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„WegeWissenWirkungen"

26.06.2012

 

12. Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE)

Wenige Tage nach der Rio+20-Konferenz der Vereinten Nationen fand in Berlin am 25.6.2012 die Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung statt, auf der das dürftige Ergebnis der Beratungen in Brasilien Gesprächsthema Nummer eins war. Auch Bundeskanzlerin Merkel, die praktisch zu Fuß vom Kanzleramt in die Kongresshalle gehen konnte, bewertete die Rio-Bilanz kritisch. „Die Rio-Ergebnisse sind hinter dem zurückgeblieben, was angesichts der Ausgangslage notwendig gewesen wäre", sagte Merkel. Der Umweltminister Altmaier war nicht zur RNE-Tagung gekommen. Mit 1300 Teilnehmern war die Veranstaltung sehr gut besucht. Allerdings waren wenig Journalisten darunter, denn das Presseecho am Tag danach war mehr als dürftig. Die Berliner Medien brachten keine Zeile über den Nachhaltigkeitsrat, die inhaltlichen  Gespräche der Konferenz und den Auftritt der Kanzlerin. Erkennbar eine mediale Erschöpfung zum Thema Nachhaltigkeit.

Was ist heute „Nachhaltigkeit"? Was bedeutet das Rio+20-Konferenzergebnis für Deutschland? Wo steht die Energiewende? Welche Konzepte gibt es für die urbane Mobilität von morgen? Wie geht das, wenn Unternehmen nachhaltig wirtschaften? Welches Wissen ist hierfür nötig?  Drei Tage nach der Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro fragte der Rat für Nachhaltige Entwicklung nach ihren Konsequenzen, Impulsen und Ansätzen, mit denen wir uns in Deutschland den globalen Herausforderungen stellen.  (1)

Eine erste Bewertung der Ergebnisse des Rio-Gipfels nahmen die Vorsitzende des RNE, Marlehn Thieme und Olaf Tschimpke, der stellvertretende Vorsitzende, vor. Sie diskutierten gemeinsam mit dem neu berufenen Ratsmitglied Wolfgang Schuster und dem Berichterstatter des Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss für die Rio+20-Konferenz, Hans-Joachim Wilms.   (5)

BUNDESKANZLERIN MERKEL

Bei der Tagung des Rates für Nachhaltige Entwicklung warb Angela Merkel für mehr Verantwortung: „Wir müssen weiter alles daran setzen, um wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand mit dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen in Einklang zu bringen, und zwar in globaler Perspektive." Im Zusammenhang mit der Finanz- und Schuldenkrise warnte sie davor, sich dauerhaft mehr zu leisten als erwirtschaftet werde. Dies gehe auf Kosten kommender Generationen. Als Beispiel für den Weg für solides Wirtschaften nannte sie die in Deutschland vereinbarte Schuldenbremse. (2)  Nötig sei eine "Kultur der Nachhaltigkeit" auch in der Finanzpolitik.  Das Missachten einfachster Regeln habe erst zur Finanz- und Schuldenkrise geführt.

NACHHALTIGKEIT

Deutschland ist bei der Nachhaltigkeit nach Ansicht von Bundeskanzlerin Merkel bereits auf einem guten Weg. „So wurde Anfang des Jahres die nationale Nachhaltigkeitsstrategie mit dem Fortschrittsbericht 2012 weiterentwickelt. Das laufende Wissenschaftsjahr richtet sich voll auf Nachhaltigkeit aus. In diesem Monat fand der erste deutsche Aktionstag zur Nachhaltigkeit statt, an dem sich viele Menschen auf über 270 Veranstaltungen beteiligten. Nicht zuletzt hat sich Deutschland auf der Weltkonferenz in Rio für weltweit neue Impulse für Nachhaltigkeit eingesetzt." (2)

Für die Umsetzung der Nachhaltigkeit bedürfe es einer entsprechenden Lebensweise. Dabei sei die Kultur der Nachhaltigkeit keine Verzichtskultur, sondern könne bereichernd sein, unterstrich die Bundeskanzlerin. (2)

BILANZ VON RIO

Deutschland und die EU haben sich in Rio für verbindlichere Vorgaben eingesetzt, erklärte Merkel auf der RNE-Tagung. Wenn auch nicht alle Erwartungen erfüllt wurden, so war die Konferenz doch ein „weiterer Schritt in die richtige Richtung", betonte die Bundeskanzlerin.  Positiv sei auch, dass der Gipfel in Rio zur Reform der Institutionen der Vereinten Nationen im Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt beschlossen hat, anstelle der bisherigen Kommission für nachhaltige Entwicklung, der CSD, ein hochrangiges politisches Forum für nachhaltige Entwicklung einzurichten. So wird Nachhaltigkeit sichtbarer und mit mehr politischem Gewicht auf die Agenda der Vereinten Nationen gesetzt. Insgesamt, so die Bundeskanzlerin könne die UN-Konferenz dem Thema Nachhaltigkeit neuen politischen Rückhalt und neuen Schwung geben. Es komme nun darauf an, die in Rio beschlossenen Maßnahmen zügig umzusetzen und zu konkretisieren. Hierfür wird sich Deutschland einsetzen. (2)

Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, sagte zur UN-Konferenz: „Es war nicht das Rio, das wir uns gewünscht hatten. Ich verstehe die Enttäuschung der NGOs und der Kirchen. Mehr war ohne Zweifel nötig, aus meiner Sicht sogar möglich."

„Der Nachhaltigkeitsrat hatte sich stärkere Ergebnisse und mehr Engagement für eine nachhaltige Entwicklung erhofft", sagte RNE-Vorsitzende Thieme. „Bei aller Kritik sollten wir jedoch eines nicht vergessen: In Rio wurde über Themen verhandelt, die man auf der Rio-Konferenz 1992 noch für absurd gehalten hätte. In 20 Jahren hat sich viel bewegt; Nachhaltigkeit beeinflusst das Handeln" (3)

Forum 4: „RIO - welche Wirkungen?" bot drei Tage nach der Konferenz in Rio die Gelegenheit, die Ergebnisse aus unterschiedlicher Sicht auszuleuchten und nachzufragen. Teilnehmer an der Rio+20-Konferenz stellten sich der Diskussion. Und zwar:  Hans-Joachim Wilms, Berichterstatter des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses für die Rio+20-Konferenz, Dr. Wolfgang Schuster, Mitglied des Rates, Oberbürgermeister, Vorsitzender der Europäischen Sektion des kommunalen Weltverbandes „United Cities and Local Governments", Marlehn Thieme, NRE-Vorsitzende,  Olaf Tschimpke, stellvertretender Vorsitzender des Rates.  Die Moderation lag bei Hans Jessen, ARD-Hauptstadtstudio (7)

GREEN ECONOMY

Merkel  hob das Konzept einer «Green Economy» hervor, auf das sich in Rio alle Länder geeinigt haben. Zum ersten Mal wurde von den Vereinten Nationen damit das umweltfreundliche und nachhaltige Wirtschaften, als ein wichtiges Instrument für eine nachhaltige Entwicklung gewürdigt. Dieser Konsens zeige, dass alle Länder inzwischen zustimmen, dass in einem auf die jeweilige Situation angepassten Green Economy-Konzept besondere Chancen liegen. (2)

Ein weiteres Ergebnis sei, dass Einigkeit darüber erzielt wurde, globale Ziele einer nachhaltigen Entwicklung - „Sustainable Development Goals" - in Anlehnung an die bisherigen Millennium-Entwicklungsziele zu erarbeiten.

Nach Meinung von Jochen Zeitz, Ratsmitglied, Verwaltungsratsvorsitzender der PUMA SE und Vorstand für Nachhaltigkeit bei PPR, ist auf der Rio-Konferenz die Wirtschaft „stärker ins Rampenlicht gerückt". Auf der Wirtschaft seien nun „viele Hoffnungen" gerichtet, um „Lösungen für die Implementierung von nachhaltigen Geschäftsmodellen zu finden, um den  Übergang zu einer Green Economy nun endlich einzuläuten. In meinen Augen ist Rio damit eine Art Startblock für nachhaltiges Wirtschaften geworden. Mehr und mehr Unternehmen realisieren, das nachhaltiges Wirtschaften und ressourcenschonende Geschäftsmodelle neben Risikominimierung auch Chancen bringen. Und dass die Verantwortung, die Art und Weise, wie wir bislang gewirtschaftet haben, zu verändern, letztendlich der Wirtschaft obliegt. Unsere Geschäftspraktiken müssen mit der Natur und der Gesellschaft arbeiten - und nicht gegen sie.   Denn nur so ist der langfristige Fortbestand des eng gewobenen Netzes des Lebens - und damit aller Unternehmen - gewährleistet." (4)

Unter Hinweis auf den Living Planet Report 2012 des WWF und des nicht tragfähigen Ressourcenverbrauchs sagte Zeitz: „Vielen Unternehmen dämmert es allmählich, was mit ihnen passieren wird, wenn sie diese Entwicklung nicht in ihrem Geschäftsmodell berücksichtigen. Wenn sie plötzlich keine Ressourcen mehr wie Wasser oder saubere Luft zur Verfügung haben, die sie zur Herstellung ihrer Produkte benötigen." (4)

Aus der Prioritätenliste des RNE:

„Das Thema „nachhaltiges Wirtschaften (green economy)" soll unter Einbeziehung des globalen Kontextes (Peer Review, UNEP/OECD) grundsätzlich aufgegriffen werden. Was sind die Prinzipien nachhaltigen Wirtschaftens (principles of Charta for sustainable economy (G20), UNEP, OECD, EU)? Was sind spezifische Beiträge aus Deutschland? Wie erreicht man die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik, die notwendig ist, um Handlungskonzepte (im Englischen oft als Road Maps bezeichnet) zur nachhaltigen Entwicklung zu beschreiben? Sind „grüne Arbeitsplätze" verbunden mit „guter Arbeit"? Weitere spezifische Themen sind

ÖKOLOGISCHES WIRTSCHAFTEN - BEISPIEL PUMA

Zeitz: „ Aus all diesen Gründen plädiere ich ja nun seit geraumer Zeit dafür, dass wir eine nachhaltige Marktwirtschaft benötigen, die die Bereitstellung von natürlichen Ressourcen als Leistung anerkennt und diese auch entsprechend schätzt und bewertet. Bei PUMA haben wir mit unserer ökologischen Gewinn- und Verlustrechnung im vergangenen Jahr als erstes Unternehmen weltweit einen Lösungsansatz entwickelt, wie man die Kosten von natürlichen Ressourcen in die Rechnungslegung und Strategie des Unternehmens konsequent integrieren kann. Unsere ökologische Gewinn- und Verlustrechnung hat uns außerdem aufgezeigt, dass mit 57% - oder 83 Millionen Euro - mehr als die Hälfte der Umweltauswirkungen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette von PUMA bei der Produktion von Rohstoffen einschließlich Leder, Baumwolle und Kautschuk entstehen. Um also wirklich eine deutliche Verringerung der Umwelteffekte auf dieser Stufe der Beschaffungskette - und damit des Löwenanteils innerhalb des gesamten PUMA-Produktionsprozesses - zu erzielen, ist es notwendig, dass sich alle Unternehmen, die mit diesen Rohstofflieferanten zusammenarbeiten, gemeinsam für die Reduzierung dieser Effekte, die Implementierung umweltschonender Geschäftsmodelle bei diesen Lieferanten und die Verwendung nachhaltigerer Materialien einsetzen. Wir brauchen somit ein branchenweites Engagement im Interesse aller beteiligten Unternehmen. Und das gilt nicht nur für unsere, sondern für viele andere Branchen auch, die durch einen kooperativen Ansatz eine bessere Grundlage für ganzheitlich nachhaltigeres Wirtschaften ermöglichen könnten." (4)

Nachhaltige Unternehmensführung: Kosten kennen - Nutzen erschließen Ideenwettbewerb des Rates für Nachhaltige Entwicklung (9b)

ÖKO-BILANZEN

Die Verpflichtung von Firmen, über ihre  Nachhaltigkeitsaktivitäten, Ressourcenverbrauch und Emissionen Rechenschaft abzulegen, hält Puma-Zeitz für einen ersten wichtigen Schritt - der aber noch nicht ausreiche. Der nächste Schritt: „Unternehmen müssen dringend anfangen, ihren Verbrauch der natürlichen Ressourcen zu bewerten. Denn nur so können wir ausschließen, dass die Güter und Servicedienstleistungen der Natur, wie Wasser, fruchtbares Land oder die Reinigung der Luft, nicht als Gemeingut unter die Räder kommen. Den Wert der natürlichen Ressourcen und der biologischen Vielfalt deswegen in ökonomischen Entscheidungen zu berücksichtigen, ist ein zentrales Ziel für eine lebenswerte Zukunft und den Fortbestand von Unternehmen. Denn mittlerweile reicht es nicht mehr aus, Umweltschutz zu betreiben. Wir müssen dringend anfangen, der Natur etwas zurückzugeben und ihr nicht einfach hemmungslos weiter entnehmen." (4) 

Zeitz sprach in der Diskussion um 10.30 Uhr  unter dem Rahmenthema „Wissenschaft und neues Denken in der Unternehmensführung: Ergebnis einer RNE-Initiative zum Wissenschaftsjahr Nachhaltigkeit". An ihr nahmen außerdem teil:  Prof. Dr. Frank Figge, Sustainable Value, Gewinner des RNE Ideenwettbewerbs „Nachhaltige Unternehmensführung: Kosten kennen - Nutzen erschließen", die Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan, sowie Dr. Dirk Voeste, AgBalance der BASF Crop Protection, Gewinner des RNE Ideenwettbewerbs „Nachhaltige Unternehmensführung: Kosten kennen - Nutzen erschließen"  (7)

BUNDES-NACHHALTIGKEITSBERICHT

Als Beispiel hierfür schlug Thieme der Kanzlerin u.a. einen Nachhaltigkeitsbericht für den Bundeshaushalt vor. Die Regierung solle damit gegenüber Konzernen und großen Unternehmen gleichziehen, die ihren Geschäftsbericht mit einem Bericht über die nicht-finanziellen Leistungen und die Nachhaltigkeit begleiten.  (7)

FINANZIERUNG

Das „Forum 1:  Kapitalbeschaffung für nachhaltiges Wirtschaften. Wie Nachhaltigkeit zur allgemeinen Orientierung der Kapitalmärkte wird" ging diesen Fragen nach: Wie wird Nachhaltigkeit zu einem generellen Leitfaden für Investments und Anlagegeschäfte? Wie wird sie zur Leitformel für Vertrauen und Glaubwürdigkeit am Kapitalmarkt? Das Forum zeigte hierzu verschiedene Wege und Ansätze auf, und zwar in der Diskussion mit Michel Doucin, Botschafter für Bioethik und Corporate Social Responsibility (CSR), Reto Francioni, CEO Deutsche Börse, Marleen Janssen Groesbeek, Stichting Eumedion, Dr. Mirjam Staub-Bisang, Independent Capital Management AG. Die Moderation hatte  Dr. Joachim Faber, Mitglied des Rates, ehem. Geschäftsführer von Allianz Global Investors, Senior Advisor der Allianz SE (7)

VERKEHR

Forum 2:  „Was bewegt uns morgen? Die Zukunft der urbanen Mobilität" thematisierte, welche Herausforderungen, Trends und Technologien den Verkehr in den Städten von morgen prägen werden. Kann es die Vision der CO2-Neutralität mit der realen Komplexität vor Ort in den Städten aufnehmen?, war eine Leitfrage vor dem Hintergrund der sich wandelnden Bedürfnisse, Ressourcenknappheit, Klimawandel und ein Abschied vom Statussymbol Auto. Es diskuierten darüber Prof. Dr. Martin Haag, Bürgermeister der Stadt Freiburg, Anja Carolin Hofmann, Teilnehmerin des Dialogs Zukunft Vision 2050 des Rates, Prof. Dr. Andreas Knie, Geschäftsführer Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel, Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende Berliner Verkehrsbetriebe. Moderation: Jan Schweitzer, Chefredakteur ZEIT Wissen (7)

WELTERNÄHRUNG

Als Beispiel führte Merkel an, dass die Nahrungsmittelproduktion in der Landwirtschaft weltweit seit 1992 um 45 Prozent gewachsen sei. Dennoch haben steigende Lebensmittelpreise in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Hunger und Mangelernährung in vielen Ländern ein gravierendes Problem geblieben seien. Zugleich würden in Deutschland jedes Jahr große Mengen noch genießbarer Lebensmittel weggeworfen. Noch nicht nachhaltig sei auch der Schutz der biologischen Vielfalt, also die verschiedenen Arten und ihre Lebensräume. (2)

DIE DEUTSCHE ROLLE

Thieme: „Das Konferenzergebnis ist ein Handlungsauftrag an alle. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind jetzt gefordert, ihren Teil zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Deutschlands Energiewende und seine Ressourcenstrategie sind in Rio auf großes Interesse gestoßen. Deutschland hat bei der nachhaltigen Entwicklung schon mehrfach eine Vorreiterrolle eingenommen. Wir sind Weltmeister im Recyceln und haben mit unserem Ja zum Umbau der Energieversorgung auch international Denkanstöße geliefert. Nun muss Deutschland seiner Verantwortung im Post-Rio-Prozess gerecht werden. Die europäische Nachhaltigkeitsstrategie ist zu schwach; die Bundesregierung muss sich noch stärker in der Nachhaltigkeitspolitik Europas engagieren, um auf globaler Ebene wirksame Impulse zu geben." (3)

Gleichzeitig täte es Deutschland gut, Modell zu sein und Alternativen für das bislang dominierende Wohlstands- und Entwicklungsmodell anzubieten. Die Bundesregierung sollte ein starkes Signal dafür geben, dass sie den Post-Rio-Prozess mit großem Engagement unterstützt. (3)

ENERGIEWENDE

Die Bundeskanzlerin forderte die Konferenzteilnehmer auf, dort aktiv mitzuwirken, wo Deutschland Vorreiter sein kann. Das betrifft zum Beispiel die Energiewende. Viele Länder seien daran interessiert, wie Deutschland dieses Vorhaben umsetze. Doch erfolgreich könnten wir nur dann sein, wenn es eine breite gesellschaftliche Unterstützung für die erforderlichen Maßnahmen gebe. Die notwendigen Änderungen zur Sicherung der Energieversorgung müssten von der Bevölkerung mitgetragen werden. Sie warb damit für Akzeptanz zum Beispiel für den Netzausbau, um den notwendigen Strom von Nord nach Süd zu transportieren. (2)  

Thieme:„Die Entscheidung zur nationalen Energiewende muss klar kommuniziert, Umsetzungsschritte müssen geplant und koordiniert werden. Die Politik ist aufgefordert, den effizienten und sparsamen Umgang mit Energie endlich verbindlich und wirksam zu regeln." (3)

Das Forum 3: „Energiewende von unten? Dezentral als Prinzip" wollte diese Fragen  beantworten:  Wo steht die Energiewende? Was zählt? (Wissen). Und Wirkungen: Wie misst man Erfolge? Den Impulsvortrag hielt Prof. Dr. Peter Kruse, nextpractise. Es diskutieren  Dr. Christian Friege, ehem. Vorstandsvorsitzender Lichtblick, Dr. Felix Christian Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik, Öko-Institut, Dr. Lutz Spandau, Vorstand Allianz Umweltstiftung. Die  Moderation hatte Dr. Kathrin Goldammer, Institute for Advanced Sustainability Studies in Potsdam (7)

BESCHAFFUNG

Thieme: „Das gilt auch für den Deutschen Nachhaltigkeitskodex, den Beitrag des Rates für eine nachhaltige Wirtschaft. Ich wünsche mir eine breite Erfüllung des Kodex durch die Bundesunternehmen. Ich wünsche mir eine Beschaffungspolitik des Bundes, die den Kodex abfragt." (3) 

Dialog „Deutscher Nachhaltigkeitskodex" (9d)

PEER REVIEW

Thieme: „Bei allen großen Ideen, Wünschen und Forderungen: von Zeit zu Zeit müssen wir abgleichen, ob die Richtung stimmt - ob wir auf dem richtigen Weg sind. Eine wirksame Nachhaltigkeitspolitik braucht eine kritische Analyse. Deutschland hat bereits ein erprobtes Verfahren: im sogenannten Peer Review stellt eine internationale Gruppe aus Klima-, Nachhaltigkeits- und Wirtschaftsexperten die deutsche Nachhaltigkeitspolitik auf den Prüfstand. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat von der Bundesregierung den Auftrag, diesen Peer Review auch für 2013 wieder zu organisieren." (3)

Peer Review: Deutschlands Nachhaltigkeitspolitik kommt unter die Lupe (9f)

GESELLSCHAFT

Thieme: „Der Nachhaltigkeitsrat sucht auch dabei den Dialog mit den unterschiedlichsten Akteuren. Der Rat will mit seinen Aktivitäten einen Beitrag dazu leisten, die deutsche Nachhaltigkeitspolitik auf eine noch breitere gesellschaftliche Grundlage zu stellen und das Entstehen einer Nachhaltigkeitskultur zu fördern. Wir alle sind Rio. Der Nachhaltigkeitsrat sucht auch dabei den Dialog mit den unterschiedlichsten Akteuren. Der Rat will mit seinen Aktivitäten einen Beitrag dazu leisten, die deutsche Nachhaltigkeitspolitik auf eine noch breitere gesellschaftliche Grundlage zu stellen und das Entstehen einer Nachhaltigkeitskultur zu fördern. Wir alle sind Rio." (3)

Der Nachhaltigkeitsrat stellte auf seiner Jahreskonferenz außerdem wieder besonders innovative und vorbildliche Nachhaltigkeitsinitiativen aus der Gesellschaft vor. So präsentieren sich unter anderem Projekte aus der „Werkstatt N", der RNE-Ideenwerkstatt für Nachhaltigkeit, und Engagierte, die dem Aufruf des Rates gefolgt waren und den Deutschen Aktionstag Nachhaltigkeit am 4. Juni mit eigenen Initiativen und Aktionen unterstützt hatten. Sie standen stellvertretend für die vielen Nachhaltigkeitsengagierten in Deutschland, die durch konkrete Aktionen das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung wirksam machen und so Bewegung in die Gesellschaft bringen.  (6)

Um 16.00 Uhr  ging es in der Session  „Gesellschaft in Bewegung: Aktionen mit Wirkungen".  Den  Wettbewerb lokale Bildungs- und Kompetenznetzwerke für Nachhaltigkeit" stellte Rüdiger Kruse, Mitglied des Deutschen Bundestags vor.  Über den Deutschen Aktionstag Nachhaltigkeit (DAN) berichtete Dr. Heinrich Graf von Bassewitz, Mitglied des Rates. Die Werkstatt N war das Thema von Prof. Dr. Lucia A. Reisch, Mitglied des Rates. (7)

Werkstatt N: Auf Grund des Erfolges des Kommunikationsprojektes Mission Sustainability (2007-2009) wurde mit dem Nachfolgeprojekt „WerkstattN" ein Auszeichnungswettbewerb zum bürgerschaftlichen Engagement eingeführt. (8)

„Werkstatt N" - eine Werkstatt für Nachhaltigkeit (9c)

Aktionstag: Bundesweites Engagement für mehr Nachhaltigkeit  (9a)

 

GESELLSCHAFTLICHER DIALOG / PARTIZIPATION

Unter den prioritären Themen für die Arbeit des RNE  steht dieses an erster Stelle:

„Vision 2050. Dialoge Zukunft" - Anknüpfend an die Ergebnisse des Peer Review zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik (2009) will der RNE das Fehlen einer übergreifenden Vision zur Nachhaltigkeit und einer Leitbild-Debatte aufgreifen. Angesichts des weltweit zu erwartenden Bevölkerungswachstums sind technologische Sprünge und wissenschaftliche Innovationen notwendig, die uns vor neue, auch ethische Herausforderungen stellen. Ein konkreter Baustein, um das Grand Design bis zum Jahr 2050 zu entwickeln ist das Projekt „Vision 2050. Dialoge Zukunft". Durch die Einbindung unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteure sollen in einem mehrstufigen Dialogprojekt neue und weitergehende Anstöße für wirkungsvolle Ziele und Vereinbarungen, gesellschaftliche Allianzen und Konventionen erzielt werden. Dieser Dialog wird methodisch und inhaltlich auf junge Leute mit Durchblick gesetzt, die untereinander, mit Ratsmitgliedern und einer Bandbreite gesellschaftlicher Akteure diskutieren.! (8)

Ein weiteres Thema der Prioritätenliste: „Bürgerschaftliches Engagement, Kultur der Anerkennung" - „Der RNE will bürgerschaftliches Engagement und eine Kultur der Anerkennung unterstützen. Beispielsweise könnten die Visionen deutscher Stiftungen zur Nachhaltigkeit als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements abgefragt werden." (8)

WISSENSCHAFT / NACHHALTIGKEITSFORSCHUNG

Aus der Prioritätenliste des RNE: "Bildung für nachhaltige Entwicklung", Integration, kulturelle Vielfalt

„Hochschulen stehen vor der Herausforderung, die Studierenden zu befähigen, die komplexen Probleme der modernen Gesellschaft zu lösen und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zur Leitschnur zu machen. Damit „Nachhaltigkeit und Wissenschaft" mehr Substanz und Anerkennung im gesamtem Bildungsbereich erhält, könnte ein Dialog den Sachstand aufgreifen (Hochschulrektoren-Konferenz, UN Dekade) um Öffentlichkeit herzustellen." (8)
 

BODEN  / LANDWIRTSCHAFT

Aus der Prioritätenliste des RNE:  „Flächenressourcen in Deutschland"

„Das Thema Landnutzung ist ein Querschnittsthema. Es berührt sowohl die Debatte um die demografische Entwicklung und das quantitative Wachstum als auch diejenige um Lebensstile. Auch die Fragen um das Ordnungsrecht und die Nachhaltigkeit (Freiwilligkeit, Verantwortung, staatliche Vorgaben) sowie die vertikale Koordination im Föderalismus sind angesprochen. Durch vorangegangene Arbeiten und die Empfehlung „Ziel-30-ha" hat der Nachhaltigkeitsrat in dieser Diskussion eine zentrale Rolle, die auch weiterhin mit neuen Initiativen ausgefüllt werden soll. Neben dem Indikator zur Flächeninanspruchnahme wird dabei auch der Indikator zum Flächenanteil des Öko-Landbaus eine wichtige Rolle spielen." (8) 

ROHSTOFFE

Aus der Prioritätenliste des RNE: „Rohstoffland Deutschland"?

„Trotz einer gut eingespielten Rohstoff- und Recyclingwirtschaft bleibt es vorerst dabei, dass Deutschlands Konsum ein großes, nicht erschlossenes Rohstoff-Lager bildet. Für strategische Rohstoffe gibt es bisher keine geschlossene Kreislaufwirtschaft. Mit einem „Made in Germany" - Ansatz zur Rohstoffgewinnung aus der Wertstofftonne (im Englischen oft urban mining) könnte eine Trendwende gelingen. Der Rat will sich des Themas annehmen um Ansätze einer nachhaltigen Rohstoffpolitik herauszuarbeiten. Das soll neben den Massenrohstoffen auch so genannte strategische Rohstoffe betreffen. Die Stärkung verantwortungsbewusster Strukturen in den Rohstoff-Ländern ist angesichts der steigenden Ressourcennachfrage und den damit verbundenen Belastungen für Umwelt und Klima in rohstoffreichen Ländern eine wichtige Aufgabe."  (8)

WASSER

Aus der Prioritätenliste des RNE: „Ein Anliegen des RNE ist es, auf die Bedeutung der anderen Umweltfaktoren und insbesondere auf die des Wassers hinzuweisen. Die effiziente Wassernutzung ist ebenso wichtig wie die effiziente Nutzung von Energie; gleichwohl wird diese Bedeutung derzeit meist vernachlässigt. Wassermangel und Wasserüberfluss sind in manchen Regionen der Welt vom Menschen beeinflusst und grenzen ihrerseits die Lebensqualität und die Entwicklungsmöglichkeiten erheblich ein. Bereits heute erkennbar ist, dass nationale Strategien zur Ernährung oftmals in Konflikte um Wasserressourcen münden." (8)

KOMMUNEN / MODERNE STADT

Aus der Prioritätenliste des RNE : „Nachhaltige Stadt / Oberbürgermeister für Nachhaltigkeit" - „Der RNE steht mit Oberbürgermeistern im Gespräch, die sich in ihren Städten auf besondere und führende Art und Weise der Idee und dem praktischen Vorankommen zur Nachhaltigkeit widmen. Sie entwickeln gemeinsam Grundsätze zur nachhaltigen Stadtentwicklung und formulieren politische Forderungen aus kommunaler Sicht. Ein Strategiepapier soll der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das weitere Vorgehen soll mit den OB besprochen werden. Der Rat hat in diesem Prozess die Rolle eines Initiators und Unterstützers." (8)

Dialog „Nachhaltige Stadt" - Oberbürgermeister für nachhaltige Entwicklung in Kommunen (9e)

DER RNE

Dem Rat für Nachhaltige Entwicklung gehören 15 Personen des öffentlichen Lebens an, die von der Bundeskanzlerin für eine Mandatszeit von drei Jahren berufen werden. Zu den Aufgaben des Rates gehören die Entwicklung von Beiträgen zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, die Benennung von konkreten Handlungsfeldern und Projekten sowie Beiträge, um Nachhaltigkeit zu einem wichtigen öffentlichen Anliegen zu machen. In der Wahl seiner Themen und Aktionsformen ist der Rat unabhängig. Ergebnisse aus der laufenden Arbeit sind zum Beispiel der Deutsche Nachhaltigkeitskodex, der Zukunftsdialog_Vision2050, Stellungnahmen zur Rohstoffpolitik, zur fiskalischen Nachhaltigkeit, zum Ökolandbau, die Projekte der Werkstatt N, der Strategiedialog mit Oberbürgermeistern sowie Beiträge zur „Green Economy" und zur Vorbereitung der Rio-Konferenz im Juni 2012. (Aus der Selbstbeschreibung des NRE, Quelle 1)

Prioritäre einzelne Themen für den Nachhaltigkeitsrat sind diese:  (8)

   „Vision 2050. Dialoge Zukunft"

   „Rohstoffland Deutschland"?

   Nachhaltiges Wirtschaften, Konsum und Lebensstile

   Nachhaltige Stadt / Oberbürgermeister für Nachhaltigkeit

   Fiskalische Nachhaltigkeitsstrategien

   Demografische Entwicklung, Gesundheit, Daseinsvorsorge

   Energie, Klima, Wasser, Mobilität

   Flächenressourcen in Deutschland

   "Bildung für nachhaltige Entwicklung", Integration, kulturelle Vielfalt

   Bürgerschaftliches Engagement, Kultur der Anerkennung

   Parlament und Nachhaltigkeit

   Stellungnahmen zu politischen Prozessen der Nachhaltigkeitsstrategie

   Jahreskonferenzen & weitere Kommunikationsarbeit

   Werkstatt N

Übersicht der Projekte des Nachhaltigkeitsrates. (9)

 

KOMMUNIKATIONSARBEIT DES RNE

„Auch in Zukunft sollen die Jahreskonferenzen das Flaggschiff der Kommunikationsarbeit des Rates bleiben. Um die Reichweite zu steigern ist es denkbar, den RNE-Newsletter und die Website weiter zu verbessern und eine Nachhaltigkeits-Präsenz im Bereich Social Media aufzubauen." (8)

Zusammenstellung: Manfred Ronzheimer

 

Quellen:

(1)

http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/presseinformationen/pressemitteilungen/jk-2012-einladung-31-05-2012/?size=1%200%E2%80%A11%200%202%200%E2%80%A10%EF%BF%BD%C2%A7blstr%3D0%2Ftrackback%2F&blstr=0

(2) http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2012/06/2012-06-25-jahrestagung-des-rne.html

(3) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/uploads/media/Thieme_Pressestatement_Jahreskonferenz_25-06-2012.pdf

(4) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/uploads/media/Zeitz_Pressestatement_Jahreskonferenz_25-06-2012.pdf

(5) Programm

http://www.nachhaltigkeitsrat.de/termine/veranstaltungen-des-rates/12-jahreskonferenz/?subid=6910&cHash=6d50a5d6d8

(6)  http://www.zukunftsprojekt-erde.de/veranstaltungen/weitere-highlights/jahreskonferenz-des-rne.html

(7) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/presseinformationen/pressemitteilungen/jahreskonferenz-25-06-2012/

(8)  http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/der-rat/arbeitsprogramm/?size=1%200%206%2000%201%207%20%20%20str%3D0-1%20union%20select%200%2C1%2C2%2C3%2C4%2C5%2C6%2C7--#c10493

(9) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/

(9a) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/eigene-projekte/dan/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

(9b) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/eigene-projekte/ideenwettbewerb/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

(9c)  http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/kommunikationsprojekte/werkstatt-n/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

(9d)  http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/eigene-projekte/deutscher-nachhaltigkeitskodex/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

(9e) http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/eigene-projekte/nachhaltige-stadt/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

(9f)  http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/projekte/eigene-projekte/peer-review-2009/?size=2amp%3Bblstr%3D0ttt&blstr=0

 

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