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Berlin-Brandenburger Innovationsstrategie: Die ersten Früchte können wir ernten

19.06.2009

Interview mit Dr. Steffen Kammradt, Geschäftsführer der ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH 

Frage:  Im vorigen November haben sich die Länder Berlin und Brandenburg auf dem Innovationsgipfel in Potsdam auf eine gemeinsame Strategie in der Innovationspolitik verständigt. Wie kommt aus Ihrer Sicht dieser Prozess voran? 

 Steffen Kammradt

Kammradt: Der Prozess läuft sehr gut an und trägt bereits erste Früchte. Ganz aktuelles Beispiel ist der Erfolg des Berlin-Brandenburger Telemedizin-Projektes FONTANE. Es zählt zu den ausgewählten Länder übergreifenden „Leitprojekten" in der gemeinsamen Innovationsstrategie, die auf dem Potsdamer Innovationsgipfel vereinbart worden waren. FONTANE wurde Ende Mai beim bundesweiten Wettbewerb „Gesundheitsregionen der Zukunft" des Bundesforschungsministeriums zu einem von zwei Siegern gekürt. Für deren Umsetzung stellt das Ministerium in den nächsten vier Jahren rund 15 Millionen Euro bereit.Um was geht es bei dem Projekt FONTANE?

Kammradt: Ziel des Projekts ist es, Herz-Kreislauf-Patienten in ländlichen Gebieten durch den Einsatz von Telemedizin besser zu betreuen. Dies wird am Beispiel konkreter Lösungen für Nord-Brandenburg deutlich gemacht. Mit modernster Informationstechnik soll hier die räumliche Trennung von Patient und Arzt überbrückt werden. Dafür sind spezielle Produktinnovationen nötig. Insbesondere die Biomarker basierte Diagnostik- und Therapiesteuerung stellt eine Weltinnovation dar, die nach einer klinischen Prüfung in der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg eine gute Exportchance hat und die damit auch die beteiligten Firmen stärkt. Zu den Wissenschaftspartnern des FONTANE-Projektes gehören das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und die Charité Universitätsmedizin Berlin. Die Hauptindustriepartner der Region sind die getemed AG in Teltow, die BRAHMS AG in Hennigsdorf sowie T-Mobile Deutschland GmbH.

Ist es so, dass sich gerade im Gesundheitsbereich Kooperationen zwischen Berlin und Brandenburg anbieten?

Kammradt: Dies ist eines von insgesamt fünf innovationspolitischen Zukunftsfeldern, in denen Brandenburg und Berlin besondere Kompetenzen und Synergiepotenziale aufweisen. Im Zukunftsfeld Life Science - wozu die Felder Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie gehören - sind wir derzeit dabei, die Vernetzung in verschiedenen Projekten voranzutreiben. So wurde ebenfalls im vergangenen Monat in Potsdam-Golm das Länder übergreifende „Zentrum für molekulare Diagnostik und Bioanalytik" gestartet, das einen Meilenstein für die Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg darstellt. Es vernetzt Expertenwissen in hochmoderner Form. In der Gesundheitswirtschaft erwarten wir in den kommenden Jahren besondere Wachstums- und Innovationsimpulse. Die schnelle und präzise Diagnostik von Krankheiten und Entscheidung über geeignete Therapien spielen dabei eine besondere Rolle. Hier ist die Hauptstadtregion bereits heute besonders stark und wird mit dem neuen Zentrum weiter gestärkt. Davon profitiert auch der Wissenschaftsstandort Potsdam-Golm. Ich bin überzeugt, hier wächst ein Silicon Valley der Life Sciences heran.

Nutzen die Innovationserfolge der Brandenburger Wirtschaft?

Kammradt: Eindeutig ja. Allein im vergangenen Jahr haben wir in Brandenburg 200 Innovationsprojekte - überwiegend im Mittelstand - betreut. Zudem sind drei Viertel der Ansiedlungsprojekte den innovativsten Branchen des Landes zuzuordnen, die Hälfte zählt zu den Spitzen- und Hochtechnologien. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ansiedlung des Unternehmens Human BioSciences GmbH (HBS) im Biotechnologiepark Luckenwalde. HBS ist das erste Unternehmen in Brandenburg, das eine komplette Produktionsstrecke für bereits zugelassene Medikamente einrichtet. Das Unternehmen will in den nächsten Jahren insgesamt rund 100 Arbeitsplätze zur der Entwicklung und Produktion von so genannten Kollagen basierten Wundauflagen schaffen. Das ist ein Schlüsselerfolg für die Hauptstadtregion in der Strategie, in Hightech-Branchen komplette Wertschöpfungsketten zu etablieren. Es zeigt zudem, dass die innovationsorientierte Ansiedlungsstrategie im Brandenburger Landesinnovationskonzept greift.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen ZAB und TSB?

Kammradt: TSB und ZukunftsAgentur Brandenburg haben gemeinsamen den Auftrag zur Umsetzung und Weiterentwicklung der Länder übergreifenden Innovationsstrategie. Dies erfüllen wir in einer sehr engen, vertrauensvollen und zielorientierten Zusammenarbeit. Die Federführung für die Zukunftsfelder Medien/Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Energietechnik liegt bei der ZAB. Berlin leitet die Felder Life Science, Optik und Verkehrssystemtechnik. Außerdem bearbeiten wir gemeinsam Querschnittsthemen wie Technologietransfer, Innovationsfinanzierung und Fachkräftesicherung im Innovationsbereich. Zukünftig wollen wir uns verstärkt auch der Internationalisierung der Innovationsregion zuwenden. Ich sehe für diese Partnerschaft eine sehr gute Zukunft - und einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der gemeinsamen Hauptstadtregion.

Quelle: TSB-News, Ausgabe 6/2009

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