Zum Seitenanfang Druckversion  

Das vorhandene bionische Wissen in Nutzen verwandeln

08.03.2011

 

Das vorhandene bionische Wissen in Nutzen verwandeln

Bionik-Industriekongress in Berlin stellt Auswahl erfolgreicher Bionik-Beispiele vor

 

Jeder kennt ihn und fast jeder benutzt ihn irgendwo - den Klettverschluss. Die Widerhäkchen der Klettenfrüchte standen Pate für die Entwicklung dieses Produkts. Von der Natur wurde die Funktionsweise adaptiert. Damit ist der Klettverschluss eines der bekanntesten Produkte der Bionik, einer eher leisen Wissenschaft. Das Wort Bionik setzt sich aus den Begriffen Biologie und Technik zusammen und ist die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der technischen Umsetzung von Konstruktions-, Verfahrens- und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme befasst. Dem Klettverschluss folgten viele Beispiele, deren Ursprung aus der Natur häufig eher unbekannt ist. Und es werden noch viele Beispiele folgen, denn Deutschlands Bionik-Forscher gehören zur Weltspitze, wenn es darum geht, von der Natur für den Einsatz in der Technik zu lernen.

Das bestätigt auch das Paradebeispiel der Bionik, den Lotus-Effekt: Rund um diese Innovation, die zu den zwölf wichtigsten Innovationen aus Deutschland der letzten 50 Jahre gezählt wird und in das international hoch angesehene Buch „German stars - 50 innovations everyone should know" aufgenommen wurde, existieren mittlerweile rund 200 Nebeninnovationen. Es ist kennzeichnend für eine ganze Reihe bionischer Entwicklungen, dass diese nicht in eine einzige Produktlinie münden, sondern in ein breit gefächertes Produktportfolio, oftmals in ganz unterschiedlichen Branchen. Beispiele sind neben dem Lotus-Effekt die Nutzung der Optimierungsprogramme Professor Matthecks und neuerdings auch der Fin Ray Effekt der Berliner Firma EvoLogics.

Wie umfangreich in Deutschland bionisch geforscht und entwickelt wird, zeigt die gemeinnützige Forschungsgemeinschaft BIOKON. Das Kompetenznetz bündelt und vernetzt Aktivitäten und Expertenwissen von inzwischen mehr als 90 Universitäten, Forschungsinstituten, Unternehmen und Einzelpersönlichkeiten in ganz Deutschland und Europa, damit biologische Problemlösungen und Optimierungsstrategien zielgerichtet in neuartige Produkte und Technologien münden. „Patenlösungen aus der Natur für die Technik, Wirtschaft und Gesellschaft nutzbar zu machen", so erklärt BIOKON-Geschäftsführer Dr. Rainer Erb das Ziel von BIOKON. Um einen Überblick über die Bionik in Deutschland und Europa zu geben, veranstaltet BIOKON zusammen mit BIOKON International sowie mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 16. und 17. März 2011 in Berlin der Kongress „International Industrial Convention on Biomimetics 2011" und präsentiert eine Auswahl erfolgreicher Bionik-Beispiele aus den verschiedensten Industriebereichen.

Mit dem Kongress will BIOKON aufzeigen, dass Bionik in allen Industriebereichen zu finden ist und Lösungen bieten kann. Das fängt beim Automobilbereich an, geht über den Maschinenbau, die Biomedizintechnik, die Chemie und die Automatisierungstechnik bis hin zum Bau inklusive der Architektur. Mit von der Partie bei den Kongressvorträgen sind stets auch Vertreter renommierter deutscher Unternehmen. In Tandem-Vorträgen werden Wissenschaftler und Unternehmensvertreter vortragen. „Unser Ziel ist es, aufzuzeigen, dass nicht nur geforscht wird, sondern bereits Produkte entwickelt sind, die auf dem Markt zu finden sind", so Dr. Rainer Erb.

Denn auch die Bionik hat mitunter damit zu kämpfen, dass der Wissenstransfer verbessert und beschleunigt werden könnte. „Der Wissenstransfer ist unerlässlich, um den technologischen Wissensvorsprung, den wir am Standort Deutschland aktuell haben, auf Dauer zu halten. Zeitlicher Engpassfaktor ist häufig der Innovationstransfer an der Schnittstelle Wissenschaft und Wirtschaft. Hier müssen wir die Transferzeiten dringend verkürzen."

Unterstützung bekommt die Bionik daher aktuell durch eine groß angelegte Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF, das im Rahmen des Programms „BIONA - Bionische Innovationen für nachhaltige Produkte und Technologien" mehr als 30 Millionen Euro bereitstellt, um praxistaugliche bionische Entwicklungen zu fördern.

Wohin wird die Reise der Bionik in Deutschland besonders gehen? Aktuelle Trends in der technischen Bionik sind bioinspirierte Materialien, die adaptiv oder selbstreparierend sein können und zum Beispiel im Leichtbau eingesetzt werden. Dazu kommen funktionelle Oberflächen, Antriebsmechanismen für energieeffiziente Lokomotionskonzepte oder autonome bionische Roboter mit hoch sensitiven Sensoren beispielsweise zum Einsatz als Katastrophenfrühwarnsysteme. Aber auch Bereiche wie Architektur - Stichwort klimaneutrales Bauen -, Medizintechnik und Neurobionik mit Anwendungen in der Prothetik rücken zunehmend in den Fokus des Interesses. Bionische Innovationen finden Eingang sowohl in High-End-Sportprodukte als auch in die Luft- und Raumfahrt, was ihre Bandbreite und Vielfalt verdeutlicht. Weitere wirtschaftlich interessante Anwendungen finden sich in so bedeutenden Branchen wie der Automobilindustrie und dem Maschinenbau. Häufig werden auch verschiedene bionische Innovationen miteinander kombiniert, beispielsweise Widerstandsverminderung mit Selbstreinigung, Antifouling und Selbstheilung oder bionische Aktuatoren mit Sensoren und Steuerungsalgorithmen inklusive Optimierung. Hier liegen in der Bionik Multifunktionalität und Mehrfach-Innovationen eng beieinander, so dass mit weiteren Entwicklungsschüben zu rechnen ist.

 

Weitere Informationen unter www.biomimetics-convention.com und www.biokon.net

*

 

  • 15.03.2011
    Darwin meets Business
    Evolutionäre und bionische Lösungen für die Wirtschaft
    Details ...

  • 16.03.2011
    International Industrial Convention on Biomimetics 2011
    „Bionik-Industriekongress" präsentiert erfolgreiche Innovationen aus der Natur
    Details ...
  •  

    18.03.2011
    Bionische Lösungsstrategien international normieren
    Auftaktveranstaltung im DIN Deutsches Institut für Normung
    Details ...

     

     

    Zum Seitenanfang Druckversion   Zum Seitenanfang  Zum Seitenanfang 
    oben