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Moderne Medien stärker nutzen

09.10.2009

Dr. Stefan Holtzbrinck beim Wirtschaftspolitischen Frühstück in der IHK Berlin

Dr. Stefan Holtzbrinck rief dazu auf, mehr in die Bildung zu investieren und die neuen Medien stärker zu nutzen.

Kommunikationsfähigkeit und Bildung spielen eine immer wichtigere Rolle in der Wirtschaft. Diese gelte es bei Jugendlichen zu verbessern. Zudem sollten Unternehmen und Universitäten neue Kommunikationsformen stärker nutzen, betonte Dr. Stefan Holtzbrinck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, am 7. Oktober beim Wirtschaftspolitischen Frühstück in der IHK Berlin.

"Wir stehen vor einer Zeitenwende", prognostizierte Holtzbrinck. Die demografische Entwicklung beeinflusse stark das künftige Wirtschaftspotenzial. Bildung sei aber die Voraussetzung, dass dieses Potenzial auch genutzt werde. Deshalb müsse mehr in die Bildung investiert werden, damit die demografische Entwicklung in Deutschland nicht zum Hemmschuh für die deutsche Wirtschaft werde.

Besonderes Augenmerk gilt nach seiner Ansicht den Migranten: So hätten derzeit 58% der Jugendlichen im Raum Stuttgart einen Migrationhintergrund, aber nur jeder fünfundzwanzigste von ihnen würde an der Universität studieren, dafür hätten aber 20% keinen Schulabschluss.

Aufgrund der rückläufigen Geburtenzahlen forderte er, möglichst viele Talente zu fördern. Verbessert werden müsse vor allem die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit des Nachwuchses. Rund 40% der Jugendlichen würden weder eine Zeitung noch ein Buch lesen, was sich für die für die Informationsaufnahme als Nachteil erweist. Stark genutzt würden dagegen elektronische Medien.

Unternehmen und Verlage müssten sich bei der Informationsvermittlung und der Werbung darauf einstellen und neue Wege gehen. Soziale Netzwerke und Netzgemeinschaften (Social Media) wie Xing oder Schüler VZ seien in aller Munde. „Twittern" sei inzwischen ein ganz wesentliches Informationswerkzeug und eine andere Art von Kommunikation, die es zu nutzen gelte: „Ich kann ihnen nur raten, sich auf die neuen Medien einzulassen," gab Holtzbrinck den anwesenden Unternehmern mit auf den Weg. Die modernen Netzwerk-Portale im Internet verzeichnen nach seinen Angaben inzwischen rund 25 Millionen Nutzer in Deutschland, von denen die Hälfte täglich mindestens 20 bis 30 Minuten eingeloggt sei.

Mit Blick auf die Universitäten forderte Holtzbrinck, die Kommunikationsinfrastruktur in Lehre und Forschung zu verbessern. Wie in den USA müssten verstärkt Online-Kurse angeboten werden, um das Wissen leichter zu vermitteln.

Stark im Kommen sieht Holtzbrinck auch das E-Book. In den USA würden derzeit der 30% der Bücher als elektronische Publikationen verkauft. Sein Unternehmen werde sich entsprechend in Deutschland positionieren. Mit neuen Lesegeräten wie dem Amazon-Kindle werde die Nutzung einfacher. Vorteil der E-Books sei deren Aktualisierungsmöglichkeit, wie z.B. bei Reiseführern, und der Zugriff auf umfangreiche Informationen an jedem Ort. Schwieriger gestalte sich jedoch das Querlesen.

Probleme gebe es bei den elektronisch zur Verfügung gestellten Informationen mit dem Leistungsschutzrecht. Hier gelte es, das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Schutz geistiger, aber auch künstlerischer Leistungen zu stärken.

Optimistisch beurteilt Holtzbrinck die Zukunft der Zeitungen. Die Anzeigenerlöse seien konstant und viele Zeitungen stützten sich auch auf einen festen Abonnentenkreis, besonders auf regionaler und lokaler Ebene. Eine Stärke der Zeitungen seiner Verlagsgruppe sei es, Informationen in den Kontext mit Berlin und der Hauptstadt zu stellen. Einen Konsolidierungsprozess erwartet er dagegen bei Informationsanbietern auf nationaler und internationaler Ebene.

Abgenommen habe die Risikobereitschaft von Verlagen, bezahlbare Inhalte (Pay-Content) anzubieten. Ein großes Problem sei hierbei, dass Inhalte oftmals bei der Konkurrenz zum Nulltarif erhältlich ist. Der Wert einer Nachricht bestehe für die meisten Internet-Nutzer zu 60% aus der Headline, zu 35% aus der kurzen Zusammenfassung und nur zu 5% aus dem Inhalt.

Lob gab es für die Industrie- und Handelskammern: „Ich schätze die Arbeit der IHK". Beste Erfahrungen habe er mit dem Engagement der Kammern im Bereich gesellschaftspolitischer und sozialer Fragen gemacht.


Quelle: IHK Berlin - auch hier zu lesen (mit Fotos)

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