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Forschen für die Energiewende

16.05.2011

 

Forschen für die Energiewende

 

HZB-Chef Eberhardt auf dem Zukunftsforum Adlershof:  100 Prozent Erneuerbare sind möglich

Die wissenschaftliche Grundlage für das Thema legte Prof. Wolfgang Eberhardt, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie und Sprecher der IGAFA mit seiner Keynote "Forschung für das Zeitalter der erneuerbaren Energien", in dem er einen Überblick über die Entwicklung des Energieverbrauchs der letzten 40 Jahre, den Folgen für Umwelt und Klima sowie den technischen Lösungen für mehr Energieeffizienz wie umweltschonende Energieproduktion gab.

In den letzten vier Jahrzehnten hat sich der Energieverbrauch der Menschheit verdoppelt: von 232 ExaJoule im Jahr 1971 auf 479 EJ in 2005. Parallel dazu verdoppelte sich die Weltbevölkerung auf nunmehr nahezu 7 Mrd Menschen. Gedeckt wurde der wachsende Energieverbrauch durch den Zuwachs fossiler Energieträger, was zum Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre führte, wie es auf der Erde zuletzt vor 100.000 Jahren herrsche. Durch den Treibhauseffekt verloren die Gletscher seit 1850 die Hälfte ihres Volumens. „Wir überschreiten mit unseren CO2-Emissionen die Aufnahmekapazität des Planeten", betonte Eberhardt. Global mache dies einen Faktor von 1,3 aus, also eine Überlastung von 30 Prozent. Für Deutschland liege dieser Faktor bei 4, für die USA bei 9.

Besonders besorgniserregend sei es, dass die Klimaentwicklung nicht kontinuierlich verlaufe, sondern dass es so genannte „Kippschalter" gebe, mit denen sich ein Zustand abrupt in einen neuen verändere. Ein solcher Kippschalter sei der Golfstrom, dessen Verlauf sich durch einen sinkenden Salzgehalt aufgrund des eingetragenen Gletscherwassers verändern könne. „Das wäre traumatisch für Europa". Als ein anderer Kippschalter gilt Klimaforschern das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien mit der Folge erhöhter Methan-Freisetzung.

Der Ausweg aus diesem Teufelskreis müsse darin bestehen, so der HZB-Wissenschaftler, „das Feuer aus dem Energiezyklus zu verbannen". Kraftwerke, die Kohle verbrennen, müssen Wind- und Solarkraft sowie andere erneuerbare Energien ersetzt werden. Vor allem die Solarenergie besitze ein großes Potenzial. In einer Stunde strömt von der Sonne soviel Energie auf die Erde ein wie die Menschheit in einem Jahr verbraucht. Eberhardt: „Das Potenzial ist da, wir müssen es nur zu wirtschaftlichen Bedingungen erschließen".

Schon jetzt sei ein Deutschland die Branche der Erneuerbaren Energie auf 300.000 Beschäftigte angewachsen, ein Zuwachs um 330 Prozent gegenüber 1998. Bei den Produktionskosten seien zudem sinkende Preise zu erwarten, was der Verbreitung nütze. Koste derzeit eine kWh Strom aus Erneuerbaren Energiequellen 45 Cent, so werde in 20 Jahren mit 20 Cent gerechnet. Andere Strompreise müßten zudem völlig anders berechnet werden, bemerkte Eberhardt zur Atomenergie und den Schadensfällen von Fukushima und Hiroshima. „Wir haben keine echten Kosten für die Kernenergie, weil die Schäden sozialisiert werden".

Zum Gelingen der Energiewende seien noch zahlreiche Forschungsaufgaben zu bewältigen, von denen der HZB-Wissenschaftler eine Reihe streifte. Etwa die Batteriefrage für Elektroautos: Wenn nur 10 Prozent der der Autos mit Strom betrieben werden, werden für deren Batterien 450 Tonnen an Platin benötigt. Die Weltplatin-Förderung beträgt aber nur 180 Tonnen. Auch hier müsse schon jetzt über andere Technologien nachgedacht werden.

So werde noch wenig an der technischen Nachahmung der Photosynthese gearbeitet, obwohl diese ein Erfolgsmodell der Natur zur Umwandlung von Sonnenlicht in chemische Energie sei.

Abschließend zeigte sich Eberhardt überzeugt, dass eine Energieversorgung zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Quellen „irgendwann" möglich sein werde. Dazu seien aber der Netzausbau von neuen Stromtrassen und Fortschritte bei den Speichertechniken nötig. Vor allem müsse aber intensive Forschung dazu beitragen, eine Senkung der Kosten der Erneuerbaren Energien herbeizuführen.

Das Zukunftsforum Adlershof unter dem Titel „Innovationen für nachhaltige Energien" wurde  veranstaltet von der DKB Management School, der Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof (IGAFA e.V.) und der Wista Management GmbH. Die ganztägige Veranstaltung am 4. Mai 2011 in den Räumen des Forum Adlershof diskutierte unter anderem Visionen zur solaren Energiezukunft sowie andere Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft.

 Manfred Ronzheimer für InnoMonitor

Zur Person: Wolfgang Eberhardt

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