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Alte Obstsorten bewahren

27.10.2014

Der Apfelmann in Wilmersdorf: Alte Sorten bewahren

Apfelvielfalt die Masse gab es am 5. Oktober in der KGA Am Stadtpark in Wilmersdorf zu bestaunen. Jürgen Sinnecker, der "Apfelmann" aus Zehdenick, hatte mehrere Dutzend der Früchte in Grün, Gelb und Rot mitgebracht und konnte zu jeder Sorte kenntnisreiche Informationen und Pflege-Ratschläge geben. Besonderer Service: Die Wilmersdorfer Kleingärtner konnten ihre unbekannten Sorten mitbringen und bekamen sie - ein Blick, ein Schnitt, ein Biss - vom Fachmann genau bestimmt. "James Greve" und "Kaiser Wilhelm" wurden so aus ihrer Anonymität befreit.

In seinen Ausführungen verwies Apfelmann Sinnecker darauf, dass durch die Reduzierung des Einzelhandels auf wenige standardisierte Apfelsorten die einstige Vielfalt der beliebtesten Obstart in Deutschland verloren gehe. In der Hochzeit der wissenschaftlichen Apfelkunde, der Pomologie, seien im 19. Jahrhundert an die 10.000 unterschiedliche Sorten bekannt gewesen. Die Späthschen Baumschulen in Berlin hatten 1920 noch 800 verschiedene Äpfelbäume im Angebot. Sinnecker selbst besitzt noch 80 Sorten in seinem Zehdenicker Garten mit 180 Bäumen. Aber die um 1930 gepflanzten Apfelbäume hätten das Ende ihrer Lebensspanne erreicht. Seit zehn Jahren pflanzt der Apfelmann systematisch nach, wie auch an anderen Orten in Brandenburg das Interesse am Erhalt alter Obstsorten wieder zunehme.

Auch die Kleingärten mit 80 bis 100 Jahre alten Obstbäumen stellten ein nicht zu unterschätzendes Gen-Potential dar. Sinnecker empfahl, sich um die Sortenbestimmung zu kümmern und untereinander Erfahrungen weiterzugeben. "Die Kleingärtner könnten Treffpunkte veranstalten, um Reiser für Obstbäume zu tauschen", war eine Empfehlung des Pomologen. Der Trend gehe zu Apfelbäumen, die zwei bis drei unterschiedliche Sorten tragen.

Beeinträchtigt wird der Obstbau auf dem Land derzeit durch den Rückgang der Bienen. "Bei uns in Brandenburg werden Imker zur Mangelware", stellte Sinnecker fest. Der Grund: Auf dem Land gebe es immer weniger Gärten, landwirtschaftliche Monokultur setze sich durch. Dafür sei die Blütenvielfalt in der Stadt für die Bienen ein Fest: "Hier werden sie viel leichter satt als auf dem Land".

Wer an einer Sortenbestimmung interessiert ist, kann Jürgen Sinnecker die Äpfel auch direkt zuschicken. "Ich bekomme jede Woche drei bis fünf Päckchen", erklärt der Apfelmann. Kontakt über seine gut gepflegte Internet-Seite, auf der sich viele weitere Informationen über heimische Obstsorten finden: http://www.der-apfelmann.de

 

Manfred Ronzheimer

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