VDE-Kongress Smart Cities 2014
21.10.2014
VDE-Kongress Smart Cities 2014 in FrankfurtVon der digitalen Gesellschaft zur Zukunftsstadt
Gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen, um sie mit innovativer Technologie zu lösen, ist die Absicht der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung, erklärte Wolf-Dieter Lukas, Abteilungsleiter Schlüsseltechnologien im Bundesministerium für Bildung und Forschung, beim Technologiepolitischen Abend des VDE. Dabei gehe es vor allem um komplexe Systemlösungen, was auch ein Merkmal der deutschen Wirtschaftskraft darstelle, Dies bringe es allerdings auch mit sich, "dass wir manchmal nicht so schnell sind", räumte Lukas ein. Zur Kritik am Begriff Smart City, nicht Städte seien intelligent, sondern nur die Menschen, wandte der Forschungspolitiker ein, es gehe um Infrastrukturen, die es Menschen ermöglichen, intelligent zu handeln. Bemerkenswert seien die Fortschritte umweltverträglicher Produktionstechnik, die es in Deutschland gestatte, emissionsfreie Fabriken in den Städten zu bauen. Lukas: "Wir können Stadt jetzt neu denken". Für die Politik formulierte er zwei große Aufgaben: die Jugend dazu zu bringen, über ihre Zukunft nachzudenken, sowie die Veränderungsträger in einen Dialog zu bringen.
Erfreut zeigte sich Lukas über den thematischen Gleichklang der BMBF-Wissenschaftsjahre und den Schwerpunktthemen des VDE: dem Jahr der digitalen Gesellschaft folge 2015 das Thema Zukunftsstadt. "Ich lade Sie herzlich ein", so Lukas in Vertretung von Forschungsministerin Johanna Wanka, "dieses Wissenschaftsjahr gemeinsam zu gestalten". (mr)
Die menschliche Zukunftsstadt
Prof. Dr. Armin Grunwald zu "Der
Mensch in der Stadt der Zukunft"
Vor einer einseitigen Festlegung auf einen bestimmten Zukunftsentwurf der Städte hat der Technikphilosoph Armin Grunwald vom Karlsruhe Institute of Technology gewarnt. In der Vergangenheit seien in solcher Ausrichtung - Beispiel "Autogerechte Stadt" - Infrastrukturen geschaffen worden, die später als hinderlich für alternative Entwicklungen angesehen wurden. Im Zentrum der Stadt der Zukunft müssten die Bedürfnisse ihrer Bewohner stehen. Fragen, die laut Grunwald zu beantworten sind, gelten dem Verhältnis von Stadt und Natur, der Nachhaltigkeit, sozialer Exklusion und Inklusion, kultureller Urbanität sowie der Spannung zwischen Mensch und Technik. Grunwalds dringende Empfehlung: Einem Konzept des "Co- Design" zu folgen, das "nicht Technik für den Menschen plant, sondern mit ihm". (mr)
Smart Cities: Soziale Intelligenz gehört dazu
Die Städte stehen nach Einschätzung von Martin zur Nedden, Geschäftsführer
des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIFU) in Berlin, in den kommenden Jahren
vor vier großen Herausforderungen: 1. Klimawandel und Klimaanpassungen,
2.demografischer Wandel, 3. soziale Segregationstendenzen, 4. Bürgerbeteiligung.
Zur Nedden plädierte dafür, den Smart City-Ansatz nicht allein auf technische
Herausforderungen zu beschränken, sondern auch die Bürger und ihre Intelligenz
einzubeziehen. "Elemente der Share Economy und der Bürgerpartizipation gehören
zur Stadt der Zukunft dazu", betonte der DIFU-Geschäftsführer. Leider sei auch
die Nationale Plattform Zukunftsstadt, die das künftige BMBF-Wissenschaftsjahr
fachlich vorbereite, noch "sehr technologie-dominiert". Dringend
entwicklungsbeduerftig sind aus Perspektive zur Neddens die Einbeziehung der
"Kommunikation und Kooperation" der Bürger in der intelligenten Stadt.
Der
Kommunalexperte rief das "Leitbild der europäischen Stadt in Erinnerung, das
auch bei zukünftigen Entwicklungen Berücksichtigung finden sollte. Deren
zentrale Elemente sind ihre Geschichtlichkeit, die Hoffnung auf Emanzipation,
urbane Lebensweise, architektonische Gestaltqualität und die geplante Stadt. Mit
Blick auf die Notwendigkeit der Nachhaltigkeit benötige die Debatte über die
Zukunftsstadt mehr interdisziplinäre und integrative Aspekte, "eine
ganzheitliche Strategie". Zur Nedden: "Eine wesentliche Rolle spielt die
gesellschaftliche Dimension, die noch zu wenig berücksichtigt wird". (mr)
Smart Cities als Normungs-Aufgabe
Smart Cities sind nicht nur für viele Bürger neue Städte mit einem Fragezeichen, wie eine VDE-Umfrage ergab. Auch die Experten ringen national und international um Definitionen und Standardisierungen. Es bestünden zwar sehr viele einzelne technische Normen für die intelligente Stadt, "doch es fehlen uns noch die Schnittstellen zwischen ihnen", erklärte Andrea Fluthwedel vom Deutschen Institut für Normung (DIN) in Berlin. Daher sei unter dem Dach der DKE eine "Normungs-Landkarte" in Arbeit, die die relevanten Schnittstellen im Smart City-Bereich darstellen soll. Ziel sei ein einheitliches System in Deutschland und die Anschlussfähigkeit an internationale Standardisierung. Auf der Messe "Metropolitan Solutions" im Mai 2015 soll die Landkarte als "Normungs-Roadmap 2.0" in Berlin vorgestellt werden. Die erste DKE/DIN-Roadmap Smart City war auf der Hannover Messe 2014 im April präsentiert worden. Der Lenkungskreis hatte darin eine erste Definition für die Themenbereiche Gebäude, Mobilität, Sicherheit, Information und Kommunikation, Energie sowie Produktion vorgelegt. (mr)
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