Großes Telemedizinprojekt steht in den Startlöchern
22.04.2010
Anwender stellen der Health-IT in Deutschland ein gutes Zeugnis aus
Die Anwender von Healthcare-IT-Lösungen in Deutschland sind mit den von der Industrie zur Verfügung gestellten Lösungen mehrheitlich zufrieden. Das zeigt die bislang größte Erhebung zur Nutzerfreundlichkeit (Usability) von Health-IT-Lösungen in Deutschland.
Die Umfrage, an der sich 1003 Anwender aus 158 Kliniken beteiligten, wurde von der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) durchgeführt. Finanzieller Support kam vom Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG). Die Usability-Erhebung ist Teil des VHitG-Branchenbarometers.
„In der Gesamtschau können wir sagen, dass die Anwender die Health-IT-Lösungen in Deutschland als effizient und leistungsfähig einschätzen", betonte VHitG-Vorstandsmitglied Matthias Meierhofer. Die Zufriedenheit gehe dabei quer durch die Systeme und Anwendergruppen.
So wurde beispielsweise konkret gefragt, wie gut die Software-Lösungen nach Meinung der Nutzer die ihnen zugedachten Aufgaben erfüllen. „Die Resultate waren hier ähnlich gut wie beispielsweise bei der Textverarbeitung Word", sagte Studienleiter Rainer Röhrig von der GMDS. Auch die Erlernbarkeit der Systeme sei von Anwendern ausgesprochen positiv bewertet worden.
Einen gewissen Nachholbedarf gebe es noch bei Schulungen und Support, so Röhrig. So sei auf Herstellerseite eine 24/7-Betreuung noch nicht durchgängig gegeben. Und auf Anwenderseite werde zumindest in einem Teil der Krankenhäuser mit Personalschulungen gegeizt. Trotzdem seien die Resultate der Usability-Studie in der Gesamtschau bemerkenswert und in diesem Ausmaß unerwartet positiv, sagte Röhrig.
Unabhängig von den
Daten zur Nutzerfreundlichkeit hat der VHitG im Rahmen seines
Branchenbarometers auch Basisdaten zum Gesundheits-IT-Markt in Deutschland
vorgelegt. Der jährliche Gesamtumsatz für Software, Hardware und
Serviceleistungen im Bereich Krankenhäuser und Ärzte liege bei 1,4 Milliarden
Euro. Davon entfallen 225 Millionen Euro auf Neueinführungen und Erweiterungen
von Klinikinformationssystemen. Die Branche beschäftigt in Deutschland
insgesamt 20.000 Menschen.
Großes Telemedizinprojekt steht in den Startlöchern
Wie kann eine telemedizinische Betreuung für chronisch kranke Menschen aller Alters- und Versorgungsstufen im Rahmen der Regelfinanzierung umgesetzt werden? Diese Frage soll in einem der weltweit größten Telemedizinprojekte, dem EU-Projekt Renewing Health, beantwortet werden. Von deutscher Seite ist das Pflegewerk Berlin beteiligt. Über die Details des Engagements in dem mit insgesamt 14 Millionen Euro Fördergeldern ausgestatteten Projekt berichtet das Pflegewerk auf der conhIT 2010.
„Wir werden im Raum Berlin 800 der insgesamt 7.900 Patienten für diese in zehn Ländern angesiedelte, randomisierte Studie rekrutieren", betont Marius Greuel vom Pflegewerk. Die Patienten, die entweder an COPD oder an Diabetes mellitus erkrankt sind, werden multimodal telemedizinisch betreut. Neben konventionellen, Bluetooth-gestützten Sensoren für die Messung von Blutdruck, Sauerstoffsättigung oder Blutzucker wird auch ein Hausnotruf-Handy eingebunden. Es gibt außerdem bei einem Teil der Patienten die Möglichkeit, per Touchscreen-Monitor eine Videoverbindung zur Betreuungsperson aufzubauen.
Die primäre Betreuung findet im medizinischen Servicecenter des Pflegewerks statt. Ebenfalls involviert sind die betreuen Haus- beziehungsweise Lungenfachärzte. Sie werden mit regelmäßigen Statusberichten versorgt und sollen auch Zugriff auf die von dem Unternehmen Health Insight Solutions technisch umgesetzte Patientenakte bekommen.
„Das Besondere an diesem Projekt besteht darin, dass wir Erkrankte aller Versorgungsstufen in die Studie aufnehmen werden", so Greuel. Der mobile chronisch Kranke erfährt genauso Berücksichtigung wie der schwer pflegebedürftige, unter Umständen sogar ambulant beatmungspflichtige Heimbewohner.
Am Ende sollen zum einen Daten darüber vorliegen, wie sich Telemedizin in diesem Umfeld medizinisch und ökonomisch auf Klinikeinweisungen, Zahl der Arztbesuche, Komplikationen und Sterblichkeit auswirkt. Zum anderen geht es auch darum, europaweit Kriterien für den Beginn einer telemedizinischen Betreuung zu etablieren.
Der europäische Startschuss für Renewing Health war im Februar. Am 4. Mai wird die offizielle Auftaktveranstaltung des deutschen Studienarms in Berlin stattfinden. Spätestens im Herbst sollen dann die ersten Patienten für die auf 24 Monate angesetzte Telemedizinbetreuung rekrutiert werden.
conhIT 2010 startet mit Ausstellerekord
Vor vollen Rängen wurde am Morgen in Berlin der Healthcare-IT-Branchentreff conhIT eröffnet. Die von der Messe Berlin und dem Verband der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen (VHitG) gemeinsam getragene Veranstaltung findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt.
„Die conhIT 2010 ist ein hervorragendes Forum, um sich einen Überblick über den Stand der Gesundheits-IT zu verschaffen und sich über wichtige Neuheiten zu informieren", sagte der VHitG-Vorsitzende Andreas Lange. Er dankte der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) und dem Berufsverband Medizinischer Informatiker (BVMI) für ihre engagierte Mithilfe bei der Vorbereitung der Veranstaltung und insbesondere bei der Zusammenstellung des Kongressprogramms.
Für die Messe Berlin konnte Geschäftsführer Raimund Hosch einen neuen Ausstellerrekord vermelden. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Zahl der Aussteller erneut zweistellig um 17 Prozent zugelegt. Über 200 Aussteller präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen während der drei Messetage in zwei Ausstellungshallen.
Hosch betonte, dass er trotz des bisher Erreichten bei der conhIT weiterhin erhebliche Potenziale sehe, die es zu heben gelte. „Wir möchten die conhIT zur europäischen Leitmesse für IT im medizinischen Sektor entwickeln." Bereits in diesem Jahr seien zahlreiche Aussteller aus europäischen Nachbarländern und sogar aus Nordamerika in Berlin vertreten. Dies könne in Zukunft noch deutlich weiter ausgebaut werden.
Besonders hervorgehoben wurde von den Referenten der Eröffnungsveranstaltung die Kooperation mit dem zeitgleich stattfindenden Chirurgenkongress. „Die Gesundheits-IT hat längst die Verwaltungsebene verlassen und durchdringt die medizinischen Prozesse. Es ist deswegen konsequent, dass IT und Medizin auch bei solchen Veranstaltungen aufeinander zugehen", sagte der Vizepräsident der GMDS, Professor Dr. Klaus Kuhn.
Politik will bei der Telematikinfrastruktur Gas geben
Bei der ins Stocken geratenen Einführung der elektronischen Gesundheitskarte sollen jetzt endlich die Bremsen gelockert werden. Das kündigte der für Healthcare-IT zuständige Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Stefan Kapferer, bei der Eröffnungsveranstaltung der conhIT 2010 an.
„Die Spitzenverbände der Selbstverwaltung haben sich gestern in der Gesellschafterversammlung der gematik auf einen neuen Rahmen für die elektronische Gesundheitskarte geeinigt", so Kapferer. Er sei sehr zuversichtlich, dass die Einführung der digitalen Kommunikation im Gesundheitswesen dadurch spürbar an Fahrt aufnehmen werde.
Die Einigung sieht im Detail die Einführung eines Schlichters vor, der künftig eine Entscheidung herbeiführen soll, wenn sich Krankenkassen, Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser bei der Einführung von Diensten auf der Telematikinfrastruktur nicht einigen können. Zentraler Bestandteil des neuen organisatorischen Rahmens für die Gesundheitskarte sind außerdem so genannte Kümmerer, die Anwendungen wie den eArztbrief, die eNotfalldaten oder das Online-Update der Versichertenstammdaten weitgehend eigenständig vorantreiben können.
Noch nicht abschließend geklärt sei, wie genau die Online-Anbindung der Arztpraxen umgesetzt wird. Hier fordern die Krankenkassen eine verpflichtende Einführung, während die Ärzte auf Freiwilligkeit pochen. Kapferer machte klar, dass Ärzte wie Krankenkassen gleichermaßen einen Nutzen aus der Telematikinfrastruktur ziehen müssen. „Sonst kann das nicht funktionieren. Wir werden uns deswegen Wünschen nicht verschließen, wonach die Politik hier eine Entscheidung herbeiführen soll", so der Staatssekretär.
Kapferer betonte, dass er die Gefahr sehe, dass Deutschland innerhalb Europas in Sachen Gesundheits-IT ins Hintertreffen geraten werde, wenn bei der Telematikinfrastruktur keine Fortschritte erzielt würden. Das sei weder im Interesse der Patienten noch im Interesse des Industriestandorts Deutschland. Die Gesundheits-IT sei ein internationaler Markt, der gerade für die deutsche Wirtschaft hochinteressante Perspektiven biete.
Asklepios weitet sein Future Hospital Programm aus
Der Krankenhauskonzern Asklepios will im Rahmen seines Future Hospital Programms verstärkt IT-gestützte Dienstleistungen für Patienten anbieten. Dazu wird eine ganze Reihe von Pilotprojekten umgesetzt, an denen unter anderem die Unternehmen Siemens, CompuGROUP, Microsoft, Intel, Vodafone sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt sind.
Zu den Projekten, die in den nächsten Monaten ins Pilotstadium überführt werden sollen, gehört eine persönliche Gesundheitsplattform, die Siemens basierend auf der HealthVault-Technologie von Microsoft realisiert. Patienten, die aus einer Asklepios-Klinik entlassen werden, sollen künftig die Möglichkeit bekommen, Dokumente wie beispielsweise einen elektronischen Arztbrief in den webbasierten „Gesundheitstresor" (HealthVault) zu überführen. Die Daten stehen dann für andere Applikationen zur Verfügung, sofern der Patient das möchte.
Über zertifizierte Messgeräte wird der Patient auch selbst Vitalparameter in die Akte einstellen können. „In der ersten Phase des Future Hospital Programms haben wir uns vor allem auf die medizinische Kommunikation innerhalb des Konzerns konzentriert", betont Asklepios-IT-Leiter Uwe Pöttgen. Jetzt gehe es darum, dem Patienten verstärkt elektronische Dienstleistungen anzubieten, um Qualität, Transparenz und die Patientenbindung an das Klinikum zu verbessern.
Dazu gehört nicht nur die von Siemens und Microsoft entwickelte Gesundheitsplattform, sondern auch die telemedizinische Betreuung im Anschluss an einen Klinikaufenthalt. Hier kooperiert die Krankenhauskette mit Intel und plant den Aufbau eines telemedizinischen Callcenters. Das dritte Standbein sind mobile Dienste wie die Anwendung „Mein Wartezimmer", die von der CompuGROUP und von Vodafone realisiert wurde.
„Mein Wartezimmer" ermöglicht es Leistungsanbietern zum Beispiel in Klinikambulanzen, mobil mit Patienten in Kontakt zu treten, wenn sich abzeichnet, dass ein vereinbarter Termin nach hinten verschoben werden muss. Bereits erhältlich ist eine Asklepios iPhone-Applikation, die Patienten symptombezogene Informationen zu Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten gibt.
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20.04.2010
conhIT
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19.04.2010
Universelle
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Produktneuheit von e.siqia technologies auf dem Branchentreff HealthCare-IT
conhIT
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21.04.2010
Die Zukunft der elektronischen Gesundheitskarte
gematik-Gesellschafterversammlung trifft entscheidende Festlegungen
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