Folgen des Klimawandels für Berlin
01.04.2009
Die Staatssekretärin für Verkehr und Stadtplanung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger, hat heute die Ergebnisse einer Studie zu den Folgen des Klimawandels für Berlin vorgestellt.Die Studie wurde im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Berliner Forsten, der Berliner Stadtgüter GmbH und der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung („PIK") erstellt. Die Verfasser haben bei ihrer Arbeit bereits vorhandene Studien, Forschungsergebnisse und Szenarien berücksichtigt und diese durch eigene Modellrechnungen ergänzt. Die aktuelle Studie erlaubt somit verlässliche Aussagen darüber, inwieweit sich das Klima in Berlin ändern wird, und welche Auswirkungen dieser Klimawandel haben wird.
Staatssekretärin Maria Krautzberger: „Wir müssen uns in Berlin auf die Folgen des Klimawandels rechtzeitig einstellen. Das ist ein wichtiges Ziel zukunftsorientierter Stadtpolitik. Denn Klimaveränderungen werden das Lebensumfeld der Menschen wesentlich beeinflussen. Aber auch das ökologische System wird neuen Belastungen ausgesetzt sein. Diese Entwicklungen müssen wir ganz genau beobachten, und soweit wie möglich für die Zukunft einschätzen. Die hier vorliegende Studie liefert nun erstmalig für die Region belastbare Informationen darüber, wie sich die Folgen des Klimawandels speziell in Berlin auswirken werden."
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Temperatur in Berlin bis zum Jahr 2050 um 2,5°C ansteigen wird. Das wird zur Folge haben, dass die Sommer deutlich trockener werden. Die Berlinerinnen und Berliner müssen sich auf zunehmende Hitzeperioden, tropische Nächte und Hitzetage einstellen. Im Winter kann es vermehrt zu Starkregenereignissen kommen und es wird deutlich weniger Frosttage geben.
Die Studie zeigt auch, dass sich innerstädtische Zonen stärker erwärmen werden als das Umland. Die Wärme wird dort aufgrund der vorhandenen dichteren Bebauung länger gespeichert, die Nächte kühlen weniger ab und das Stadtklima wird trockener. Daher kann es zur Verstärkung des sogenannten Urban Heat-Phänomens kommen. Dies kann sich nachteilig auf die Lebensqualität auswirken und zusätzliche Belastungen durch klimatisch bedingten Stress auslösen.
Auch für die Landwirtschaftsflächen bedeuten vor allem die Temperaturerhöhungen und die verminderten Niederschläge im Sommerhalbjahr wesentlich erschwerte Bedingungen für den Pflanzenbau und dessen Rentabilität. Die höheren Temperaturen lassen darüber hinaus auch Auswirkungen auf den Wasserhaushalt erwarten. Die Verdunstung steigt und die Fließgeschwindigkeit der Gewässer verringert sich. Dadurch kann sich die Nährstoffkonzentration erhöhen und die Wassergüteproblematik verschärfen.
Staatssekretärin Maria Krautzberger: „Die Studie erlaubt uns eine realistischere Einschätzung der Auswirkungen des Klimawandels für Berlin. Sie zeigt deutlich, dass wir die Stadt auf den Klimawandel vorbereiten müssen und liefert uns hierzu wertvolle Impulse und Anregungen. Von daher werden wir jetzt in einem nächsten Schritt den notwendigen Handlungsbedarf für die räumliche Entwicklung systematisch erfassen."
Dr. Hermann Lotze-Campen, Leiter der Studie am PIK: „Vor allem die zunehmenden Klimaschwankungen erfordern integrierte und gut abgestimmte Anpassungsstrategien in den Bereichen Stadtentwicklung, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz und Landschaftsplanung. Pilotprojekte im Berliner Raum können hierfür einen wichtigen Beitrag leisten."
Mit Hilfe der Ergebnisse der Studie können nämlich diejenigen Handlungsfelder der Stadtentwicklung identifiziert werden, die wesentlich von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden. Dies ermöglicht es, Maßnahmen und Reaktionsmöglichkeiten zu erarbeiten, die erforderlich sein werden, um die Stadt fit für den Klimawandel zu machen. Vor diesem Hintergrund sind folgende Aspekte erkennbar:
- Das sogenannte Urban Heat-Phänomen kann gemildert bzw. positiv beeinflusst werden durch die Entstehung von Kaltluft und durch eine entsprechende Durchlüftung der Stadt. Die Vernetzung von Grün- und Freiflächen untereinander spielt hierbei eine wesentliche Rolle.
- Die Studie sagt langfristig einen Temperaturanstieg voraus, was vor allem zu heißeren Sommern führen wird. Um das Lebensumfeld der Bürgerinnen und Bürger an diese geänderten klimatischen Bedingungen anzupassen, muss insbesondere die Frage nach baulichen Gestaltungsmöglichkeiten gestellt werden. Durch eine entsprechende Dämmung von Häusern kann z.B. die Hitzewirkung wesentlich abgeschwächt werden. Hier kann aufgebaut werden auf die bereits vorhandenen Grundsätze für das ökologische Bauen.
- Im Hinblick auf längere Hitzeperioden im Sommer und verstärkte Niederschläge im Winter wird es notwendig sein, sich mit Fragen eines geeigneten Wassermanagements auseinanderzusetzen. Dazu gehört u.a. die Bewässerung und Pflege der Grün- und Freiflächen oder der Straßenbäume im Sommer. Hier bedarf es intelligenter Bewässerungssysteme oder einer Wasserrückhaltung in der Landschaft.
- Die Auswirkung zunehmender klimatisch bedingter Extremereignisse - wie Starkregen im Winter - auf die Berliner Wälder muss man ebenso berücksichtigen. Im Hinblick darauf wird es wichtig sein, die naturnahe Waldbewirtschaftung fortzuführen und so die Erholungsfunktion der Wälder zu erhalten.
- Vor dem Hintergrund des vorausgesagten Klimawandels wird man auch die Frage nach einer Reduzierung von Emissionen und Abgasen beantworten müssen.
- Schließlich sollen die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Studie weiterentwickelt und in die gesamtstädtische räumliche Planung einbezogen werden.
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