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Wissensbasiertes Gärtnern

26.08.2014

Wissensbasiertes Gärtnern

 

FU-Sommeruni zu "Mensch und Umwelt" gestartet

Gestern Vormittag ist in der FU-Silberlaube die 29. Berliner Sommeruniversität eröffnet worden, eine Veranstaltung der Berliner Akademie für weiterbildende Studien, deren Zielgruppe vor allem die älteren Erwachsenen sind (Seniorenbildung). Entsprechend dominierten bei der Eröffnungsvorlesung im FU-Hörsaal die weiß und grau behaarten Köpfe der rund 300 Zuhörer. Das Rahmenthema der ganzwöchigen Veranstaltung ist in diesem Jahr "Mensch und Umwelt". In 34 Vorlesungen wird aus Sicht verschiedener Wissenschaftsdisziplinen die wechselseitige Prägung von Mensch und Natur behandelt sowie die "Erfordernis einer gesellschaftlichen Transformation" thematisiert.

Peter-André Alt, der Präsident der Freien Universität, verwies in seinem Grußwort darauf, dass die Sommer-Uni 1968 aus dem Arbeitskreis universitäre Erwachsenenbildung seiner Hochschule entstanden sei und diesmal an der FU zum 8. Mal zu Gast sei. Alt stellte die Veranstaltung in einen Zusammenhang mit historischen Entwicklungen der Aufklärung und gesellschaftlicher Öffentlichkeit, Volksbildung und Partizipation. Der Sommer-Uni gehe es aber nicht allein um die Vermittlung von Faktenwissen und Informationen, die heute fast schon im Übermaß zur Verfügung stünden. Sondern es solle auch eine "Reflexionskultur" und "neue Formen der Debatten" angeregt werden. Die Sommeruni wolle beides: Kenntnisse und Urteilvermögen erweitern. Da sei er wieder, so Alt: "Der klassische Anspruch der Aufklärung, sich ein eigenes Urteil über die Dinge zu bilden".

Ausdrücklich lobte Alt die Leistung von Akademie-Organisator Traugott Klose, "ein alter Fahrensmann der FU", der in seiner hauptamtlichen Tätigkeit in der Verwaltung der Dahlemer Universität im Bereiche Lehre und Studium "prägende Spuren hinterlassen" habe. Im Zusammenhang mit den Beratungsfunktionen, die Wissenschaft heute auch wahrzunehmen habe, erwähnte Alt auch das Forschungszentrum für Umweltpolitik (FFU), das eine "weithin anerkannte" Arbeit leiste. FFU-Leiterin Miranda Schroers, die ebenfalls in der Sommeruni auftritt (Do 28.8., 9 Uhr), gehöre dem umweltpolitischen Beratungsgremium der Bundeskanzlerin an.

Erfordernis einer gesellschaftlichen Transformation


"Wir Weltgärtner". So hatte Eröffnungsredner Reinhold Leinfelder seinen Vortrag über die Rolle des Menschen im Zeitalter des Anthropozäns betitelt. Es sollte die aktive Rolle der Menschheit zum Ausdruck bringen, die sie inzwischen im planetarischen Gesamtzusammenhang eingenommen hat: Tief eingreifend und verändernd, aber auch mit Chance, bei Orientierung an ökologischer Nachhaltigkeit doch mehr in Richtung Garten Eden zu gelangen statt der weiteren Verwundung der Natur (wie sie etwa mit der Erweiterung des Braunkohletagebaus in Brandenburg momentan stattfindet, Anm. d. Red.). Wenn heute nur noch 23 Prozent des Festlandes ursprüngliche Natur sei wie früher, aber 77 Prozent benutzt und kultiviert werde, dann zeige dies, so Leinfelder: "Der Mensch ist heute zum geologischen Faktor geworden". Das Anthropozän, das Menschen-Zeitalter, sei die neu erdgeschichtliche Epoche, in die wir durch Industrialisierung und extensives Wirtschaftswachstum eingetreten seien.

Bezogen auf die Zukunft, müsse der Weg jedoch nicht in einer Klimakatastrophe und Ressourcenplünderung enden. Die zu entwickelnde "Ethik des Anthropozäns" bestehe darin, den Menschen als "Teil der Natur" zu sehen und zu einer Art "wissensbasiertem Gärtnern" zu kommen, das die Natur zu nutzen verstehe, ohne sie zu zerstören.

Richtig aktuell wurden die Ausführungen Leinfelders als er auf die Realisierungsmöglichkeiten solcher Ansätze im Rahmen des "Hauses der Zukunft" zu sprechen kam. Zum wissenschaftlichen Leiter dieser Einrichtung des Bundesministeriums für Forschung und Bildung war der FU-Professor vor wenigen Wochen berufen worden. Am 1. September tritt er sein Amt offiziell an. Ein Merkmal dieser Einrichtung, mit der die breite Öffentlichkeit angesprochen werden soll, werde die Darstellung der Vernetztheit von Problemen und auch Lösungen im Anthropozän sein. Leinfelder verdeutlichte dies an drei "Zukunftspfaden" zu den Themen Ernährung, Wohnen und Medizin. Für jeden bereich gebe es unterschiedliche Entwicklungsoptionen, von ganz schlecht bis fast schon paradiesisch. Dem ersten Schritt, "Visionen zu entwickeln und zu verhandeln", solle dann im Haus der Zukunft eine Praxisphase folgen, in der neue Ansätze in Form von Reallaboren in die gesellschaftliche Praxis getragen werden. So werde derzeit an einer "Küche der Zukunft" gebastelt (dazu ein eigener Vortrag in der Sommer-Uni). Es gehe bei diesem BMBF-Projekt, das baulich neben dem Ministeriumsneubau am Berliner Hauptbahnhof realisiert werden soll, nach Leinfelders Worten darum, "Interesse an Zukunft zu wecken und Lust auf die Beteiligung an der Gestaltung der Zukunft zu machen". Die Devise sei: "Selbst umdenken und mitgestalten".

 

Manfred Ronzheimer für InnoMonitor Berlin-Brandenburg

Webtipps des Referenten:
www.reinhold-leinfelder.de
www.hausderzukunft-berlin.de
www.die-grosse-transformation.de

Pressemitteilung der FU zur Sommeruni

 

Das Programm zur 29. Berliner Sommer-Uni ist hier zu finden. (als PDF)

 

 

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