Märkischer Windpark für Belarus
29.04.2010
Märkischer Windpark für Belarus - Frankfurt wird Logistikzentrum für Weißrussland - IT-Zusammenarbeit
28.04.2010 - PE Staatskanzlei - auch hier zu lesen
Mit der Unterzeichnung von
Rahmenvereinbarungen und Verträgen über die wirtschaftliche Kooperation
auf unterschiedlichen Feldern ist die dreitägige Reise von
Ministerpräsident Matthias Platzeck nach Belarus zu Ende gegangen. Nach
Gesprächen mit führenden Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft
war Platzeck am Abschlusstag mit dem weißrussischen Premierminister
Sergej Sidorski zusammengetroffen.
Nach dem Gespräch unterzeichneten Platzeck und sein belorussischer
Amtskollege eine Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit auf dem
Gebiet der Erneuerbaren Energien. Ziel ist es, auf der Grundlage
brandenburgischer Erfahrungen Belarus zu einer eigenen Energiestrategie
zu verhelfen. Die Vereinbarung schafft auch die administrativen
Voraussetzungen für den Aufbau eines Windparks durch die uckermärkische
Firma Enertrag. Das Unternehmen aus Dauerthal bei Prenzlau wird den
ersten Windpark in Belarus erreichten. Er soll 30 Kilometer westlich
von Minsk entstehen und in einer ersten Ausbaustufe bis 2012 mit über
30 Windrädern eine Leistung von 80 Megawatt erreichen. Der heute
zwischen Enertrag-Vorstand Werner Diwald und dem Minsker Gouverneur
Leonid Krupetz unterzeichnete Investitionsvertrag sieht bis Mitte des
Jahrzehnts eine Erweiterung auf bis zu 160 Megawatt Leistung vor. Das
Volumen der Gesamtinvestition beläuft sich auf 250 Millionen € und ist
die größte Direktinvestition eines Unternehmens mit märkischem
Stammsitz im Ausland. Ministerpräsident Platzeck nach der
Unterzeichnung wörtlich: „Mit den heutigen Unterschriften wird
Brandenburg Partner auf dem Weg Belorusslands zu einer
klimafreundlicheren, zukunftsfähigen Energieversorgung. Ich bin froh,
dass wir neben Investitionen auch die beginnende gesellschaftliche
Debatte über den Einsatz erneuerbarer Energien begleiten werden."
Dazu war gestern beim Minsker Internationalen Begegnungszentrum
„Johannes Rau" (IBB) eine „Zukunftswerkstatt" gegründet worden. Bei dem
gleichnamigen Projekt geht es zum einen um den Bau des ersten
Niedrigenergiehauses in Belarus. In dem Gebäude soll sich zum anderen
ein Diskussionsforum etablieren, das sich mit Fragen des
energieeffizienten Bauens, dem Einsatz Erneuerbarer Ideen und dem
Gedenken an das Atomunglück von Tschernobyl 1986 beschäftigen wird.
Die Ministerpräsidenten Sidorski und Platzeck unterzeichneten heute
ebenso eine Vereinbarung zum Ausbau des Logistikstandorts Frankfurt
(Oder) zum Umschlagzentrum für den belorussischen Handel mit
Deutschland. Dazu sollen auch die entsprechenden Einrichtungen der
Oderstadt mit Partnern in der weißrussischen Grenzstadt Brest
kooperieren.
Beim Besuch des IT-Parks von Minsk am späteren Vormittag unterzeichnete
der Geschäftsführer der Firma iSQI, Stephan Goericke, in Gegenwart des
Ministerpräsidenten eine Erklärung zum Aufbau wirtschaftlicher
Beziehungen mit Partnern in Belarus. Das Potsdamer Unternehmen für
Softwarequalität zertifiziert IT-Fachkräfte und will die weißrussische
IT-Branche mit brandenburgischen Netzwerken verbinden. Ziel der
Vereinbarung ist eine Nationale Qualifizierungsinitiative in der
IT-Branche für Weißrussland.
„Die Verdopplung der Zahl der mitreisenden Unternehmer innerhalb eines
Jahres zeigt, dass brandenburgische Betriebe in Belarus einen
interessanten und wachsenden Markt am Rande Europas sehen", sagte
Platzeck, der von Vertretern aus 10 Unternehmen begleitet wurde. Und er
fügte vor weißrussischen Unternehmern mit Blick auf die von ihm in
allen Gesprächen thematisierten Demokratiedefizite hinzu: „Nichts wird
besser, wenn man nicht miteinander redet. Deshalb werden wir
wiederkommen." Am gestrigen Abend hatte sich der Ministerpräsident mit
Vertretern der Zivilgesellschaft getroffen. Darunter waren auch die
Vorsitzende der unabhängigen Journalistenvereinigung, Dschana Litwina,
der Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei „Narodnaja Gramada",
Nikolaj Statkewitsch, und der Chef der freien Gewerkschaften, Alexander
Jaroschuk.
