sein als erwartet. Die Prognosebilder bei den wirtschaftlichen Indikatoren bekräftigen dies. Bei der Nachfrage halten sich optimistische und pessimistische Prognoseanteile die Waage, während bei den Umsätzen ein Negativsaldo von zwei Zählern ermittelt wurde. Das entspricht einer Verbesserung gegenüber dem Vorjahr um 10 Prozentpunkte. Expansiv sind die Beschäftigungspläne. Der Anteil der Betriebe mit Plänen zur Vergrößerung ihrer Belegschaft übertrifft die Quote derer, die ihren Personalbestand verkleinern wollen, um sieben Punkte. Die Vorjahresumfrage ergab noch einen Negativsaldo von drei Punkten.
- Das Nahrungsmittelgewerbe erlebte ein starkes erstes Halbjahr. Alle Indikatoren sind deutlich im Plus. Trotzdem verliert der Geschäftsklimaindex vier Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Die 421 Betriebe aus dem Nahrungsmittelgewerbe sind sich mehrheitlich darüber im Klaren, dass die Zeit der hohen Zuwächse vorbei ist. Das trübt erst einmal die Stimmung. Aber die Erwartungshaltungen der Betriebe zur Entwicklung der Nachfrage und der Umsätze in der zweiten Jahreshälfte belegen die Festigkeit der Wirtschaftslage in dieser Handwerksbranche. Entsprechend expansiv sind die Beschäftigungspläne für das zweite Halbjahr ausgerichtet. Der Saldo ist mit 13 Punkten im Plus (Bestwert der letzten vier Jahre im Vergleich der entsprechenden Ergebnisse nach Ablauf der ersten Jahreshälfte). Er ist auch Ausdruck der überdurchschnittlich hohen Bereitschaft in dieser Branche über den eigenen Fachkräftebedarf hinaus auszubilden zu wollen und zu können. 40 Prozent aller eingetragenen Mitgliedsbetriebe bei der Handwerkskammer Berlin sind Ausbildungsbetriebe.
- Am 30. Juni 2013 waren 30.753 Handwerksbetriebe in Berlin registriert. 12,7 Prozent kamen aus dem Handwerk für gewerblichen Bedarf. Die Geschäftstätigkeit in dieser Branche erreicht nicht mehr ganz das hohe Niveau der beiden Vorjahre. Das Jahr 2013 wird jedoch mit sehr guten Wirtschaftsdaten der Branche enden. Der Saldo bei den Auftragseingängen liegt mit 12 Punkten im Plus. Damit steht eine Verbesserung um vier Zähler zu Buche. Es sind die Umsätze, die sich nicht so entwickeln wie von den Betrieben erwartet. Vielleicht steht dahinter ja eher die Unzufriedenheit mit dem Betriebsergebnis - Gewinn.
- Richtig schlecht läuft es 2013 im Kraftfahrzeuggewerbe. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Auftragseingängen verliert im Vergleich zum Vorjahr 27 Punkte und liegt mit 17 Punkten im Minus. Auch für die zweite Jahreshälfte gibt es für die Betriebe keine Anhaltspunkte, dass die Werkstattkapazitäten besser ausgelastet werden könnten und die Absatzkrise ein Ende findet. Infolge wird die Zahl der Beschäftigten voraussichtlich weiter abnehmen. Der Geschäftsklimaindex büßt weitere sieben Zähler ein und steht damit bei 88 Punkten.
- Jeder zehnte Betrieb hat Ende 2012 ausgebildet. Von den 15.207 Betrieben aus dem Verzeichnis der zulassungspflichtigen Handwerke bildeten 17,3 Prozent aus. Während von den 7.688 Betrieben aus den zulassungsfreien Handwerken und von den 7.745 Betrieben aus dem handwerksähnlichen Betrieben gerademal vier Prozent bzw. ein Prozent ausgebildet haben.
- Befragt nach erschwerenden Faktoren für eine Ausbildungsentscheidung gaben in der aktuellen Umfrage 68 Prozent der Berliner Handwerksbetriebe mit Ausbildungserfahrung an, dass sie Schwierigkeiten haben einen geeigneten Lehrling zu finden. Das ist keine neue Erkenntnis, aber im Vergleich zu Vorjahresumfragen verstärkt sich das Problem. Mit Ausnahme des Gesundheitsgewerbes ist dies in allen Branchen der am häufigsten genannte Grund. Natürlich ist die wirtschaftliche Situation mitendscheidend, ob ein Betrieb ausbilden kann oder nicht. Mit 31,4 Prozent belegt dieser Einflussfaktor den zweiten Platz im Ranking, im Gesundheitsgewerbe sogar den ersten. Entscheidender als die Wirtschaftslage ist im Bauhauptgewerbe die fehlende Ausbildungseignung einiger Betriebe. Knapp 31 Prozent der Betriebe mit Ausbildungserfahrung aus dieser Handwerksbranche können im Moment nicht ausbilden, weil entscheidende Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. Insgesamt betrifft dies 23,8 Prozent aller Handwerksbetriebe, die bereits einmal ausgebildet haben. 21,5 Prozent sehen in der häufigen Abwesenheit der Auszubildenden durch den Besuch der Berufsschule einen Grund durch den die Ausbildung erschwert wird.
Für Betriebe ohne Ausbildungserfahrung sind es in erster Linie die fehlenden Informationen zur Ausbildung, die u.a. ein Engagement verhindert haben. Hierbei handelt es sich vor allem um Kleinstbetriebe. 58 Prozent gaben dies an. An zweiter Stelle steht auch hier die wirtschaftliche Situation des Betriebes. 42 Prozent der Betriebe machten hier ihr Kreuz. Ausschlaggebend ist ferner, dass derzeit 35 Prozent keinen Ausbildungsbedarf haben. - Seit Jahren haben Berliner Handwerksbetriebe über ihren eigenen Arbeitskräftebedarf hinaus ausgebildet. Wie sieht es gegenwärtig aus? Über alle Betriebe betrachtet: 29,2 Prozent teilten mit, dass sie über den eigenen Fachkräftebedarf hinaus ausbilden würden. 64,7 Prozent würden dies nicht tun und 6,1 Prozent würden es wiederum tun, wenn sie alle Ausbildungsplätze besetzen könnten. Jeder zweite Betrieb aus dem Nahrungsmittelgewerbe bildet über den eigenen Bedarf hinaus aus oder würde es tun, wenn es genug geeignete Bewerber/-innen gäbe. Diese Verfahrensweise ist am wenigsten ausgeprägt im Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Hier gaben 77,6 Prozent der Betriebe an, dass sie nur den eigenen Bedarf ausbilden.
Aus der Sicht der aktiven Ausbildungsbetriebe: 42 Prozent bestätigen, dass sie über den eigenen Bedarf hinaus ausbilden. 52 Prozent tun es nicht und sechs Prozent hätten es gern getan, wenn genügend Bewerber/-innen zur Verfügung gestanden hätten. - Von einer steigenden Ausbildungsleistung in 2013 im Vergleich zu 2012 berichteten 12,3 Prozent der aktiven Ausbildungsbetriebe, 16,4 Prozent von einer abnehmenden und 62,8 Prozent von einer gleichbleibenden Leistung. Kein Ausbildungsangebot kommt voraussichtlich von 8,5 Prozent der Betriebe, die zum Zeitpunkt der Umfrage ausgebildet haben.
Von den Betrieben ohne Ausbildung zum Umfragezeitpunkt planen knapp sechs Prozent zumindest noch einen Ausbildungsplatz zu besetzen. - Im Fokus der Ausbildungsentscheidung steht vor allem der eigene Fachkräftebedarf - gut ausgebildetes eigenes Fachpersonal ist ein entscheidendes Zukunftskapital. Treffen Handwerksbetriebe die Entscheidung auszubilden, dann scheitert eine Umsetzung oft an der nicht ausreichenden Zahl von geeigneten Bewerbern. 34,2 Prozent der Betriebe berichten davon. Aber auch schlechte Ausbildungserfahrungen verhindern, dass Betriebe wieder ausbilden. Die Ausbildung neuer Fachkräfte ist die eine Seite, die andere die Weiterentwicklung der jungen Fachkräfte zu Ausbildern. Fehlendes geeignetes Ausbildungspersonal ist für 17,6 Prozent der Betriebe ein Argument, eine Ausbildungspause einzulegen oder generell nicht auszubilden.
- In erster Linie finden die Betriebe ihre potenziellen Ausbildungsbewerber über die Mund-zu-Mund-Propaganda (58 Prozent) und über die Durchführung von Schülerpraktika (46,3 Prozent). 45,1 Prozent der Betriebe arbeiten mit der Agentur für Arbeit zusammen und jeder Vierte ist in Kontakt mit den Innungen. Aber auch die Einbeziehung der eigenen Mitarbeiter in die Werbung von Schülern als zukünftige Auszubildende ist für 21,6 Prozent der Berliner Handwerksbetriebe ein Mittel. Die online-Lehrstellenbörse/APP der Handwerkskammer wird von 16,2 Prozent genutzt. Kaum genutzt werden dagegen die Passgenaue Vermittlung der Handwerkammer Berlin (3,9 Prozent) und Social Media Portale wie z.B. facebook (3,2 Prozent).
- 12,6 Prozent der Betriebe haben bereits ausländische Jugendliche ausgebildet. 40,7 Prozent sind bereit, jungen Menschen aus dem Ausland einen Ausbildungsplatz anzubieten. Fehlende Sprachkompetenz der Jugendlichen (61 Prozent) und die fehlende Erfahrung der Betriebe bei der Ausbildung von ausländischen Jugendlichen (46 Prozent) sind Gründe dafür, dass Betriebe kein Angebot abgeben. Für 43,6 Prozent ist es auch die fehlende Sprachkompetenz im eigenen Betrieb.
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